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Archippos
Ξανθία, σφών δ’ έστίν ορθός έκτέος / ό φαλλός, Eccl. 710 φέρε νυν φράσον
μοι, ταύτ’ άρέσκει σφών;.50
Interpretation Der Sprecher erkundigt sich danach, wer Wein und Wasser
im starken Verhältnis von eins zu eins gemischt hat (vgl. infra zu ϊσον ’ίσω).
Die Interpretation des Fragments hängt davon ab, ob σφών oder σφων gesetzt
wird, und wird ferner durch die Interpretation von κακόδαιμον bestimmt.
Wenn man das überlieferte σφών setzt (zu σφών s. supra zur Textgestalt,
richtet der Sprecher seine Frage an eine Person, die seiner Meinung nach nicht
an der Mischung des Weins beteiligt war („wer von ihnen mischte ihn eins
zu eins?“). Auf der Bühne finden sich in diesem Fall mindestens der Sprecher
und sein Gesprächspartner.
Die Anrede κακόδαιμον legt nahe, dass der Sprecher wegen der star-
ken Mischung (s. infra zu ϊσον ’ίσω) besorgt oder verärgert war (s. infra zu
κακόδαιμον); der Grund dafür muss allerdings dahingestellt bleiben: Er könnte
das Mischverhältnis sogar für zu schwach halten (da man auch reinen Wein
trinken könnte, z.B. zu Ehren des αγαθός δαίμων, s. infra zu έκέρασε).
Die einfachste Möglichkeit zur Kontextualisierung des Fragments besteht
darin, es als Teil einer Symposionszene zu interpretieren (s. bereits Osann
1834, 330-1), vgl. z.B. Pherecr. frr. 73 und 76; Amips. fr. 21 mit Orth 2013, 298
und s. Konstantakos 2005, 188 zu weiteren Beispielen.51 In diesem Fall könnte
man annehmen, dass der Sprecher der Symposiarch war (d. h. die Person, die
bei einem Symposion über das Mischverhältnis entschied, vgl. Plat. Symp.
213e-14a und s. Mau 1900, 613; Schmitt-Pantel 1998, 802) und dass die durch
σφών bezeichneten Personen Sklaven waren (da das Weinmischen in der Regel
in den Aufgabenbereich der Sklaven fiel, vgl. Antiph. fr. 137; Thphr. Char.
13,6; Athen. 10,423c). Möglich sind aber auch weitere Zusammenhänge, z.B.
eine einfache Trinkszene (vgl. Ar. Eq. 85-124, wo zwei Sklaven wie in einem
Symposion Wein trinken; s. dazu Konstantakos 2005, 198-9 mit Verweis auf
weitere Literatur),52 oder die Weinmischung durch einen Weinverkäufer (vgl.
Antiph. fr. 25 und Eub. fr. 80,4).
50 Vgl. ferner auch Ar. Ran. 1479-80 [Πλ.] χωρεϊτε τοίνυν, ώ Διόνυσ’, εϊσω ... / ϊνα
ξενίζω σφώ πριν άποπλεϊν (worauf Meineke FCG ΙΙ.2, 715 hinweist), in dem
der Pluralform χωρεϊτε der Vokativ im Singular (ώ Διόνυσ’) folgt, obwohl die
Aufforderung an Dionysos und Aischylos (vgl. σφώ) gerichtet ist, s. Dover 1993,
379.
51 Zur Auffassung, dass ein Symposion nicht auf der Bühne dargestellt worden sein
könnte, s. Konstantakos 2005, 185 Anm. 5.
52 Ein Symposion könnte auch nur erzählt oder vorgestellt worden sein, vgl. z. B. Ar.
Vesp. 1208-48 mit Konstantakos 2005, 199-200.
Archippos
Ξανθία, σφών δ’ έστίν ορθός έκτέος / ό φαλλός, Eccl. 710 φέρε νυν φράσον
μοι, ταύτ’ άρέσκει σφών;.50
Interpretation Der Sprecher erkundigt sich danach, wer Wein und Wasser
im starken Verhältnis von eins zu eins gemischt hat (vgl. infra zu ϊσον ’ίσω).
Die Interpretation des Fragments hängt davon ab, ob σφών oder σφων gesetzt
wird, und wird ferner durch die Interpretation von κακόδαιμον bestimmt.
Wenn man das überlieferte σφών setzt (zu σφών s. supra zur Textgestalt,
richtet der Sprecher seine Frage an eine Person, die seiner Meinung nach nicht
an der Mischung des Weins beteiligt war („wer von ihnen mischte ihn eins
zu eins?“). Auf der Bühne finden sich in diesem Fall mindestens der Sprecher
und sein Gesprächspartner.
Die Anrede κακόδαιμον legt nahe, dass der Sprecher wegen der star-
ken Mischung (s. infra zu ϊσον ’ίσω) besorgt oder verärgert war (s. infra zu
κακόδαιμον); der Grund dafür muss allerdings dahingestellt bleiben: Er könnte
das Mischverhältnis sogar für zu schwach halten (da man auch reinen Wein
trinken könnte, z.B. zu Ehren des αγαθός δαίμων, s. infra zu έκέρασε).
Die einfachste Möglichkeit zur Kontextualisierung des Fragments besteht
darin, es als Teil einer Symposionszene zu interpretieren (s. bereits Osann
1834, 330-1), vgl. z.B. Pherecr. frr. 73 und 76; Amips. fr. 21 mit Orth 2013, 298
und s. Konstantakos 2005, 188 zu weiteren Beispielen.51 In diesem Fall könnte
man annehmen, dass der Sprecher der Symposiarch war (d. h. die Person, die
bei einem Symposion über das Mischverhältnis entschied, vgl. Plat. Symp.
213e-14a und s. Mau 1900, 613; Schmitt-Pantel 1998, 802) und dass die durch
σφών bezeichneten Personen Sklaven waren (da das Weinmischen in der Regel
in den Aufgabenbereich der Sklaven fiel, vgl. Antiph. fr. 137; Thphr. Char.
13,6; Athen. 10,423c). Möglich sind aber auch weitere Zusammenhänge, z.B.
eine einfache Trinkszene (vgl. Ar. Eq. 85-124, wo zwei Sklaven wie in einem
Symposion Wein trinken; s. dazu Konstantakos 2005, 198-9 mit Verweis auf
weitere Literatur),52 oder die Weinmischung durch einen Weinverkäufer (vgl.
Antiph. fr. 25 und Eub. fr. 80,4).
50 Vgl. ferner auch Ar. Ran. 1479-80 [Πλ.] χωρεϊτε τοίνυν, ώ Διόνυσ’, εϊσω ... / ϊνα
ξενίζω σφώ πριν άποπλεϊν (worauf Meineke FCG ΙΙ.2, 715 hinweist), in dem
der Pluralform χωρεϊτε der Vokativ im Singular (ώ Διόνυσ’) folgt, obwohl die
Aufforderung an Dionysos und Aischylos (vgl. σφώ) gerichtet ist, s. Dover 1993,
379.
51 Zur Auffassung, dass ein Symposion nicht auf der Bühne dargestellt worden sein
könnte, s. Konstantakos 2005, 185 Anm. 5.
52 Ein Symposion könnte auch nur erzählt oder vorgestellt worden sein, vgl. z. B. Ar.
Vesp. 1208-48 mit Konstantakos 2005, 199-200.