Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
50

Archippos

Fassung von Archippos’ Άμφιτρύων (ß ') findet sich jedoch nur in Synag. B,55
während der Verweis auf den Titel von Diokles’ Komödie sowie auf Archippos’
Αμφιτρύων bei Photios nur in einem Nachtrag am Rand zu lesen sind, s. dazu
Theodoridis 1982, Ixi-lxvi.
Die Lesarten άσκοθύλακος (Photios) und άσκοθύλακον (Synag. B.)
könnten aus dem Lemmatisierungsverfahren (s. infra zur Textgestalt von fr.
33) entstanden sein. In welchem Kasus Archippos das Substantiv verwendet
hat, ist deshalb unsicher.
Interpretation Über die Bedeutung und Verwendung dieses selten belegten
Substantivs (Ar. fr. 180 und Diocl. com. fr. 3, die beide nur aus diesem Wort
bestehen) geben lediglich die einzelnen Bestandteile einen Hinweis, aus dem
das Wort άσκοθύλακος zusammengesetzt ist (s. auch LVG s. v. άσκοθύλακος),
ασκός bezeichnet im eigentlichen Sinne einen Schlauch aus Tierhaut (z. B.
Hom. Od. 10,19; Hdt. 3,9,1 und ferner Eur. Cycl. 527-9), der vor allem für
Flüssigkeiten verwendet wurde, vgl. für Wein z.B. Hom. Od. 5,265; Eur. El.
511; Ar. Thesm. 733-4 (s. Austin-Olson 2004, 252 und Orth 2014, 202 (adDiocl.
fr. 3) mit weiteren Stellen); für Milch Pind. Parth. fr. **104b,4 Sn.-Μ.; für Blut
Hdt. 1,214,4; für Wasser Hdt. 3,9,1. Vgl. ferner auch den mit Winden gefüllten
ασκός in Hom. Od. 10,19 und die ασκοί voll Mohn mit Honig und gemahlenen
Leinsamen in Thuc. 4,26,8. Der θύλακος wurde hingegen eher für trockene
Güter verwendet, insbesondere für Mehl (vgl. die in Orth 2014, 202 erwähnten
Stellen), und galt auch als eine Art Einkaufstasche (vgl. Ar. Av. 503 mit Dunbar
1995, 344). ασκοί und θύλακοι werden zusammen in Xen. An. 6,4,23 (eine
Aufzählung von Gegenständen, die die Soldaten mitnehmen, um Vorräte zu
besorgen) und Alex. fr. 88,4 (s. infra) erwähnt.56 Ein άσκοθύλακος könnte
daher ein Sack gewesen sein, der für flüssige und trockene Güter verwendet
wmrde; es ist aber auch möglich, dass es sich bei dem Substantiv um eine
komische Wortschöpfung handelte. Auch eine metaphorische Interpretation
von άσκοθύλακος ist denkbar (s. bereits Meineke FCG II.2, 716 und Arnott
1996, 235-6), da beide Substantive eine übertragene Bedeutung haben können,
vgl. z.B. für άσκός Epich. fr. 166 (in Bezug auf „aufgeblasene Menschen“); Ar.
Ach. 1002 (in Bezug auf Trinker; s. dazu Olson 2002, 320 mit weiteren Stellen)
und vgl. für θύλακος Plat. Tht. 161a. In diesem Fall stellt das bereits erwähnte
Alex. fr. 88 die engste Parallele zu Archippos’ Fragment dar: γενόμενος δ’
έννους μόλις / ρτησε κύλικα, καί λαβών έξης πυκνάς / ελκει καταντλεΐ, κατά

55 S. supra zur Diskussion zum Titel.
56 Zur Erwähnung von θύλακος als Behälter für Flüssigkeiten vgl. Diph. fr. 12
λάγυνον εχω κενόν, ώ ypaü, θύλακον δέ μεστόν.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften