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Ιχθύες

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ν. Chr. wird aber kontrovers diskutiert, da die Mehrheit der Informationen aus
der Komödie stammen, in der eine Übertreibung der normalen Preise gut vor-
stellbar ist. In der Komödie kommt der Fisch häufig und mannigfaltig vor:119
(a) Erwähnung von Fischen in Speisenkatalogen und Beschreibung ihrer
Zubereitung, s. supra zu fr. 12;
(b) Verspottung derjenigen, die Fisch hemmungslos verzehren (όψοφάγοι)
- das „Laster“ der όψοφαγία (s. dazu infra zu fr. 28) wird jedoch auch außerhalb
der Komödie Figuren oder Personen zum Vorwurf gemacht, vgl. Dem. 19,229;
Aeschin. 1,42 (s. Davidson 1993 und 2002b, 42-7, der sogar eine Verbindung
zwischen ό·ψοφαγία und antidemokratischen Ideen annimmt);
(c) Verspottung der Fischverkäufer, die zu teueren und/oder verdorbenen
Fisch anbieten, s. infra zu fr. 23.
In der attischen Komödie im Besonderen und in der griechischen Literatur
im Allgemeinen wird insgesamt kein positives Bild von Fischen gezeichnet.
Vielmehr werden Fische als feindliche und bisweilen gefährliche Tiere wahr-
genommen. Grund dafür ist vielleicht ihre Zugehörigkeit zum Wasser, das
den Menschen als ein ebenso feindliches wie fremdes Element erschien, s.
dazu infra zu fr. 28.
Zu Athenaios’ Verweis auf ein von ihm verfasstes Buch, in dem auf die
in fr. 27 erwähnten θράτται (Heringe) Bezug genommen wird, s. infra zum
Zitatkontext dieses Fragments.
Inhalt Die Pluralform des Titels verweist aller Wahrscheinlichkeit nach auf
die Mitglieder des Chores (vgl. Aristophanes’ Frösche), die jeweils verschiedene
Fischsorten dargestellt haben könnten (vgl. Aristophanes’ Vögel).120 Fische
sind in der Regel (aber nicht ohne Ausnahmen, s. infra zu fr. 16) durch ihr
Stummsein gekennzeichnet. Deshalb hat ein Chor aus Fischen, die norma-
lerweise stumm sind und nicht außerhalb des Wassers leben können, bereits
an sich ein stark komisches Potential, das durch besondere Kostüme und
Masken der Choreuten verstärkt worden sein könnte. Ihre Kostüme mussten
selbstverständlich an Fische erinnern, aber gleichzeitig Tanzbewegungen
erlauben, s. Lawler 1941, 152 und Farioli 2001, 159 mit Anm. 65 (mit Verweis

119 Die Tatsache, dass eine hohe Anzahl von Fragmenten über Fische erhalten ist, erklärt
sich zumindest zum Teil dadurch, dass diese Texte in Athenaios’ Deipnosophisten
überliefert sind und als Nachweisstellen für die Interessen des Verfassers gelten.
120 Nicht überzeugend sind Websters Argumente (1956, 112 und 1960, 262-3) für die
Zusammensetzung des Chores aus Menschen: Zum einen beruft er sich auf fr. *30
(„Herren Fische“), zum anderen interpretiert er die Darstellung eines „wattier-
ten“ Mannes ohne Phallos auf einem blauen Fisch auf einer athenischen oinochoe
(Crosby 1955, Taf. 37) als eine mögliche Abbildung der Komödie.
 
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