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Archippos

nach Farioli (2001) zwei komische Motive angelegt: (a) Die Umkehrung der
Welt durch die Anthropomorphisierung der Fische (S. 159-64) und (b) die
Vorschriften, die die Fische den Menschen in Bezug auf das (verbotene) Essen
von Fischen machen, und die Strafen, die den Menschen auferlegt wurden,
die sich den Fischen gegenüber feindlich verhalten hatten («descrizione
delle prescrizioni imposte agli uomini in materia di cibo marino e delle pene
inflitte ai trasgressori e a quanti nella vita si erano dimostrati γένος άνόσιος
e πολέμιος nei confronti dei pesci; questa categoria sarä stata composta
sostanzialmente dai pescatori, dai pescivendoli e dai ghiottoni», S. 164).126
Deshalb werden die Fische nach Farioli durch die Anwendung des Rechts des
Stärkeren, dessen sich die Menschen gegen die Fische bedient hatten (S. 169
und 228), von Unterdrückten zu Unterdrückern. Zu diesem Ergebnis kommt
sie vor allem anhand der Beschreibung der Misshandlung der Fische durch
den Fischverkäufer Flermaios (fr. 23); der Auskunft über die Auslieferung des
Schlemmers Melanthios, der von den Fischen gegessen werden musste (fr.
28, s. aber dazu infrd)·, sowie ferner unter Berücksichtigung von frr. 19-20
und der Parallele zu der Beschreibung des Vogelverkäufers Philokrates in den
Vögeln (s. infrd). Falls diese Annahme stimmt und die Fische Melanthios (und
eventuell auch andere Menschen) wirklich verzehrten und den Menschen im
Laufe der Handlung eine Diät ohne Fischfleisch auferlegten,127 diente also
Essen (nach Farioli 2001, 166) als ein Mittel für die Ausübung gesellschaftli-
cher Kontrolle, wie sie auch in Aristophanes’ Vögeln in mehrfacher Hinsicht
ausgeübt wird: Die den Vögeln feindlich gesinnten Menschen werden bedroht
(1084-7); die Nahrungszufuhr zu den Göttern wird blockiert (1515-24); die
rebellischen Vögel werden zubereitet und verzehrt (1583-5). Anders inter-
pretiert Rothwell (2007, 128) die menschliche Darstellung der Fische: Dabei

126 Dieses komische Motiv lässt sich aber anhand der Fragmente nicht mit Sicherheit
bestätigen und stützt sich häufig auf die Parallele zu anderen komischen Darstel-
lungen einer verkehrten Welt (monde reverse).
12' Der menschliche Fleischverzehr spielte wahrscheinlich eine zentrale Rolle in
Krates’ Θηρία. So verpflichten sich die Menschen in Crates fr. 19 dazu, sich in
Zukunft nicht von Fleisch, sondern nur von Fisch und Gemüse zu ernähren, s.
dazu Farioli 2001, 67-70. Das Verbot, Fisch zu essen, sei die Folge eines militäri-
schen Sieges der Fische oder die Bedingung, unter der es die Fische den Menschen
erlaubten, das Meer zu durchfahren (vgl. die Kontrolle des Himmels durch die
Vögel in der aristophanischen Komödie). Als Bestätigung ihres Sieges haben sich
außerdem die Fische menschlicher Frauen bemächtigt, die sie später gemäß dem
Friedensvertrag (fr. 27, vgl. aber dazu infrd) zurückgegeben haben (Farioli 2001,
173 und 212 nennt als Parallele dazu Ar. Av. 667-74, wo Peisetairos und Euelpides
die Schönheit der Prokne preisen).
 
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