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Archippos

überzeugend ist Meinekes Vorschlag (FCG I, 207, wo Κήρυξ gesetzt wird), bei
κήρυξ auch eine Anspielung auf das Geschlecht der Keryken - auch anhand
der Anspielung auf die Γαλεώται in fr. 15 - zu lesen, das zusammen mit den
Eumolpidai die wichtigsten Ämter im Rahmen des eleusinischen Kults in-
nehatte (zu den Keryken vgl. Thuc. 8,53,2 mit HCT V, 913 mit Verweis auf
Primärtexte und Sekundärliteratur; [Arist.] Ath. Pol. 39,2 und 57,1 mit Rhodes
1981, 465 und 637).
Das Fragment erinnert einerseits an die zahlreichen kennings in Bezug auf
Meerestiere (vgl. infra zu τρόφιμος),221 andererseits an die Art und Weise, wie
einige der in fr. 27 erwähnten Athener bezeichnet werden, und zwar durch
Fischnamen (oder fischähnliche Namen), durch die Erwähnung ihrer Eltern
(die ebenso Fischnamen tragen) und/oder die Erwähnung ihrer Herkunft
(z. B. Αναγυρουντόθεν τούς Κορακίωνας και Κωβιού τού Σαλαμινίου τόκον).
Auch deshalb kann man nicht nur für möglich halten, dass κήρυξ, θάλασσα
und πορφύρα Meerestiere waren, sondern auch, dass es sich bei ihnen um
menschliche Figuren handelte (vgl. infra zu den Lemmata); vgl. dazu das auf
der Polysemie des Substantivs κήρυξ gebildete Wortspiel in Archestr. fr. 7,6-7
Olson-Sens τούς κήρυκας δ’ έπιτρίψαι / ό Ζεύς τούς τε θαλασσογενεΐς και
τούς αγοραίους („die Herolde / möge Zeus vernichten, die, die im Meer ge-
boren sind, und die, die auf der Agora verkehren“, s. Olson-Sens 2000, 43).
Die asyndetische Auflistung von Informationen über den κήρυξ als Sohn
von πορφύρα geht außerdem auf die vollständige Formel zurück, mit der
man sich in Athen vorstellen oder eine andere Person bezeichnen konnte,
vgl. Ar. Nub. 134 Φείδωνος υιός Στρεή/ιάδης Κικυννόθεν (mit Dover 1968,
111 mit Verweis auch auf nicht-komische Stellen); Sus. fr. 1,1-2 Σουσαρίων
λέγει τάδε, / υιός Φιλίνου Μεγαρόθεν Τριποδίσκιος (im Rahmen einer offizi-
ellen Proklamation).222 Dabei könnte also κήρυξ dem Eigennamen, θάλαττης
τρόφιμος der Herkunftsbezeichnung (die für Nicht-Athener das Demotikon
ersetzt) und πορφύρα der Auskunft über die Eltern (in diesem Falle der Mutter,
vgl. infra) entsprechen. Kürzere Formeln sind auch möglich: Eigenname +
Name des Vaters z. B. in Phryn. com. fr. 55; Ar. Ran. 22; Eigenname + Demotikon
in Theopomp. com. fr. 5 (vgl. auch infra)·, nur der Name des Vaters z. B. in Ar.

221 Nesselrath (1990, 252 Anm. 29) erwähnt das vorliegende Fragment und fr. 18 als
Zeugnisse für die breite Verwendung von dithyrambischen Sprachelementen bei
den Dichtern der Übergangszeit zwischen der Alten und Mittleren Komödie.
222 Vgl. außerdem die Frage, die Hermes Trygaios stellt, als er an die Tür des Zeus
klopft in Ar. Pac. 185-6 (mit Olson 1998, 103-4).
 
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