Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
174

Archippos

Interpretation Die drei erwähnten Fischgattungen (zu Fischaufzählungen
in der Komödie s. supra zu fr. 12) sind durch ihre nicht-griechische Herkunft
verbunden. Bei μαιώται lässt sich ein möglicher Witz aufspüren, und zwar
eine komische Anspielung auf den gleichnamigen skythischen Volksstamm
am Schwarzen Meer. Da in den Fragmenten der Ichthyes die Fische durch
menschlichen Züge charakterisiert werden und in einer Gesellschaft organi-
siert zu sein scheinen, die an die der Menschen erinnert (s. supra zum Inhalt
der Komödie), ist es möglich, dass die im vorliegenden Fragment erwähn-
ten exotischen Fische für Barbaren gehalten und - wie die menschlichen
Nicht-Athener - zur Zielscheibe des komischen Spottes wurden. Mit einer
nicht-athenischen Herkunft wird in den Ichthyes der ägyptische und negativ
konnotierte Fischverkäufer Hermaios in fr. 23 erwähnt. Zur Verbindung von
Fischen (oder Fischnamen) und einer geographischen Herkunftsangabe vgl.
infra zu fr. 27.229
μαιώτας Eine Identifikation der μαιώται genannten Fische ist nicht
möglich (s. dazu Thompson 1947, 155; Dalby 2003, 233). Athenaios bezeugt
die Herkunft dieser Fischgattung aus dem Nil, auf die auch Aelian (Nat. an.
10,19) hinweist, der darüber hinaus auch erwähnt, dass sie für heilig gehal-
ten wurden, weil sie durch ihr Verhalten ein bevorstehendes Hochwasser
des Flusses anzeigen konnten. Im vorliegenden Fragment kann es sich bei
den μαιώται aber nicht nur um Nilfische handeln, da Athenaios ferner auch
bezeugt, dass diese Fischart auch zahlreich in der Gegend vom Schwarzen
Meer (περί τον Πόντον) zu finden war (vgl. supra zum Zitatkontext). Die
von Athenaios erwähnte Verbindung ihres Namens mit der Μαιώτις λίμνη
(dem Maiotischen Meer, heute als Asowsches Meer bezeichnet) könnte eine
Paretymologie sein. Solch eine Assoziation könnte im Fragment durchaus eine
Rolle gespielt haben; man könnte z. B. ein Wortspiel mit dem Fischnamen und
dem gleichnamigen skythischen Volksstamm annehmen, vgl. den wahrschein-
lich ähnlich strukturierten Witz in Com. ad. fr. 1146,14, wobei das Fragment
unter anderem auch Archippos’ Ichthyes zugeschrieben wurde (s. supra zum
Abschnitt „Die Ichthyes und die sogenannte Comoedia Dukiana“). Zu weiteren
Fischen, deren Name aus ihrer Herkunft abgeleitet sein könnte, s. Strömberg
1943, 85-6, der darunter auch die θράτται (vgl. fr. 27) erwähnt.
σαπέρδας Die Identifikation dieses Fisches ist unsicher. Nach Dorion ap.
Athen. 3,118b und Euthydem. ap. Athen. 7,308e ist σαπέρδης (s. Thompson
1947, 226; Gow 1965, 110; Olson-Sens 2000, 165; Garcia Soler 2001, 206; Dalby

229 Sofia (2008, 494) schließt aus der ägyptischen Herkunft des Fischverkäufer Her-
maios (fr. 23) darauf, dass die im vorliegenden Fragment erwähnten Fische von
ihm verkauft wurden.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften