198
Archippos
s. Schmid 1946, 157 «άγροΰ πυγή etwa = Bauernflegel».267 Was genau damit
gemeint war, lässt sich nicht mit Sicherheit bestimmen. Neben der idyllischen
Lebensweise des Landes (im Gegenteil zum unruhigen und verkommenen
Leben in der Stadt, z.B. in Ar. fr. 402) erscheint das Land (s. dazu Ehrenberg
1951, 82-9) mitsamt seinen Bewohnern in der Komödie häufig als grob und
einfältig, vgl. άγρός (Epich. fr. 219; Ar. Nub. 138, Eccl. 432-3 mit Ussher 1973,
135; Com. adesp. fr. *263), αγροίκος (Ar. Eq. 808, Nub. 47 die Gegenüberstellung
zwischen dem αγροίκος Strepsiades und seiner Frau έξ άστεως, 1457, Pac. 1185)
und άγροίκως (Ar. Vesp. 1320 mit Biles-Olson 2015, 467).
Für eine negative Nuance des Sprichworts bei Archippos spricht außer-
dem das Adverb σφόδρα bei Photios und Eustathios - falls sich diese Stellen
tatsächlich auf Archippos bezogen. Dennoch suggeriert die Verwendung
von πυγή („Gesäß“, „Hinterbacken“) statt z.B. πρωκτός,268 dass Archippos’
Verwendung der Redewendung - wenngleich negativ gemeint - keine vulgäre
Beleidigung war. πυγή - in Archil. 187 W.2 und oft in der Komödie verwendet
(z.B. Ar. Nub. 1014, Pac. 868 mit Olson 1998, 237, Lys. 82, Thesm. 1187, Ran.
1095, Eccl. 965; Eub. fr. 106,23; Machon 226, 329, 430 Gow) - findet sich auch
in der medizinischen Literatur in Hp. Nat. puer. vol. VH p. 490,10 Littre; [Arist.]
Phgn. 810bl; s. dazu Henderson 1991, 201-2. Das Fehlen des Substantivs in den
gehobenen Gattungen269 wird außerdem durch die dort bezeugten Komposita
(Hes. Op. 373 πυγοστόλος; Soph. fr. 1085 R.2 πύγαργος) ausgeglichen.
Nach den weiteren Erläuterungen in den Quellen hat άγροΰ πυγή eine
deutlich positive Konnotation (1) in Bezug auf Teile des Landes, die von Natur
aus besonders ergiebig sind (vgl. Prov. cod. Par. Suppl. 676 τά πιότερα τοΰ
άγροΰ μέρη ... και οι ζάπλουτοι άγροί πυγα'ι λέγονται und Hesych. α 837
τά πιότερα τού άγροΰ καί ζάπλουτοι άγροΰ πυγαί; Eust. in II. 310,3 vol. I ρ.
481,15 van der Valk τό πιότατον τοΰ άγροΰ) oder (2) in Bezug auf diejenigen,
die sich unermüdlich (vgl. λϊπαρώς in Hesych. α 837; Prov. cod. Par. Suppl.
676; Prov. Bodl. 15; Phot, α 272 (= Paus. att. α 21); Sud. α 371 - Macar. 1,3
267 Zu dieser Interpretation s. auch PCG II, 548. An dieser Stelle wird das Sprichwort
mit dem Ausdruck άχυρα των αστών verglichen, der in Ar. Ach. 508 (mit Olson
2002, 203) auf die Metöken bezogen wird.
268 Das Substantiv πρωκτός kommt außer in den lexikographischen Quellen nur bei
den lambographen (Hippon. 107,32 Deg.2 = 104,32 W.2) und den Komikern vor, s.
dazu Henderson 1991, 201.
269 S. Wackernagel 1916, 225-7, der das Wort für vulgär hält, weil es in den home-
rischen Texten nicht vorkommt. Dort ist hingegen γλουτός belegt (Hom. II. 5,66,
8,340, 13,651). Zu den weiteren Bezeichnungen κοχώναι und προχώναι vgl. infra
zu fr. 43.
Archippos
s. Schmid 1946, 157 «άγροΰ πυγή etwa = Bauernflegel».267 Was genau damit
gemeint war, lässt sich nicht mit Sicherheit bestimmen. Neben der idyllischen
Lebensweise des Landes (im Gegenteil zum unruhigen und verkommenen
Leben in der Stadt, z.B. in Ar. fr. 402) erscheint das Land (s. dazu Ehrenberg
1951, 82-9) mitsamt seinen Bewohnern in der Komödie häufig als grob und
einfältig, vgl. άγρός (Epich. fr. 219; Ar. Nub. 138, Eccl. 432-3 mit Ussher 1973,
135; Com. adesp. fr. *263), αγροίκος (Ar. Eq. 808, Nub. 47 die Gegenüberstellung
zwischen dem αγροίκος Strepsiades und seiner Frau έξ άστεως, 1457, Pac. 1185)
und άγροίκως (Ar. Vesp. 1320 mit Biles-Olson 2015, 467).
Für eine negative Nuance des Sprichworts bei Archippos spricht außer-
dem das Adverb σφόδρα bei Photios und Eustathios - falls sich diese Stellen
tatsächlich auf Archippos bezogen. Dennoch suggeriert die Verwendung
von πυγή („Gesäß“, „Hinterbacken“) statt z.B. πρωκτός,268 dass Archippos’
Verwendung der Redewendung - wenngleich negativ gemeint - keine vulgäre
Beleidigung war. πυγή - in Archil. 187 W.2 und oft in der Komödie verwendet
(z.B. Ar. Nub. 1014, Pac. 868 mit Olson 1998, 237, Lys. 82, Thesm. 1187, Ran.
1095, Eccl. 965; Eub. fr. 106,23; Machon 226, 329, 430 Gow) - findet sich auch
in der medizinischen Literatur in Hp. Nat. puer. vol. VH p. 490,10 Littre; [Arist.]
Phgn. 810bl; s. dazu Henderson 1991, 201-2. Das Fehlen des Substantivs in den
gehobenen Gattungen269 wird außerdem durch die dort bezeugten Komposita
(Hes. Op. 373 πυγοστόλος; Soph. fr. 1085 R.2 πύγαργος) ausgeglichen.
Nach den weiteren Erläuterungen in den Quellen hat άγροΰ πυγή eine
deutlich positive Konnotation (1) in Bezug auf Teile des Landes, die von Natur
aus besonders ergiebig sind (vgl. Prov. cod. Par. Suppl. 676 τά πιότερα τοΰ
άγροΰ μέρη ... και οι ζάπλουτοι άγροί πυγα'ι λέγονται und Hesych. α 837
τά πιότερα τού άγροΰ καί ζάπλουτοι άγροΰ πυγαί; Eust. in II. 310,3 vol. I ρ.
481,15 van der Valk τό πιότατον τοΰ άγροΰ) oder (2) in Bezug auf diejenigen,
die sich unermüdlich (vgl. λϊπαρώς in Hesych. α 837; Prov. cod. Par. Suppl.
676; Prov. Bodl. 15; Phot, α 272 (= Paus. att. α 21); Sud. α 371 - Macar. 1,3
267 Zu dieser Interpretation s. auch PCG II, 548. An dieser Stelle wird das Sprichwort
mit dem Ausdruck άχυρα των αστών verglichen, der in Ar. Ach. 508 (mit Olson
2002, 203) auf die Metöken bezogen wird.
268 Das Substantiv πρωκτός kommt außer in den lexikographischen Quellen nur bei
den lambographen (Hippon. 107,32 Deg.2 = 104,32 W.2) und den Komikern vor, s.
dazu Henderson 1991, 201.
269 S. Wackernagel 1916, 225-7, der das Wort für vulgär hält, weil es in den home-
rischen Texten nicht vorkommt. Dort ist hingegen γλουτός belegt (Hom. II. 5,66,
8,340, 13,651). Zu den weiteren Bezeichnungen κοχώναι und προχώναι vgl. infra
zu fr. 43.