Ιχθύες (fr. *30)
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gen) war ein üblicher Ausdruck, um Menschen zu bezeichnen und sie - im
Vokativ - anzusprechen, s. dazu KG I, 271-2 und vgl. άνδρες δικασταί (z.B.
in Ar. Vesp. 908; Lys. 13,3; Plat. Apol. 26d; Aeschin. 1,78; Dem. 18,196) und
άνδρες Αθηναίοι (z.B. Thuc. 1,53,2; Lys. 13,3; Plat. Apol. 17c) in Bezug auf
das Schwurgericht (s. dazu Dickey 1996, 177-82); άνδρες κοπρολόγοι in Ar.
Pac. 9 (mit Olson 1998, 69); άνδρες συμπόται in Adesp. eleg. fr. 27,1 W.2;
Plat. Symp. 216d; Alex. fr. 116,7. Solche Anreden sind sowohl in formellen
(wie bei Reden vor Gericht oder vor der Volksversammlung, bei Reden an
die Soldaten oder bei Botenberichten, vgl. die oben erwähnten Stellen und s.
Farioli 2001, 168) als auch in informellen Situationen (vgl. z.B. Ar. Pac. 500
άνδρες Μεγαρής) angemessen, so dass άνδρες ιχθύες in Archippos’ Komödie
im Rahmen einer offiziellen Situation (vgl. frr. 14,16) oder in jedem beliebigen,
gewöhnlichen Zusammenhang ausgesprochen worden sein könnte. Dass der
Ausdruck in einem für den Menschen typischen Kontext vorkam, suggeriert
auch die Verwendung von άνήρ in Bezug auf den Hund Labes in der Szene
des Hund-Prozesses in Ar. Vesp. 923 κυνών άπάντων άνδρα μονοφαγίστατον
(s. dazu Biles-Olson 2015, 356).
Die angesprochenen Herren Fische sind wahrscheinlich mit mehreren
Fisch-Figuren des Dramas oder mit dem Chor zu identifizieren. Die Frage, ob
es sich bei der Identität des Sprechers um einen Fisch (die Fische können sich
genauso wie Menschen ausgedrückt haben, vgl. supra zum Vertrag in fr. 27)
oder um einen Menschen handelt, der seine üblichen Redewendungen den
(tierischen) Gesprächspartnern anpasst, muss offen bleiben.271
Tierische Chöre und ihre Mitglieder werden in der Komödie oft durch
Periphrasen angesprochen, vgl. z.B. Ar. Av. 229 ’ίτω τις ώδε των έμών όμο-
πτέρων (Epops spricht; lyr.), 1088 εύδαιμον φϋλον πτηνών (der Chor von sich
selbst; lyr.), 1707 ώ τρισμακάριον πτηνόν ορνίθων γένος (der Bote spricht),
1755-7 ώ φύλα πάντα σύννομων / πτεροφόρ’ (Peisetairos an den Chor ge-
richtet; lyr.), Ar. Ran. 240 ώ φιλωδόν γένος (Dionysos spricht; lyr.). Selten
erfolgt eine Anrede des Tierchores durch den Gattungsnamen, vgl. Ar. Vesp.
271 Kaibel (1889, 50) führte das Fragment auf eine Volksversammlung der Fische zu-
rück, die von ihren Demagogen angeredet wurden; s. auch Wilkins 2000a, 346 «Fr.
30 [...] may costitute a stage in the play where the chorus was being won round
and on the way to incorporation with the human beings» und s. Rothwell 2007,
126, der eine politische Versammlung annimmt. Kock (CAFI, 685) interpretierte das
Fragment hingegen als eine „Ehrenanrede“ von Gesandten der Athener in Bezug
auf die Fische. Meineke (FCGI, 207) und Kassel-Austin (in PCG H, 548 «ex oratione
apud Piscium populum habita») sprechen sich zu Recht nicht über die Identität der
Sprecher aus.
201
gen) war ein üblicher Ausdruck, um Menschen zu bezeichnen und sie - im
Vokativ - anzusprechen, s. dazu KG I, 271-2 und vgl. άνδρες δικασταί (z.B.
in Ar. Vesp. 908; Lys. 13,3; Plat. Apol. 26d; Aeschin. 1,78; Dem. 18,196) und
άνδρες Αθηναίοι (z.B. Thuc. 1,53,2; Lys. 13,3; Plat. Apol. 17c) in Bezug auf
das Schwurgericht (s. dazu Dickey 1996, 177-82); άνδρες κοπρολόγοι in Ar.
Pac. 9 (mit Olson 1998, 69); άνδρες συμπόται in Adesp. eleg. fr. 27,1 W.2;
Plat. Symp. 216d; Alex. fr. 116,7. Solche Anreden sind sowohl in formellen
(wie bei Reden vor Gericht oder vor der Volksversammlung, bei Reden an
die Soldaten oder bei Botenberichten, vgl. die oben erwähnten Stellen und s.
Farioli 2001, 168) als auch in informellen Situationen (vgl. z.B. Ar. Pac. 500
άνδρες Μεγαρής) angemessen, so dass άνδρες ιχθύες in Archippos’ Komödie
im Rahmen einer offiziellen Situation (vgl. frr. 14,16) oder in jedem beliebigen,
gewöhnlichen Zusammenhang ausgesprochen worden sein könnte. Dass der
Ausdruck in einem für den Menschen typischen Kontext vorkam, suggeriert
auch die Verwendung von άνήρ in Bezug auf den Hund Labes in der Szene
des Hund-Prozesses in Ar. Vesp. 923 κυνών άπάντων άνδρα μονοφαγίστατον
(s. dazu Biles-Olson 2015, 356).
Die angesprochenen Herren Fische sind wahrscheinlich mit mehreren
Fisch-Figuren des Dramas oder mit dem Chor zu identifizieren. Die Frage, ob
es sich bei der Identität des Sprechers um einen Fisch (die Fische können sich
genauso wie Menschen ausgedrückt haben, vgl. supra zum Vertrag in fr. 27)
oder um einen Menschen handelt, der seine üblichen Redewendungen den
(tierischen) Gesprächspartnern anpasst, muss offen bleiben.271
Tierische Chöre und ihre Mitglieder werden in der Komödie oft durch
Periphrasen angesprochen, vgl. z.B. Ar. Av. 229 ’ίτω τις ώδε των έμών όμο-
πτέρων (Epops spricht; lyr.), 1088 εύδαιμον φϋλον πτηνών (der Chor von sich
selbst; lyr.), 1707 ώ τρισμακάριον πτηνόν ορνίθων γένος (der Bote spricht),
1755-7 ώ φύλα πάντα σύννομων / πτεροφόρ’ (Peisetairos an den Chor ge-
richtet; lyr.), Ar. Ran. 240 ώ φιλωδόν γένος (Dionysos spricht; lyr.). Selten
erfolgt eine Anrede des Tierchores durch den Gattungsnamen, vgl. Ar. Vesp.
271 Kaibel (1889, 50) führte das Fragment auf eine Volksversammlung der Fische zu-
rück, die von ihren Demagogen angeredet wurden; s. auch Wilkins 2000a, 346 «Fr.
30 [...] may costitute a stage in the play where the chorus was being won round
and on the way to incorporation with the human beings» und s. Rothwell 2007,
126, der eine politische Versammlung annimmt. Kock (CAFI, 685) interpretierte das
Fragment hingegen als eine „Ehrenanrede“ von Gesandten der Athener in Bezug
auf die Fische. Meineke (FCGI, 207) und Kassel-Austin (in PCG H, 548 «ex oratione
apud Piscium populum habita») sprechen sich zu Recht nicht über die Identität der
Sprecher aus.