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Archippos
Das Motiv, dass einer Gottheit kein Altar gewidmet ist und dass sich der
Gott somit durch keine Kulthandlung erreichen lässt, ßndet sich bei Aischylos
für Θάνατος, d. h. für die Personifizierung des Todes und somit einer mensch-
lichen Erfahrung, die für unveränderlich oder unvermeidbar gehalten wird,
vgl. Aesch. Niobe fr. 161 R. μόνος θεών γάρ Θάνατος ού δώρων έρά, / ούδ’ αν
τι θύων ούδ’ έπισπένδων άνοις, / ούδ’ εστι βωμός ούδέ παιωνίζεται- / μόνου δε
Πειθώ δαιμόνων άποστατεΐ („Denn Thanatos ist der einzige unter den Göttern,
der keine Gaben mag, weder durch ein Opfer noch ein Trankopfer könntest
du etwas gewinnen / noch gibt es einen (ihm gewidmeten) Altar noch wird er
durch Paiane verehrt; / und ihm allein unter den Gottheiten kommt Peitho nicht
näher“). Die engste Parallele zu Archippos’ Fragment ist aber Eur. Antigone fr.
170 Kn. ούκ εστι Πειθούς ιερόν άλλο πλήν λόγος, / και βωμός αύτής έστ’ έν
άνθρώπου φύσει („Es gibt keinen Tempel der Peitho außer das Wort / und ihr
Altar befindet sich im menschlichen Geschlecht“), in dem durch das Fehlen
von „traditionellen“ Heiligtümern die enge Verbindung zwischen Peitho und
den Menschen angedeutet wird, die die Fähigkeit besitzen, durch den λόγος
(u. a. „Wort“, „Rede“, „Überlegung“) zu überzeugen.371 Diese Stelle greift wahr-
scheinlich Archippos’ Fragment auf, das zudem durch einen tragischen Tonfall
gekennzeichnet ist (vgl. das Fehlen von Auflösungen).372 Die Parallelen zum
vorliegenden Archipposfragment werden ferner durch die Rede von Peitho,
die Überlegung zu den (fehlenden) Altären der Göttin sowie durch die fast
gleichbedeutenden Wendungen έν άνθρώπου φύσει und έν γυναιξιν ουτ’ έν
άνδρεία φύσει (s. infra zum Lemma) deutlich. Der Inhalt der beiden Fragmente
scheint gegensätzlich, dennoch suggeriert die Vergangenheit bei Archippos
(vgl. ήν in v. 1), dass die im Fragment beschriebene Lage anders war als es die
aktuelle Situation ist. Demnach könnte - als eine von mehreren Möglichkeiten
und sofern es in den direkt daran anschließenden Versen nicht weiter um
371 Eur. fr. 170,1 Kn. und Aesch. fr. 161,1 R. werden von den Tragikern selbst in Ar.
Ran. 1391-2 vorgetragen (s. infra).
372 Eine Verbindung von Archippos’ Fragment mit der euripideischen Stelle nimmt
als erster Raines (1934, 338) an, der die Archipposstelle als eine Art komische
Antwort auf Euripides deutet. Diese sei außerdem eine Verschmelzung von Aesch.
fr. 161 R. und Eur. fr. 170 Kn. Auch anhand der Interpretation von Archippos als
Nachahmer des Aristophanes (s. dazu supra zum Abschnitt „Archippos und die
andere Komödiendichter“) geht Raines davon aus, dass die Aristophanesstelle (s.
Anm. 371) Archippos’ Fragment in irgendeiner Form zugrunde gelegen haben
könnte («possibly Archippus had the Aristophanic passage in mind in this pa-
rody»). Nicht zutreffend scheint der von Demiahczuk (1912, 11) vorgeschlagene
Vergleich der Archipposstelle mit Eur. Andr. 956 κοσμεΐν γυναίκας τάς γυναικείας
φύσεις (Β, νόσους MSS).
Archippos
Das Motiv, dass einer Gottheit kein Altar gewidmet ist und dass sich der
Gott somit durch keine Kulthandlung erreichen lässt, ßndet sich bei Aischylos
für Θάνατος, d. h. für die Personifizierung des Todes und somit einer mensch-
lichen Erfahrung, die für unveränderlich oder unvermeidbar gehalten wird,
vgl. Aesch. Niobe fr. 161 R. μόνος θεών γάρ Θάνατος ού δώρων έρά, / ούδ’ αν
τι θύων ούδ’ έπισπένδων άνοις, / ούδ’ εστι βωμός ούδέ παιωνίζεται- / μόνου δε
Πειθώ δαιμόνων άποστατεΐ („Denn Thanatos ist der einzige unter den Göttern,
der keine Gaben mag, weder durch ein Opfer noch ein Trankopfer könntest
du etwas gewinnen / noch gibt es einen (ihm gewidmeten) Altar noch wird er
durch Paiane verehrt; / und ihm allein unter den Gottheiten kommt Peitho nicht
näher“). Die engste Parallele zu Archippos’ Fragment ist aber Eur. Antigone fr.
170 Kn. ούκ εστι Πειθούς ιερόν άλλο πλήν λόγος, / και βωμός αύτής έστ’ έν
άνθρώπου φύσει („Es gibt keinen Tempel der Peitho außer das Wort / und ihr
Altar befindet sich im menschlichen Geschlecht“), in dem durch das Fehlen
von „traditionellen“ Heiligtümern die enge Verbindung zwischen Peitho und
den Menschen angedeutet wird, die die Fähigkeit besitzen, durch den λόγος
(u. a. „Wort“, „Rede“, „Überlegung“) zu überzeugen.371 Diese Stelle greift wahr-
scheinlich Archippos’ Fragment auf, das zudem durch einen tragischen Tonfall
gekennzeichnet ist (vgl. das Fehlen von Auflösungen).372 Die Parallelen zum
vorliegenden Archipposfragment werden ferner durch die Rede von Peitho,
die Überlegung zu den (fehlenden) Altären der Göttin sowie durch die fast
gleichbedeutenden Wendungen έν άνθρώπου φύσει und έν γυναιξιν ουτ’ έν
άνδρεία φύσει (s. infra zum Lemma) deutlich. Der Inhalt der beiden Fragmente
scheint gegensätzlich, dennoch suggeriert die Vergangenheit bei Archippos
(vgl. ήν in v. 1), dass die im Fragment beschriebene Lage anders war als es die
aktuelle Situation ist. Demnach könnte - als eine von mehreren Möglichkeiten
und sofern es in den direkt daran anschließenden Versen nicht weiter um
371 Eur. fr. 170,1 Kn. und Aesch. fr. 161,1 R. werden von den Tragikern selbst in Ar.
Ran. 1391-2 vorgetragen (s. infra).
372 Eine Verbindung von Archippos’ Fragment mit der euripideischen Stelle nimmt
als erster Raines (1934, 338) an, der die Archipposstelle als eine Art komische
Antwort auf Euripides deutet. Diese sei außerdem eine Verschmelzung von Aesch.
fr. 161 R. und Eur. fr. 170 Kn. Auch anhand der Interpretation von Archippos als
Nachahmer des Aristophanes (s. dazu supra zum Abschnitt „Archippos und die
andere Komödiendichter“) geht Raines davon aus, dass die Aristophanesstelle (s.
Anm. 371) Archippos’ Fragment in irgendeiner Form zugrunde gelegen haben
könnte («possibly Archippus had the Aristophanic passage in mind in this pa-
rody»). Nicht zutreffend scheint der von Demiahczuk (1912, 11) vorgeschlagene
Vergleich der Archipposstelle mit Eur. Andr. 956 κοσμεΐν γυναίκας τάς γυναικείας
φύσεις (Β, νόσους MSS).