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Archippos

v. 3 Das überlieferte άποτρεπείς (das als άποτρεπείς („du vermeidest“ „du
bringst ab“) zu lesen ist) lässt sich gut durch Papadopulos-Kerameus’ Vorschlag
άποδρέπεις korrigieren (so bereits Kock 1893, 585). T und Δ könnten verwech-
selt worden sein und das Verb άποδρέπω eignet sich gut für die erotische
Metapher des „Gartens“ der Aphrodite: Zum Abpflücken von Orten anstelle
der Pflanzen, die sich dort befinden, vgl. Ar. Ran. 1300 λειμώνα Μουσών ιερόν
... δρέπων (Aischylos in Bezug auf die μέλη seiner Tragödie).
Was die metrische Gestalt des Fragments betrifft,403 ergeben sich aus dem
abgedruckten Text iambische Dimeter in vv. 1-2. Kaibel (ap. PCG II, 555)
schlägt vor, in v. 3 ein einsilbiges Wort, beispielsweise vüv, am Versende zu
ergänzen. Damit ergibt sich ein katalektischer iambischer Dimeter, dessen
erste Silbe synkopiert ist.
Interpretation Das Fragment besteht aus einem Makarismos (s. dazu ins-
gesamt Dirichlet 1914 und de Heer 1969) und greift auf das gehobene Sprach-
niveau und den Ton dieser Formel zurück, um diejenigen seligzupreisen, die
die Früchte der Liebe pflücken (zu raffinierten botanisch-erotischen Meta-
phern s. infra zu κήπον). Dabei handelt sich außerdem um eine lyrische Partie,
vgl. dazu die lamben in Ar. Ach. 836-7 (mit Zimmermann Unters. II, 152-4
und Parker 1997, 138-40), mit denen der Chor Dikaiopolis’ Erfolg preist; vgl.
ferner die lamben in Ar. Nub. 1206-8 (mit Zimmermann Unters. Π, 38-40 und
Parker 1997, 206-8), die in Strepsiades’ Makarismos in Kombination mit einem
katalektischen ionischen Dimeter und mit Kretikern verwendet werden, und
vgl. auch die iambischen katalektischen Dimeter des Chores in Eur. Cycl.
495-500 (unter angeführt).
Ob es sich bei Archippos’ Fragment, um die Parodie einer bestimmten
Stelle handelt, ist unklar.404 Die Liebe ist nämlich eines der zahlreichen
Themen, auf das sich ein Makarismos beziehen kann, vgl. z. B. Thgn. 1334-5
und 1374 und Sapph. fr. 112 V. (in Bezug auf den Bräutigam). Eine inter-
essante Parallele bietet der mit der Fleischeslust verbundene Makarismos
in Eur. Cycl. 495-502 μάκαρ δστις εύιάζει / βοτρύων φίλαισι πηγαϊς / επί
κώμον έκπετασθείς / φίλον άνδρ’ ύπαγκαλίζων, / έπί δεμνίοις τε Ί"ξανθόνψ
/ χλιδανάς έχων εταίρας / μυρόχριστος λιπαρόν βό- / στρυχον, αύδά δέ·
Θύραν τίς ο’ίξει μοι; („Glückselig derjenige, der «euai» schreit / von den lieben
Quellen der Weintraube / zum kömos getrieben, / während er einen Freund

403 Die hier übernommene Aufteilung der Verse (ohne Ergänzung in v. 3) wurde erst-
mals von Reinach 1892, 325 vorgeschlagen.
404 Kleinknecht (1937, 27 Anm. 1) nimmt hingegen an, dass Archippos in diesen Versen
darauf abzielte, die Mysteriensprache zu parodieren.
 
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