Incertarum fabularum fragmenta (fr. 60)
311
Textgestalt Es scheint wahrscheinlich, dass es sich bei der Herkunft der
Schattenfüßler um eine Auskunft des Zitatträgers (und nicht um den Wortlaut
des Archippos) handelt. Die Frage muss allerdings offenbleiben.
Interpretation Die Eigenschaft des Phantasievolks der Σκιάποδες (aus σκιά
„Schatten“ + πούς „Fuß“) war die außerordentlich Größe ihrer Füße, die als
Mittel gegen die glühende Hitze ihres Eandes galt, das über keine natürlichen
Schattenspender verfügte (s. supra zum Zitatkontext und insb. Ctes. FGrHist
688 F 60 und Schol. Ar. Av. 1553d): Wenn sie sich hinlegten, hoben sie einen
der riesigen Füße hoch und schufen auf diese Weise Schatten für den ganzen
Körper; zu mythischen Wesen mit großen Füßen vgl. auch die Στεγανόποδες
in Alcm. 148(ii) PMGF (= fr. 207 Cal.) mit Calame 198 3 , 608 - 9.422 Die Auskunft,
dass die Σκιάποδες auf allen Vieren liefen, findet sich nur in Schol. Ar. Av.
1553d.
In der klassischen Zeit erwähnt neben Archippos auch Aristophanes die
Schattenfüßler und zwar in der Wendung προς δέ τοΐς Σκιάποσιν („und bei
den Schattenfüßlern“, Ar. Av. 1553), die dort als eine unbestimmte und fabel-
hafte Ortsbezeichnung gilt, s. dazu Dunbar 1995, 710-1. Die älteste Erwähnung
der Schattenfüßler geht allerdings auf Hekataios von Milet (FGrHist 1 F 327)
zurück, der sie als έθνος Αίθιοπικόν (vgl. dazu auch Hesych. σ 975) erwähnt.
Skylax aus Karyanda nennt hingegen Indien als ihre Wohnort (FGrHist 709 F
7b und vgl. auch 7a), während die Angaben Λιβυκόν έθνος und έν Λιβύη („im
Westen“) sowohl beim Zitatträger als auch in Antipho Soph. 87 B 45 D.-K.
(ap. Harp. p. 276,7-10 Dindorf = σ 28 Keaney); Hesych. σ 974 (vgl. auch περί
τον δυτικόν ώκεανόν προς τη κεκαυμένη ζώνη in Schol. Ar. Αν. 1553c) als ein
Hinweis auf einen unbestimmten und fernen Ort gelten.
Zu weiteren mythischen Völkern, die nach ihren körperlichen Charak-
teristika benannt sind, vgl. z. B. die Κυνοκέφαλοι (z.B. Aesch. fr. 431 R. und
Ctes. FGrHist 688 F 45) und die Μακροκέφαλοι (z.B. Hes. fr. 153 und [ScyL]
85 Shipley).
422 Plin. Nat. hist. 7,23 als Zitatträger von Ktesias FGrHist 688 F 51a identifiziert die
Σκιάποδες mit den Μονόκωλοι, mythischen Wesen, die nur ein Bein (κώλον) mit
einem riesigen Fuß hatten, mit dem sie sich von der Hitze schützen und sehr
schnell laufen konnten. Auf die Identifikation Σκιάποδες/Μονόκωλοι, die nicht
durch die im Zitatkontext erwähnten griechischen Stellen gestützt wird, geht die
Darstellung der Skiapoden in der lateinischen (vgl. Aug. Civ. 16,8 und Isid. Etym.
11,3,23) und modernen Literatur zurück (vgl.. den «Sciapode Gavagai» in Umberto
Ecos Baudolind).
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Textgestalt Es scheint wahrscheinlich, dass es sich bei der Herkunft der
Schattenfüßler um eine Auskunft des Zitatträgers (und nicht um den Wortlaut
des Archippos) handelt. Die Frage muss allerdings offenbleiben.
Interpretation Die Eigenschaft des Phantasievolks der Σκιάποδες (aus σκιά
„Schatten“ + πούς „Fuß“) war die außerordentlich Größe ihrer Füße, die als
Mittel gegen die glühende Hitze ihres Eandes galt, das über keine natürlichen
Schattenspender verfügte (s. supra zum Zitatkontext und insb. Ctes. FGrHist
688 F 60 und Schol. Ar. Av. 1553d): Wenn sie sich hinlegten, hoben sie einen
der riesigen Füße hoch und schufen auf diese Weise Schatten für den ganzen
Körper; zu mythischen Wesen mit großen Füßen vgl. auch die Στεγανόποδες
in Alcm. 148(ii) PMGF (= fr. 207 Cal.) mit Calame 198 3 , 608 - 9.422 Die Auskunft,
dass die Σκιάποδες auf allen Vieren liefen, findet sich nur in Schol. Ar. Av.
1553d.
In der klassischen Zeit erwähnt neben Archippos auch Aristophanes die
Schattenfüßler und zwar in der Wendung προς δέ τοΐς Σκιάποσιν („und bei
den Schattenfüßlern“, Ar. Av. 1553), die dort als eine unbestimmte und fabel-
hafte Ortsbezeichnung gilt, s. dazu Dunbar 1995, 710-1. Die älteste Erwähnung
der Schattenfüßler geht allerdings auf Hekataios von Milet (FGrHist 1 F 327)
zurück, der sie als έθνος Αίθιοπικόν (vgl. dazu auch Hesych. σ 975) erwähnt.
Skylax aus Karyanda nennt hingegen Indien als ihre Wohnort (FGrHist 709 F
7b und vgl. auch 7a), während die Angaben Λιβυκόν έθνος und έν Λιβύη („im
Westen“) sowohl beim Zitatträger als auch in Antipho Soph. 87 B 45 D.-K.
(ap. Harp. p. 276,7-10 Dindorf = σ 28 Keaney); Hesych. σ 974 (vgl. auch περί
τον δυτικόν ώκεανόν προς τη κεκαυμένη ζώνη in Schol. Ar. Αν. 1553c) als ein
Hinweis auf einen unbestimmten und fernen Ort gelten.
Zu weiteren mythischen Völkern, die nach ihren körperlichen Charak-
teristika benannt sind, vgl. z. B. die Κυνοκέφαλοι (z.B. Aesch. fr. 431 R. und
Ctes. FGrHist 688 F 45) und die Μακροκέφαλοι (z.B. Hes. fr. 153 und [ScyL]
85 Shipley).
422 Plin. Nat. hist. 7,23 als Zitatträger von Ktesias FGrHist 688 F 51a identifiziert die
Σκιάποδες mit den Μονόκωλοι, mythischen Wesen, die nur ein Bein (κώλον) mit
einem riesigen Fuß hatten, mit dem sie sich von der Hitze schützen und sehr
schnell laufen konnten. Auf die Identifikation Σκιάποδες/Μονόκωλοι, die nicht
durch die im Zitatkontext erwähnten griechischen Stellen gestützt wird, geht die
Darstellung der Skiapoden in der lateinischen (vgl. Aug. Civ. 16,8 und Isid. Etym.
11,3,23) und modernen Literatur zurück (vgl.. den «Sciapode Gavagai» in Umberto
Ecos Baudolind).