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Bagordo, Andreas
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 1,1): Alkimenes - Kantharos: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verl. Antike, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.47735#0031
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Chionides

nelle Datierung von Chionides’ Auftritt an den Dionysien im J. 486 v. Chr. soll
dabei nicht in Frage gestellt werden.
Das seltene πρωταγωνιστής ist ursprünglich ein terminus technicus der
Bühnensprache (,erster Schauspieler“, also Hauptdarsteller“). Das Verblüffende
an der Wortgeschichte von πρωταγωνιστής ist allerdings, daß der früheste
Beleg zwar bereits aristotelisch ist (Aristot. Poet. 1449a 18), und sich sogar
in einem Kontext findet, in dem es um die hypokritai (die Schauspieler) geht;
aber der Gebrauch ist nicht technisch, sondern metaphorisch (vgl. hier un-
ten). Für die frühesten Belege des Subst. in einem technischen Sinn wird man
auf Plutarch und Lukian warten müssen: Plut. Praec. ger. reip. 816f (άτοπον
γάρ έστι τον μέν έν τραγωδία πρωταγωνιστήν, Θεόδωρον ή Πώλον όντα
μισθωτώ τα τρίτα λέγοντι πολλάκις έπεσθαι καί προσδιαλέγεσθαι ταπεινώς,
άν εκείνος έχη τό διάδημα καί τό σκήπτρον ,es ist nämlich absurd, daß der
erste Schauspieler in einer Tragödie, der Theodoros oder Polos sein kann,
einem Lohnarbeiter, der die dritte Rolle spielt, folgen und ihn demütig anspre-
chen muß, wenn jener das Diadem oder das Szepter trägt“); Luc. Calumn. 7,4
(πρώτον μέν δή, εί δοκεΐ, παραγάγωμεν τον πρωταγωνιστήν τού δράματος,
λέγω δέ τον ποιητήν τής διαβολής), wo das Spiel zwischen eigentlichem
und übertragenem Sinn sehr subtil verläuft - es geht um einen Verleumder
(vgl. auch, ebenfalls aus dem 2. Jh. n. Chr., Max. Tyr. Dial. 1,1b κατά τις τό
δράμα τούτο ύποδυόμενος, καί τάξας έαυτόν πρωταγωνιστήν τού χορού).
Explizit der Theatersprache gehören diese Begriffe erst in Poll. IV 124, Plotin.
III 2,7 und schol. Eur. Phoen. 93 an (vgl. Pickard-Cambridge 19682,132-3; eine
ausführliche Diskussion bereits in O’Connor 1908, 31-6).
Das entsprechende Verb noch im technischen Sinn zuerst in Plut. Lysand.
23,4 (οίον έν τραγωδίαις έπιεικώς συμβαίνει περί τούς ύποκριτάς, τον μέν
άγγέλου τίνος ή θεράποντος έπικείμενον πρόσωπον εύδοκιμεΐν καί πρωταγω-
νιστεΐν, τον δέ διάδημα καί σκήπτρον φοροΰντα μηδέ άκούεσθαι φθεγγόμενον),
wo das Beispiel der Tragödie angeführt wird, um zu veranschaulichen, wie
sekundäre Figuren wie der Bote oder der Diener die Hauptrolle spielen können.
Sehr früh folgt der übertragene Sinn von ,wer eine führende Rolle spielt“
(eine parallele Entwicklung im dt. ,Hauptakteur“ oder it. primattore, beide
nur noch im Sinne von ,Protagonist, wichtigste Person“ gebraucht): zunächst
aber mit dem Verb πρωταγωνιστεΐν in Aristot. Poet. 1449a 18 ([Aischylos] τον
λόγον πρωταγωνιστεΐν παρεσκεύασεν), wo das Bild noch unter dem direkten
Einfluß der Bühnensprache steht, und Pol. 1338b 30 (ώστε τό καλόν άλλ’ ού τό
θηριώδες δει πρωταγωνιστεΐν), wo sich der metaphorische Sinn nunmehr ver-
selbständigt hat. Der erste Beleg für das Subst. (im übertragenen Sinn) ist beim
Peripatetiker Klearchos des 4./3. Jh. v. Chr. zu finden (Clearch. fr. 19,65 Wehrli
όσπερ ήν τής ύπηρεσίας πρωταγωνιστής: es geht um einen kolaxam Hof der
 
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