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Bagordo, Andreas; Leucon
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 1,2): Leukon - Xenophilos: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verl. Antike, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.47762#0038
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Testimonia (test. 2)

37

Am Anfang von Aristophanes’ Fröschen (405 v. Chr.) beschwert sich der Sklave
Xanthias, der zusammen mit seinem Herrn Dionysos schwer mit Lasten bela-
den auftritt, darüber, daß ihm keine groben Witze erlaubt sind. Dabei bemerkt
er, daß gerade andere Komödiendichter wie Phrynichos (Phryn. test. 8), Lykis
und Ameipsias (Amips. test. 6) ständig auf solche groben Mittel rekurriert ha-
ben, welche die Zuschauer erheitern (vgl. Ar. Ran. 1-2 ε’ίπω τι των είωθότων,
ώ δέσποτα, / έφ’ οίς άεί γελώσιν οί θεώμενοι;).
Zur Textgestalt, deren Schwierigkeit im Anschluß von v. 15 an die voraus-
gehenden Verse besteht, vgl. jetzt Orth 2013, zu Amips. test. 6, der gegen die
Lösung von Wilson 2007b, 163-4 (vv. 14-5 ε’ίωθε ποιεϊν; και Λύκις κάμειψίας /
σκεύη φέρουσ’ έκάστοτ’ έν κωμωδία) einwendet, daß Xanthias „hier nicht
einen Präzedenzfall für das Tragen von Lasten in der Komödie überhaupt
(das wäre für ihn äußerst unvorteilhaft!), sondern für die damit verbundenen
vulgären Witze sucht“ und an die Annahme einer Lücke durch Radermacher
1921, 146 anknüpft: so ergäben sich als Subjekt von φέρουσ’ (v. 16) die wohl
im fehlenden Vers genannten Sklaven, nicht Lykis und Ameipsias („Wären
Dichter wie Lykis und Ameipsias das Subjekt, dann wirkte έν κωμωδία wie ein
etwas pedantischer Hinweis an den Zuschauer, dass ihre Komödien gemeint
sind, und nicht ihr Verhalten im Alltag; έκάστοτ’ έν κωμωδία wäre ein merk-
würdiger Ausdruck, wenn er bedeutete: „in jeder ihrer Komödien“, έκάστοτ’
ergibt dagegen (gerade auch in Anbetracht des Ziels, das Xanthias erreichen
will) einen viel besseren Sinn, wenn die Aussage ist: „um vulgärer Scherze
Willen tragen Sklaven jedesmal Lasten in der Komödie“ (d. h. „jedesmal, wenn
Sklaven in der Komödie Lasten tragen, dann tun sie das, weil der Dichter das
Publikum mit vulgären Scherzen zum Lachen bringen will. Warum also darf
ich jetzt keinen dieser Witze machen?“)“.
Ein weiterer Deutungsversuch (Hartwig 2012; vgl. auch Biles 2011,181-7)
will in den von Aristophanes erwähnten Komödiendichtern Phrynichos, Lykis
und Ameipsias die direkten Rivalen im lenäischen Wettbewerb von 405 v. Chr.
erkennen, in dem die Frösche aufgeführt wurden und siegten; dies stimmt für
Phrynichos ohnehin, der mit seinen Mousai Zweiter wurde (Phryn. test. 7b).
Die gravierendste Folge dieser Interpretation ist ein weiteres Indiz dafür, daß
die Teilnehmerzahl an den Komödienagonen in der Zeit des Peloponnesischen
Kriegs doch nicht von fünf auf drei reduziert wurde (die Zahl fünf für die
Teilnehmer an den Lenäen von 405 v. Chr. wird mit dem drittplatzierten
Platon erreicht). Für Lykis würde dies bedeuten, daß er im J. 405 v. Chr. von
Aristophanes - trotz der von diesem (wohl taktisch) verpönten Lastenträger-
Witze - als ein durchaus ernstzunehmender Konkurrent angesehen war,
dessen Wettbewerbsfähigkeit sich im übrigen wenige Jahre zuvor bereits in
einem Dionysiensieg offenbart hatte (test. 1) und der sich nun womöglich auf
 
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