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Myllos
Einleitung
Myllos wird einmal (test. 1) mit Euetes und Euxenides, einmal (test. 2) mit
Susarion und Magnes mit der frühesten Zeit der attischen Komödie in
Verbindung gebracht. Die parömiographischen, vom mißdeuteten Cratin. fr.
96 [Kleoboulinai] (Μύλλος πάντα ακούεις) ausgehenden Bezeugungen (test.
3) haben die Historizität dieser Figur, deren Namensform darüber hinaus eine
schwankende Überlieferung kennt (test. 4), in Frage gestellt (vgl. Kaibel 1.1 78:
„e Cratini versiculi mala interpretatione Myllus poeta natus videtur. nomen
vero non a μύλλειν verbo obscaeno ductum [...], sed μυλλός i. q. κυλλός vel
στρεβλός; διεστραμμένος τήν δψιν [test. 5], alio oculis mente conversus“; an
Myllos als Komödienfigur denkt Wilamowitz 1875, 338-9; vgl. Geißler 1925,
16: „Euxenides und Myllos sind bloße Namen für uns“; zu Namensform und
Etymologie vgl. Bechtel 1898, 30 und Zielihski 1931, 135-8).
Daß von Myllos keine Fragmente überliefert sind und keine Spur in der
lückenhaften Liste der Dionysiensieger erhalten ist, darf nicht als entscheiden-
des Argument gegen seinen Status als Komödiendichter verwendet werden
(so hingegen Körte 1933a, der die These einer Komödienfigur für „überwie-
gend wahrscheinlich“ hält). Myllos ist als Eigenname in Attika kein Unikum
(LGPN II): ΜΥΛΛΟΣ ΚΑΛΟΣ lautet eine Vasen-Inschrift in Athen aus dem
6./5. Jh. v. Chr. (Graef-Langlotz 1933, II 1497). Es ist ferner nicht auszuschlie-
ßen, daß in Kratinos’ Myllos der Komödiendichter selbst zu erkennen sei.
Weder die Etymologisierung des Namens mit μυλλός ,krumm“ (test. 3) bzw.
,schieläugig“ (test. 5) noch eine Schauspielerkarriere (test. 5) haben hingegen
ein Fundament.
Editionen und Übersetzungen
Kassel-Austin VII [1989] 28 Storey II [2011] 368-71.
Diskussionen
Meineke I [1839] 26-7 Wilamowitz 1875, 336-40 Wilhelm 1906,
246-7 Körte 1933a Schmid 1.2 [1934] 539 Pickard-Cambridge
19622, 188-9 Nesselrath 1990, 54 Zimmermann 2011, 672 A. 5.
Myllos
Einleitung
Myllos wird einmal (test. 1) mit Euetes und Euxenides, einmal (test. 2) mit
Susarion und Magnes mit der frühesten Zeit der attischen Komödie in
Verbindung gebracht. Die parömiographischen, vom mißdeuteten Cratin. fr.
96 [Kleoboulinai] (Μύλλος πάντα ακούεις) ausgehenden Bezeugungen (test.
3) haben die Historizität dieser Figur, deren Namensform darüber hinaus eine
schwankende Überlieferung kennt (test. 4), in Frage gestellt (vgl. Kaibel 1.1 78:
„e Cratini versiculi mala interpretatione Myllus poeta natus videtur. nomen
vero non a μύλλειν verbo obscaeno ductum [...], sed μυλλός i. q. κυλλός vel
στρεβλός; διεστραμμένος τήν δψιν [test. 5], alio oculis mente conversus“; an
Myllos als Komödienfigur denkt Wilamowitz 1875, 338-9; vgl. Geißler 1925,
16: „Euxenides und Myllos sind bloße Namen für uns“; zu Namensform und
Etymologie vgl. Bechtel 1898, 30 und Zielihski 1931, 135-8).
Daß von Myllos keine Fragmente überliefert sind und keine Spur in der
lückenhaften Liste der Dionysiensieger erhalten ist, darf nicht als entscheiden-
des Argument gegen seinen Status als Komödiendichter verwendet werden
(so hingegen Körte 1933a, der die These einer Komödienfigur für „überwie-
gend wahrscheinlich“ hält). Myllos ist als Eigenname in Attika kein Unikum
(LGPN II): ΜΥΛΛΟΣ ΚΑΛΟΣ lautet eine Vasen-Inschrift in Athen aus dem
6./5. Jh. v. Chr. (Graef-Langlotz 1933, II 1497). Es ist ferner nicht auszuschlie-
ßen, daß in Kratinos’ Myllos der Komödiendichter selbst zu erkennen sei.
Weder die Etymologisierung des Namens mit μυλλός ,krumm“ (test. 3) bzw.
,schieläugig“ (test. 5) noch eine Schauspielerkarriere (test. 5) haben hingegen
ein Fundament.
Editionen und Übersetzungen
Kassel-Austin VII [1989] 28 Storey II [2011] 368-71.
Diskussionen
Meineke I [1839] 26-7 Wilamowitz 1875, 336-40 Wilhelm 1906,
246-7 Körte 1933a Schmid 1.2 [1934] 539 Pickard-Cambridge
19622, 188-9 Nesselrath 1990, 54 Zimmermann 2011, 672 A. 5.