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Bagordo, Andreas; Leucon
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 1,2): Leukon - Xenophilos: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verl. Antike, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.47762#0041
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Lysippos
Einleitung
Für Lysippos ist ein Dionysiensieg um 440 v. Chr. (ca. 445 für Geißler 1925,14;
bis 436 v. Chr.) bezeugt (test. *2) sowie ein zweiter Platz im J. 409 v. Chr. mit
den Katachenai und wohl ein dritter Platz mit den Bakchai (test. 3; Datierung
und Wettbewerb sind in beiden Fällen nicht zu ermitteln; gegen die Erwägung
in Millis-Olson 2012, 227-8, daß in test. *5 auch die Z. 10-4 auf Lysippos
zu beziehen seien und seine Karriere entsprechend verlängern würden,
vgl. die überzeugenden Argumente von Orth 2014, 12 A. 6, der u. a. auf den
unwahrscheinlichen Umstand hinweist, daß gleich zwei Komödiendichter -
Aristomenes und Lysippos - genau im selben Zeitraum über mehr als 50 Jahre
tätig gewesen wären).
Etwas apodiktisch ist die Ansicht, daß auch die incerta (fr. 8-10) aus den
(laut test. 3) einzig bei den Alexandrinern erhaltenen Bakchai stammen (so
hingegen Geißler 1925, 14 A. 4: „Da die Alexandriner nur dies eine Stück von
Lysippos besaßen, gehören ihm auch die fragmenta incerta“), auch wenn ein
derart frühes Verschwinden der meisten Stücke bei einem Komödiendichter
dieser Generation nichts Ungewöhnliches darstellen würde (vgl. Orth 2014,
14 mit A. 10).
Ein besonderes Interesse für dionysische, vielleicht metatheatralische
Themen geht aus seinen Bakchai (Kothurn, Auloi, agonale Richter, jeweils
in fr. 2. 5. 7) und Thyrsokomos hervor (vielleicht sogar aus den rätselhaften
Katachenai). Die Präsenz von kömödoumenoi ist auf den berühmten, hier als
Landstreicher verhöhnten Orakeldeuter Lampon beschränkt (fr. 6), wobei eine
Rollenfigur namens Hermon im sonst für die Weinkühlung interessanten fr.
1 nicht weiter zu identifizieren ist. Die literaturhistorisch bei weitem bedeut-
samste Äußerung findet sich im parabatischen fr. 4, das Lysippos in jene an
Plagiatsvorwürfen reiche Kette von Vertretern der Archaia setzt, die ihre
prominentesten Akteure in Kratinos, Eupolis und Aristophanes hatte.
Sprachlich interessant sind Ausdrücke aus der attischen Konversation wie
πώς εχομεν; und τί 6’ άλλο γ’ ή (fr. 1) sowie alle Wörter, die wie τρίμιτος (fr. 3)
und άνακνάπτειν bzw. θειοϋν (fr. 4) auch zur textilen Fachsprache zu rechnen
sind; als Fachausdrücke aus anderen Bereichen sind ebenfalls γλωττοκομεϊον
(fr. 5) und θυρσοκόμος (Komödientitel) sowie σάμαξ (fr. 10) zu betrachten.
Ein nicht unelegantes Wortspiel liegt in fr. 9 vor (έβόα ~ Βούδιος); auch
αγύρτης erscheint als Beschimpfung nicht trivial (fr. 6). Stilistisch fällt das
Trikolon βλαύτη, κοθόρνω, Θετταλίδι (fr. 2) auf; eine stilistisch durchaus
relevante dreifache Anapher sowie die metaphorischen Verwendungen von
 
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