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Bagordo, Andreas; Leucon
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 1,2): Leukon - Xenophilos: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verl. Antike, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.47762#0143
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142

Myrtilos

Vielleicht aber könntest du behaupten, daß du Myrtilos gefolgt hast, der sagte:-;
aber man sollte nicht nach den nur einmal gesagten Wörtern greifen

Poll. VI 40 (codd. FS, A, B)
παμπόνηρον δέ ό (δέ και τό Α, δέ FSB) παρά Μυρτίλω τω κωμικω καταφαγάς (-άς
codd.), καν Αισχύλος αύτό f| προειρηκώς
Ganz schlimm aber ist der beim Komiker Myrtilos bezeugte kataphagas, auch wenn
Aischylos (Aesch. fr. 428 R.) es schon vorher gesagt hat

Metrum Trochäische Dimeter:
---
WJ - E ” --j
Zitatkontext Anlaß für das Zitat bietet die Ablehnung aus streng attizisti-
scher Sicht des Lemmas καταφαγάς durch den Attizisten Phrynichos, der
dessen Gebrauch bei Menander kritisiert und auf der Suche nach einem mög-
lichen Modell auf Myrtilos stößt: die einzig vergleichbaren Komikerbelege
(Ar. Av. 289, mit κατωφαγάς, und Cratin. fr. 499, für φαγάς) hätten beide
eine annehmbare Form geboten (vgl. Sonnino 2014, 167-8 mit A. 17). Für
καταφαγάς wird Myrtilos ohne Fragmentzitat auch bei dem in attizistischen
Fragen mit Phrynichos rivalisierenden Pollux erwähnt: der Kontext ist ein
kurzer Abschnitt über die Ableitungen von φαγεϊν (Poll. VI40) - dazu gehören
Formen wie καταφαγών έπιφαγεϊν έξέφαγεν λαθροφαγεϊν (für letztere Form
wird Metag. fr. 16 [Philothytes] angeführt). Myrtilos’ καταφαγάς wird zwar
im Einklang mit Phrynichos’ Ansicht über das Wort ebenfalls disqualifiziert,
wobei Pollux einzuwenden hat, das Wort sei kein Hapax (Aesch. fr. 428 R.; vgl.
Radt z. St., der die Herkunft aus einem Satyrspiel für wahrscheinlich hält). Das
Wort verdiente Aufmerksameit bereits in alexandrinischer Zeit (Ar. Byz. fr. 8
Slater καταφαγάς· ό άδηφάγος). In Hdn. Π. κλίσ. όνομ. [GrGr III.2] p. 657,13
Lentz zählt das Kompositum (neben δακνάς) - im Rahmen einer Auflistung
von Wörtern auf-άς - zu den Schimpfwörtern.
Textgestalt Dem tradierten ώς zieht Lobeck 1820, 433 das Relativpronomen
ών vor, was jedoch kein notwendiger Eingriff ist (vgl. bereits Meineke II. 1 420:
„citra necessitatem, opinor“). Es gibt keinen Grund, das auch in der Komödie
bezeugte Adj. άνάπηρος zu verdächtigen (so hingegen van Herwerden 1903,
22). Anders als aus der Interpunktion von Kassel-Austin (άνάπηρος, πορνο-
βοσκός) zu schließen, wird hier άνάπηρος nicht als substantiviert aufgefaßt,
sondern als Adj. zu πορνοβοσκός, worauf dann καταφαγάς als Apposition
folgt. Konkretere Schwierigkeiten bietet die Kolometrie: als Alternative zur
 
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