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Bagordo, Andreas; Leucon
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 1,2): Leukon - Xenophilos: Einleitung, Übersetzung, Kommentar — Heidelberg: Verl. Antike, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.47762#0196
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Testimonia (test. 7)

195

nachdem die Rede auf die Tragödie gefallen ist, sollte man sich auch ein wenig
der Behandlung dieser widmen [...] Wenigstens nachdem ein Wandel zum
Besseren stattgefunden hatte, der auf eine ungebändigte Lebensweise folgte,
gaben die Menschen das Fressen von Eicheln auf, wandten sich dem Landbau
zu und opferten dabei die ersten Früchte des Jahres den Göttern, indem sie
ihnen Tage für Feiern und Feste zuwiesen. Und in diesen brandmarkten weise
Männer die unvernünftige Zügellosigkeit, und mit dem Willen, daß die Feiern
einen Anteil an sinnvollem Scherzen (paidia) haben würden, erfanden sie
die Komödie, von der es heißt, Susarion habe sie zuerst eröffnet, der sie in
Versform gestaltete. Die Dionysien seien nämlich wie gewohnt bevorgestan-
den und zu diesem Zeitpunkt sei seine Frau verstorben, und die Zuschauer
hätten ihn aufgesucht als den für solche Veranstaltungen geeigneten Mann,
aber er sei aufgetreten, um die Ursache zu erklären, und habe sich entschul-
digend folgendes gesagt: (fr. 1) [...] und als er dies sagte, habe er bei den
Zuhörern Beifall gefunden. So wurde also die Komödie erfunden [...] sie
haben die Tragödie erfunden [...], und beide sind bei den Athenern erfunden
worden, wie Aristoteles behauptet (?) [...]
Athen, epit. II 40 a
άπό μέθης και ή τής κωμωδίας και ή τής τραγωδίας εϋρεσις έν Ίκαρίω (-α
Casaubonus) εύρέθη
von der Trunkenheit stammte auch die Erfindung der Komödie und der
Tragödie in Ikarion
SIG3 704E.18 (FD III 2:69)
μητρόπολίς έστι των [δραμάτων απάντων τ]ρα[γωδίαν κ]αί κωμω[δ]ίαν
εύροΰσά τε καί αύξήσασα
es ist die Heimatstadt (d. h. Athen) von allen Bühnenstücken und hat Tragödie
und Komödie erfunden und weiter entwickelt
Auch hier wird an den Umstand erinnert, daß Susarions Frau diesen verlassen
hat (wie in test. 8a). Diese biographische Episode - wenn es sich nicht lediglich
um ein fiktives Motiv handelt - ist auch der Auslöser für die misogynen Verse
von fr. 1 (vgl. Nesselrath 1990, 40 A. 29).
Johannes Diakonos (auch Logothet genannt), ein schwer zu identifizieren-
der byzantinischer Gelehrter aus dem 11./12. Jh., verfaßte einen Kommentar
zur rhetorischen Schrift Περί μεθόδου δεινότητος, welche unter dem Namen
des Hermogenes von Tarsos (des Rhetors aus dem 2./3. Jh. n. Chr.) überliefert
ist; dieser Kommentar, dessen genaue Vorlagen unbekannt sind, zeichnet sich
durch wichtige, z.T. noch nicht bekannte Zitate aus antiken Autoren und ein
ausgesprochenes, nicht oberflächliches Interesse für die Literaturgeschichte
aus (vgl. Rabe 1908, 127-32).
 
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