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Thugenides
Einleitung
Thugenides’ Präsenz (PAA 514605; er ist der einzige Thugenides aus dem 5.
Jh. v. Chr.) in der Liste der Dionysien-Sieger ist extrem unsicher (test. *1),
würde aber seinen ersten Dionysiensieg im J. 440, frühestens aber 443 v. Chr.
datieren lassen. Zwar wird Thugenides’ Name in der Überlieferung öfters mit
dem des Thukydides verwechselt (fr. 3. 4. 5. 6. 7), aber sein Name ist durch
mehrere Zitatträger garantiert: Photius (fr. 1. 2), Antiatticista, Etymologicum
genuinum und Suda (fr. 2), Pollux (fr. 3) (versehentlich schreibt Storey III 355:
„Pollux (citing F 1, 3) and the Antiatticist (citing F 2) do know of a poet called
Thugenides“). Gerade die Häufigkeit dieser Konfusion - zusammen mit dem
Fehlen fraglicher Ausdrücke beim Namenskonkurrenten Thukydides - er-
laubt es, ebenfalls die bei Kassel-Austin unter Dubia rubrizierten fr. 6. 7 mit
einiger Wahrscheinlichkeit Thugenides zuzuweisen (beide Fragmente fehlen
unbegründet bei Storey III355, obwohl er selbst zugibt: „As one might expect,
the name of this shadowy comic poet was confused in the tradition with
Thucydides“).
Die spärlichen Fragmente erlauben keine auch nur allgemeine Bewertung
seines Schaffens: nur der einzige erhaltene Komödientitel Dikastai ist insofern
aussagekräftig, als er nicht nur mit der Archaia, sondern auch mit der speziell
durch Aristophanes’ Wespen bezeugten Prozeßsucht der Athener zumindest
kompatibel ist.
Unter den wenigen Fragmenten sind nur zwei vollständige Verse erhal-
ten (fr. 1. 3, beide 3ia). Sprachstilistich erwähnenswert sind der juristische
Ausdruck άντιδικοϋμεν (fr. 1), der agonistische Terminus τριαχθήναι (fr. 2),
der früheste Beleg für zwei ökonomisch relevante Begriffe wie όψώνιον und
τριώβολον (fr. 3), der syntaktisch interessante Verbotssatz μή + Imp. Aor. (fr.
4), die sprichtwörtliche Erwähnung der kaum bekannten Bevölkerung von
Leibethra (fr. 5), sowie die Glossen άνέσπακεν und χέδροπας (fr. 6. 7).
Editionen und Übersetzungen
Bothe 1855, 720
354-7.
Kassel-Austin VII [1989] 750-2 Storey III [2011]
Thugenides
Einleitung
Thugenides’ Präsenz (PAA 514605; er ist der einzige Thugenides aus dem 5.
Jh. v. Chr.) in der Liste der Dionysien-Sieger ist extrem unsicher (test. *1),
würde aber seinen ersten Dionysiensieg im J. 440, frühestens aber 443 v. Chr.
datieren lassen. Zwar wird Thugenides’ Name in der Überlieferung öfters mit
dem des Thukydides verwechselt (fr. 3. 4. 5. 6. 7), aber sein Name ist durch
mehrere Zitatträger garantiert: Photius (fr. 1. 2), Antiatticista, Etymologicum
genuinum und Suda (fr. 2), Pollux (fr. 3) (versehentlich schreibt Storey III 355:
„Pollux (citing F 1, 3) and the Antiatticist (citing F 2) do know of a poet called
Thugenides“). Gerade die Häufigkeit dieser Konfusion - zusammen mit dem
Fehlen fraglicher Ausdrücke beim Namenskonkurrenten Thukydides - er-
laubt es, ebenfalls die bei Kassel-Austin unter Dubia rubrizierten fr. 6. 7 mit
einiger Wahrscheinlichkeit Thugenides zuzuweisen (beide Fragmente fehlen
unbegründet bei Storey III355, obwohl er selbst zugibt: „As one might expect,
the name of this shadowy comic poet was confused in the tradition with
Thucydides“).
Die spärlichen Fragmente erlauben keine auch nur allgemeine Bewertung
seines Schaffens: nur der einzige erhaltene Komödientitel Dikastai ist insofern
aussagekräftig, als er nicht nur mit der Archaia, sondern auch mit der speziell
durch Aristophanes’ Wespen bezeugten Prozeßsucht der Athener zumindest
kompatibel ist.
Unter den wenigen Fragmenten sind nur zwei vollständige Verse erhal-
ten (fr. 1. 3, beide 3ia). Sprachstilistich erwähnenswert sind der juristische
Ausdruck άντιδικοϋμεν (fr. 1), der agonistische Terminus τριαχθήναι (fr. 2),
der früheste Beleg für zwei ökonomisch relevante Begriffe wie όψώνιον und
τριώβολον (fr. 3), der syntaktisch interessante Verbotssatz μή + Imp. Aor. (fr.
4), die sprichtwörtliche Erwähnung der kaum bekannten Bevölkerung von
Leibethra (fr. 5), sowie die Glossen άνέσπακεν und χέδροπας (fr. 6. 7).
Editionen und Übersetzungen
Bothe 1855, 720
354-7.
Kassel-Austin VII [1989] 750-2 Storey III [2011]