VORWORT
Eines der großen Themen, das die Moderne dem Mittelalter verdankt, ist das
Gewissen. Seit dem 12. Jahrhundert entstand eine kaum zu überblickende Fülle
an Texten, die sich Fragen der moralischen Urteilsbildung des Menschen widme-
ten. Diese Texte begegnen nicht in Gestalt von abstrakten Abhandlungen, son-
dern wollen als Briefe oder Mahnschriften ihre Leser dort ansprechen, wo diese
sich bewegen: im konkreten sozialen Raum, im Leben. Es sind Texte, die Hilfe
bei der Bewältigung des Lebens verheißen und dem Einzelnen zeigen wollen,
dass er mit seinen eigenen Zweifeln und Ängsten nicht allein ist.
Die vorliegende Arbeit nimmt eine durch ihr zentrales Motiv herausragende
Gruppe von derartigen Texten in den Blick. Ihnen zufolge begegnet das Gewis-
sen in vier verschiedenen Arten: Es sei entweder gut und ruhig, gut und unruhig,
schlecht und ruhig oder schlecht und unruhig. Vier korrespondierende Eigen-
schaften ermöglichen es diesem Modell, in einer kompakten und zugleich flexib-
len Form jeden möglichen Zustand des menschlichen Gewissens angemessen
beschreiben zu können.
Innerhalb der klösterlichen Sonderwelt entstanden, erwies sich dieses Motiv
als vielfältig anschlussfähig. Es überschritt rasch den Diskurs der frommen Elite
und wurde zu einem Instrument, das half, eine allgemein-gesellschaftliche Ge-
wissenskultur zu etablieren, mit der Verhalten konditioniert und Affekte kont-
rolliert werden sollten. Insofern schien naheliegend, dieses Motiv und seine text-
lichen Träger für die Beschäftigung mit den Fragen des Interakademischen
Projektes „Klöster im Hochmittelalter: Innovationslabore europäischer Lebens-
entwürfe und Ordnungsmodelle“ zu wählen. Gemeinsam getragen von der
Heidelberger Akademie der Wissenschaften sowie der Sächsischen Akademie der
Wissenschaften zu Leipzig, widmet sich dieses Projekt dem sozialen und religiö-
sen Wandel des 11. bis 13. Jahrhunderts und den damals entstandenen Modellen,
aus denen sich die spezifischen Ordnungskonfigurationen der europäischen
Moderne ausformten. Für die Ermöglichung dieser Forschungen ist beiden Aka-
demien zu danken. Insbesondere die Projektleiter Bernd Schneidmüller (Heidel-
berg), Stefan Weinfurter (Heidelberg) sowie vor allem Gert Melville (Dresden)
haben das Werden des Bandes von Beginn an mit regem Interesse und großem
Engagement begleitet und sich auch bereit erklärt, die Arbeit in die von ihnen
herausgegebene Reihe „Klöster als Innovationslabore“ aufzunehmen. Hierfür sei
ihnen ausdrücklich gedankt.
Neben ihnen gebührt vielen Weiteren, die zum Werden dieses Buches beige-
tragen haben, größter Dank: Zu nennen sind vor allen Katrin Rösler (Dresden),
Eines der großen Themen, das die Moderne dem Mittelalter verdankt, ist das
Gewissen. Seit dem 12. Jahrhundert entstand eine kaum zu überblickende Fülle
an Texten, die sich Fragen der moralischen Urteilsbildung des Menschen widme-
ten. Diese Texte begegnen nicht in Gestalt von abstrakten Abhandlungen, son-
dern wollen als Briefe oder Mahnschriften ihre Leser dort ansprechen, wo diese
sich bewegen: im konkreten sozialen Raum, im Leben. Es sind Texte, die Hilfe
bei der Bewältigung des Lebens verheißen und dem Einzelnen zeigen wollen,
dass er mit seinen eigenen Zweifeln und Ängsten nicht allein ist.
Die vorliegende Arbeit nimmt eine durch ihr zentrales Motiv herausragende
Gruppe von derartigen Texten in den Blick. Ihnen zufolge begegnet das Gewis-
sen in vier verschiedenen Arten: Es sei entweder gut und ruhig, gut und unruhig,
schlecht und ruhig oder schlecht und unruhig. Vier korrespondierende Eigen-
schaften ermöglichen es diesem Modell, in einer kompakten und zugleich flexib-
len Form jeden möglichen Zustand des menschlichen Gewissens angemessen
beschreiben zu können.
Innerhalb der klösterlichen Sonderwelt entstanden, erwies sich dieses Motiv
als vielfältig anschlussfähig. Es überschritt rasch den Diskurs der frommen Elite
und wurde zu einem Instrument, das half, eine allgemein-gesellschaftliche Ge-
wissenskultur zu etablieren, mit der Verhalten konditioniert und Affekte kont-
rolliert werden sollten. Insofern schien naheliegend, dieses Motiv und seine text-
lichen Träger für die Beschäftigung mit den Fragen des Interakademischen
Projektes „Klöster im Hochmittelalter: Innovationslabore europäischer Lebens-
entwürfe und Ordnungsmodelle“ zu wählen. Gemeinsam getragen von der
Heidelberger Akademie der Wissenschaften sowie der Sächsischen Akademie der
Wissenschaften zu Leipzig, widmet sich dieses Projekt dem sozialen und religiö-
sen Wandel des 11. bis 13. Jahrhunderts und den damals entstandenen Modellen,
aus denen sich die spezifischen Ordnungskonfigurationen der europäischen
Moderne ausformten. Für die Ermöglichung dieser Forschungen ist beiden Aka-
demien zu danken. Insbesondere die Projektleiter Bernd Schneidmüller (Heidel-
berg), Stefan Weinfurter (Heidelberg) sowie vor allem Gert Melville (Dresden)
haben das Werden des Bandes von Beginn an mit regem Interesse und großem
Engagement begleitet und sich auch bereit erklärt, die Arbeit in die von ihnen
herausgegebene Reihe „Klöster als Innovationslabore“ aufzunehmen. Hierfür sei
ihnen ausdrücklich gedankt.
Neben ihnen gebührt vielen Weiteren, die zum Werden dieses Buches beige-
tragen haben, größter Dank: Zu nennen sind vor allen Katrin Rösler (Dresden),