3.4 Sententia de conscientia
73
Im Vergleich mit der Sentenz aus der Handschrift Troyes 1174 fällt auf, dass in
der aus Laon alle vier Gewissensarten mit je einem Zitat aus den Psalmen oder
den Proverbien exemplifiziert werden. Von Prv 2.14 abgesehen, handelt es sich
bei allen drei anderen Zitaten um solche, die auch in De quattuor modis conscien-
tiarum in ähnlichen Zusammenhängen herangezogen wurden.63 Das schlechte
und ruhige Gewissen ist hier wieder als Ausdruck einer höchsten Stufe der Ver-
derbnis beschrieben, insofern diejenigen, die es besitzen, dieses nicht allein
gleichgültig hinnehmen, wie im Falle des schlechten und unruhigen Gewissens
beschrieben, sondern Freude über ihr schlechtes Handeln empfinden würden.
3.4 Sententia de conscientia
Neben den bereits vorgestellten ist auf eine weitere Sentenz hinzuweisen, in der
die vier Arten des Gewissens im Zentrum stehen. Auch bei diesem Text handelt
es sich um eine klar eigenständige Fassung. Sie ist in drei bekannten Handschrif-
ten überliefert, von denen keine die Sentenz einem Verfasser zuweist:
- Pl Paris, BnF, MS lat 3563, 38v-39r, Zisterzienser Bonport, Anfang 13. Jh.64
- Paris, BnF, MS lat 13586, S. 90, 13. Jh65
- P2 Paris, BnF, MS lat 18171, 74r, Cluniazenser, St-Martin-des-Champs, 13. Jh.66
Conscientia alia bona et turbata ut
a timore incipientium. Radius solis
in cloacam feriens commovet
fetorem.a Alia bona et tranquilla ut
perfectorum qui dicunt: In pace
inidipsum et cetera (Ps 4.9). Alia
mala et tranquilla ut perversorum
qui letantur, cum male fecerint et
exultant in rebus pessimis (Ps 51.2).
Alia mala et turbata ut desperato-
rum quorum est illud: Maior est
iniquitas mea quam ut veniam me-
rear. Alia est via qua unus ad
Christum, alia qua venit Christus
Ein Gewissen ist gut und unruhig, wie bei Anfän-
gern aus Angst. Ein Sonnenstrahl, der die Kloake
trifft, lässt den Gestank aufsteigen.a Eines ist gut
und ruhig, wie bei den Vollkommenen, die spre-
chen: Im Frieden, in seinem etc. (Ps 4.9). Ein an-
deres ist schlecht und ruhig, wie bei den Ver-
kommenen, die Freude empfinden, wenn sie
Schlechtes tun und sich über die allerschlechtesten
Dinge freuen (Ps 51.2). Wieder ein anderes ist
schlecht und unruhig, wie bei den Verzweifelten,
von denen jenes gilt: Meine Sünde ist größer, als
dass ich Nachsicht verdienen würde. Einer ist der
Weg, auf dem man zu Christus gelangt, ein ande-
rer der, auf dem Christus zu uns kommt. Der
63 Vgl. unten im Kapitel 4.4.
64 Vgl. Katalog BnF, latin 6, S. 155-64.
65 Vgl. Katalog BnF, latin 6, S. 156. Die Handschrift war aus konservatorischen Gründen nicht
einsehbar (Nachricht der BnF vom 29.05.2015).
66 Vgl. Katalog BnF, latin 6, S. 156.
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Im Vergleich mit der Sentenz aus der Handschrift Troyes 1174 fällt auf, dass in
der aus Laon alle vier Gewissensarten mit je einem Zitat aus den Psalmen oder
den Proverbien exemplifiziert werden. Von Prv 2.14 abgesehen, handelt es sich
bei allen drei anderen Zitaten um solche, die auch in De quattuor modis conscien-
tiarum in ähnlichen Zusammenhängen herangezogen wurden.63 Das schlechte
und ruhige Gewissen ist hier wieder als Ausdruck einer höchsten Stufe der Ver-
derbnis beschrieben, insofern diejenigen, die es besitzen, dieses nicht allein
gleichgültig hinnehmen, wie im Falle des schlechten und unruhigen Gewissens
beschrieben, sondern Freude über ihr schlechtes Handeln empfinden würden.
3.4 Sententia de conscientia
Neben den bereits vorgestellten ist auf eine weitere Sentenz hinzuweisen, in der
die vier Arten des Gewissens im Zentrum stehen. Auch bei diesem Text handelt
es sich um eine klar eigenständige Fassung. Sie ist in drei bekannten Handschrif-
ten überliefert, von denen keine die Sentenz einem Verfasser zuweist:
- Pl Paris, BnF, MS lat 3563, 38v-39r, Zisterzienser Bonport, Anfang 13. Jh.64
- Paris, BnF, MS lat 13586, S. 90, 13. Jh65
- P2 Paris, BnF, MS lat 18171, 74r, Cluniazenser, St-Martin-des-Champs, 13. Jh.66
Conscientia alia bona et turbata ut
a timore incipientium. Radius solis
in cloacam feriens commovet
fetorem.a Alia bona et tranquilla ut
perfectorum qui dicunt: In pace
inidipsum et cetera (Ps 4.9). Alia
mala et tranquilla ut perversorum
qui letantur, cum male fecerint et
exultant in rebus pessimis (Ps 51.2).
Alia mala et turbata ut desperato-
rum quorum est illud: Maior est
iniquitas mea quam ut veniam me-
rear. Alia est via qua unus ad
Christum, alia qua venit Christus
Ein Gewissen ist gut und unruhig, wie bei Anfän-
gern aus Angst. Ein Sonnenstrahl, der die Kloake
trifft, lässt den Gestank aufsteigen.a Eines ist gut
und ruhig, wie bei den Vollkommenen, die spre-
chen: Im Frieden, in seinem etc. (Ps 4.9). Ein an-
deres ist schlecht und ruhig, wie bei den Ver-
kommenen, die Freude empfinden, wenn sie
Schlechtes tun und sich über die allerschlechtesten
Dinge freuen (Ps 51.2). Wieder ein anderes ist
schlecht und unruhig, wie bei den Verzweifelten,
von denen jenes gilt: Meine Sünde ist größer, als
dass ich Nachsicht verdienen würde. Einer ist der
Weg, auf dem man zu Christus gelangt, ein ande-
rer der, auf dem Christus zu uns kommt. Der
63 Vgl. unten im Kapitel 4.4.
64 Vgl. Katalog BnF, latin 6, S. 155-64.
65 Vgl. Katalog BnF, latin 6, S. 156. Die Handschrift war aus konservatorischen Gründen nicht
einsehbar (Nachricht der BnF vom 29.05.2015).
66 Vgl. Katalog BnF, latin 6, S. 156.