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Breitenstein, Mirko
Vier Arten des Gewissens: Spuren eines Ordnungsschemas vom Mittelalter bis in die Moderne : mit Edition des Traktats De quattuor modis conscientiarum — Klöster als Innovationslabore, Band 4: Regensburg: Schnell + Steiner, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.49623#0090
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4.2 Textgestalt

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die genau auf diesen Abschnitt des Textes verweisen, wie der Kapuziner Amedee
de Bayeux in seinem unter dem Titel Paulus Ecclesiastes erschienenen Lehrbuch
der christlichen Beredsamkeit,52 Chrysostomus Wieser in seinen Predigten über
die Selbsterkenntnis53 oder der Dominikaner Juan Lopez (f 1632), mit seinem
Epitome sanctorum patrum sind hier ebenso zu nennen.54
b) Ergänzungen
Ein wesentliches Kennzeichen vor allem der geistlichen Literatur des Mittel-
alters ist die Offenheit ihrer Struktur und, aus dieser resultierend, die Varianz
ihrer Überlieferung.55 Texte wurden angereichert, in ihren Aussagen verdichtet
oder erweitert, sie wurden in ihre Bestandteile zerlegt und die einzelnen Bau-
steine neu kombiniert, so dass die verschiedenen Arrangements kaum je eine
gleiche Form erkennen lassen. Um ein Musterbeispiel hierfür handelt es sich bei
dem schon mehrfach erwähnten Traktat De interiori domo.56 Gerade im Ver-
gleich mit diesem Text präsentiert sich der Traktat Von den vier Arten der
Gewissen jedoch als vergleichsweise fest. Zwar lassen sich durchaus entspre-
chende Varianten feststellen, wie eben bereits anhand des in der Handschrift Clo
enthaltenen Einschubs demonstriert wurde; die Struktur des Textes aber blieb
offensichtlich konstant.
Bei einem Blick in ältere Druckausgaben der Werke Bernhards von Clair-
vaux, die vor der 1641 von Jakob Merlo Horstius besorgten erschienen, entsteht
jedoch der Eindruck, als hätte auch dieser Traktat entsprechende Anreicherun-
gen erfahren. Diese Ausgaben enthalten - von zwei Ausnahmen abgesehen -
ut luxuriöse, contrahunt ut timiday corrumpunt ut malitiosa:. His igitur exclusis mens purga-
tur, si sanctis cogitationibus iugiter exerceatur, sicut scriptum est. Cogitatio sancta custodiet
te.“ loannis Cassiani Opera omnia, ed. A. Gazet (1628), S. 317. Diese Ausgabe wurde mehrfach
nachgedruckt, zuletzt in der Patrologia latina.
52 „D. Bernardus 1. de Conscientia cap. de multipl. variet. cogitationum (Cogitationum multiplex
varietas esse cognoscitur [...].“ Amedee de Bayeux, Paulus Ecclesiastes, S. 221.
53 Vgl unten S. 362, Anm. 593.
54 Zum Kapitel „Cor humanum inconstans est, et varium cuius custodia apprime est necessaria“
wird hier als 10. Belegstelle angeführt: „Onerosas cogitationes in anima iusti illas accipe, quibus
resistere vult, et tarnen non potest sed velit nolit, irruit in oculis mentis, muscarum TEgypti
pestilentia, et perstrepunt rana: in penetralibus cordis eius. [Infra.].“ Es folgt der eben in
Anm. 51 zitierte Auszug: „Cogitationum multiplex varietas [...] Cogitatio sancta custodiet te.“
J. Lopez, Epitome sanctorum patrum, S. 596. Vgl. zu ihm unten im Kapitel 6.2 c).
55 In pointierter Form formuliert von B. Cerquiglini, Eloge de la Variante, speziell S. 43f., 57,
62-9 und passim. Vgl. hierzu die differenzierenden Bemerkungen von Th. Bein, Der , offene1
Text, S. 30-5. Die sich anschließende Diskussion ist uferlos und kann hier nicht nachgezeichnet
werden.
56 Vgl. zu diesem mit weiteren Hinweisen meine Studie Der, Traktat vom inneren Haus‘.
 
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