4.3 Überlieferung
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ozditte cisrerttett^t;
Am, 118ra
... qui vivit et regnat per infinita secula.
Amen. Incipit prologus in libro
de conscientia ...
Der einzelne Text verschmilzt hier gleichsam mit den ihn rahmenden zu einer
neuen Einheit. Dieser Umstand verweist ganz augenfällig auf die Bedeutung jenes
Gefüges, in dem ein Werk überliefert ist, auch für dessen Lektüre.
Nachdem einige Aspekte bereits im vorangegangenen Kapitel über die Text-
ergänzungen angesprochen wurden, soll der Blick nun zumindest punktuell auf
die Frage nach dem Überlieferungszusammenhang gerichtet werden. Welche
Schlüsse erlaubt die Konstellation von Texten in Sammelhandschriften, wie sie
als Überlieferungsträger auch für den Traktat Von den vier Arten der Gewissen
typisch sind? Solche Zusammenstellungen von anscheinend kaum miteinander in
inhaltlicher Beziehung stehenden Texten stellen einen wesentlichen Teil des
Handschriftenerbes dar. Franz Eybl bemerkte zu ihnen:
„Die gängige Überlieferungsform im mittelalterlichen Codex benachbart oft ganz
heterogene Texte, zusammengehalten v. a. durch die Gemeinsamkeit des Fachgebiets
oder einer spezifischen Gebrauchsabsicht. Mittelalterliche Codices entstehen in ih-
ren jeweiligen historischen Figurationen durch Bedarf am konkreten Ort. Der Text
selbst ist unfest, Zusammenstellungen des Skriptoriums in Form von Sammel- oder
Miszellanhandschriften sind die Regel, ein selektierendes, korrigierendes, kompilie-
rendes Kopieren. Der einzelne Text ist durch diese Nachbarschaft noch nicht selbst-
ständig, sondern bleibt an Beitexte gebunden, von diesen autorisiert oder diese auto-
risierend. Das mediale Behältnis stiftet Legitimation durch Verortung.“75
Überlieferungskontexte wirken - vermerkte Diana Müller umsichtig in ihrer
Arbeit über Textgemeinschaften - „wie ein Filter, indem sie bestimmte Themen,
Diskurse oder Figuren hervorheben“.76 Die Kompilationen besitzen eine innere
Logik, auch wenn diese dem heutigen Rezipienten auf den ersten Blick (- und in
vielen Fällen wohl auch noch auf den zweiten -) häufig verschlossen bleibt. So
ist, um bei De quattuor modis conscientiarum zu bleiben, der Textzusammen-
hang der Brüsseler Handschrift zunächst wenig einsichtig,77 doch lassen sich die
75 Fr. M. Eybl, Typotopographie, S. 229f.
76 D. Müller, Textgemeinschaften, S. 6.
77 Vgl. hierzu die nachfolgende Beschreibung.
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ozditte cisrerttett^t;
Am, 118ra
... qui vivit et regnat per infinita secula.
Amen. Incipit prologus in libro
de conscientia ...
Der einzelne Text verschmilzt hier gleichsam mit den ihn rahmenden zu einer
neuen Einheit. Dieser Umstand verweist ganz augenfällig auf die Bedeutung jenes
Gefüges, in dem ein Werk überliefert ist, auch für dessen Lektüre.
Nachdem einige Aspekte bereits im vorangegangenen Kapitel über die Text-
ergänzungen angesprochen wurden, soll der Blick nun zumindest punktuell auf
die Frage nach dem Überlieferungszusammenhang gerichtet werden. Welche
Schlüsse erlaubt die Konstellation von Texten in Sammelhandschriften, wie sie
als Überlieferungsträger auch für den Traktat Von den vier Arten der Gewissen
typisch sind? Solche Zusammenstellungen von anscheinend kaum miteinander in
inhaltlicher Beziehung stehenden Texten stellen einen wesentlichen Teil des
Handschriftenerbes dar. Franz Eybl bemerkte zu ihnen:
„Die gängige Überlieferungsform im mittelalterlichen Codex benachbart oft ganz
heterogene Texte, zusammengehalten v. a. durch die Gemeinsamkeit des Fachgebiets
oder einer spezifischen Gebrauchsabsicht. Mittelalterliche Codices entstehen in ih-
ren jeweiligen historischen Figurationen durch Bedarf am konkreten Ort. Der Text
selbst ist unfest, Zusammenstellungen des Skriptoriums in Form von Sammel- oder
Miszellanhandschriften sind die Regel, ein selektierendes, korrigierendes, kompilie-
rendes Kopieren. Der einzelne Text ist durch diese Nachbarschaft noch nicht selbst-
ständig, sondern bleibt an Beitexte gebunden, von diesen autorisiert oder diese auto-
risierend. Das mediale Behältnis stiftet Legitimation durch Verortung.“75
Überlieferungskontexte wirken - vermerkte Diana Müller umsichtig in ihrer
Arbeit über Textgemeinschaften - „wie ein Filter, indem sie bestimmte Themen,
Diskurse oder Figuren hervorheben“.76 Die Kompilationen besitzen eine innere
Logik, auch wenn diese dem heutigen Rezipienten auf den ersten Blick (- und in
vielen Fällen wohl auch noch auf den zweiten -) häufig verschlossen bleibt. So
ist, um bei De quattuor modis conscientiarum zu bleiben, der Textzusammen-
hang der Brüsseler Handschrift zunächst wenig einsichtig,77 doch lassen sich die
75 Fr. M. Eybl, Typotopographie, S. 229f.
76 D. Müller, Textgemeinschaften, S. 6.
77 Vgl. hierzu die nachfolgende Beschreibung.