4.3 Überlieferung
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jedoch ein herausragendes Beispiel für das Bemühen einer Gemeinschaft, sich die
Werke inhaltlich anzueignen und damit den Text gleichsam zum ,institutionellen
EigenraunT zu erklären. Der unbekannte Schreiber erhob die vermittelten In-
halte zu solchen von besonderer Dignität und identifizierte zugleich die Mitglie-
der seines Ordens zu deren exklusiven Rezipienten. Dem, was zuvor allgemein
war - die Schrift des David von Augsburg etwa -, wurde nun der Charakter
,institutionell relevanter Wissensbestände* zugesprochen.82 Dieser Mechanismus
einer spezifischen Geltungsbehauptung des Textes übertrug sich dabei auf alle im
Codex enthaltenen Schriften, selbst wenn in ihnen Kartäuser keine Erwähnung
fanden. Die Handschrift als solche erhielt eine konsequent kartäusische Prägung,
insofern eben die schweigenden Mönche zu den in besonderer Weise geeigneten
Adressaten erklärt wurden. Dies musste notwendig auch für De quattuor modis
conscientiarum gelten, insofern der Traktat ja zentraler Bestandteil des Manu-
skripts war.
Ähnliche und vor allem tiefgründigere Beobachtungen wären für sämtliche
der im Folgenden vorzustellenden Handschriften anzustellen, sie würden jedoch
den Rahmen dieser Studie deutlich verschieben, so dass sie späteren Untersu-
chungen vorbehalten bleiben müssen. An dieser Stelle war einzig Raum, auf die
Implikationen der Überlieferung hinzuweisen.
Handschriftenbeschreibungen
Bei den folgenden Beschreibungen der Handschriften lag der Blick vor allem auf
dem Überlieferungszusammenhang; kodikologische Fragen mussten diesem ge-
genüber in den Hintergrund treten. Die dennoch gegebenen Informationen zur
Geschichte der Handschriften stammen in der Regel aus zweiter Hand und sind
entsprechend vermerkt. Die Beschreibungen sind auf Grundlage der mir zur Ver-
fügung stehenden Reproduktionen erstellt. Sofern moderne und in der Tiefener-
schließung der Texte dichte Kataloge zur Verfügung standen, wurden diese ge-
nutzt und die entsprechenden Angaben nachfolgend nur in petit gesetzt.
82 Zum Begriff des institutionellen Eigenraums oder der institutionell relevanten Wissensbestände
vgl. die Ausführungen von Karl-Siegbert Rehberg, zusammengefasst in: Ders., Symbolische
Ordnungen. Ein Kategorienschema zur Theorie und Analyse institutioneller Mechanismen fin-
det sich ebd., S. 76-9.
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jedoch ein herausragendes Beispiel für das Bemühen einer Gemeinschaft, sich die
Werke inhaltlich anzueignen und damit den Text gleichsam zum ,institutionellen
EigenraunT zu erklären. Der unbekannte Schreiber erhob die vermittelten In-
halte zu solchen von besonderer Dignität und identifizierte zugleich die Mitglie-
der seines Ordens zu deren exklusiven Rezipienten. Dem, was zuvor allgemein
war - die Schrift des David von Augsburg etwa -, wurde nun der Charakter
,institutionell relevanter Wissensbestände* zugesprochen.82 Dieser Mechanismus
einer spezifischen Geltungsbehauptung des Textes übertrug sich dabei auf alle im
Codex enthaltenen Schriften, selbst wenn in ihnen Kartäuser keine Erwähnung
fanden. Die Handschrift als solche erhielt eine konsequent kartäusische Prägung,
insofern eben die schweigenden Mönche zu den in besonderer Weise geeigneten
Adressaten erklärt wurden. Dies musste notwendig auch für De quattuor modis
conscientiarum gelten, insofern der Traktat ja zentraler Bestandteil des Manu-
skripts war.
Ähnliche und vor allem tiefgründigere Beobachtungen wären für sämtliche
der im Folgenden vorzustellenden Handschriften anzustellen, sie würden jedoch
den Rahmen dieser Studie deutlich verschieben, so dass sie späteren Untersu-
chungen vorbehalten bleiben müssen. An dieser Stelle war einzig Raum, auf die
Implikationen der Überlieferung hinzuweisen.
Handschriftenbeschreibungen
Bei den folgenden Beschreibungen der Handschriften lag der Blick vor allem auf
dem Überlieferungszusammenhang; kodikologische Fragen mussten diesem ge-
genüber in den Hintergrund treten. Die dennoch gegebenen Informationen zur
Geschichte der Handschriften stammen in der Regel aus zweiter Hand und sind
entsprechend vermerkt. Die Beschreibungen sind auf Grundlage der mir zur Ver-
fügung stehenden Reproduktionen erstellt. Sofern moderne und in der Tiefener-
schließung der Texte dichte Kataloge zur Verfügung standen, wurden diese ge-
nutzt und die entsprechenden Angaben nachfolgend nur in petit gesetzt.
82 Zum Begriff des institutionellen Eigenraums oder der institutionell relevanten Wissensbestände
vgl. die Ausführungen von Karl-Siegbert Rehberg, zusammengefasst in: Ders., Symbolische
Ordnungen. Ein Kategorienschema zur Theorie und Analyse institutioneller Mechanismen fin-
det sich ebd., S. 76-9.