Metadaten

Breitenstein, Mirko
Vier Arten des Gewissens: Spuren eines Ordnungsschemas vom Mittelalter bis in die Moderne : mit Edition des Traktats De quattuor modis conscientiarum — Klöster als Innovationslabore, Band 4: Regensburg: Schnell + Steiner, 2017

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.49623#0154
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
4.3 Überlieferung

153

Noch während Horstius’ Edition erschien, liefen jedoch bereits die Vorberei-
tungen für die nächste Ausgabe, besorgt diesmal durch die Mauriner, namentlich
Claude Chantelou (f 1664) und Luc d’Achery (f 1685). Nach dem frühen Tod
Chantelous kam die Aufgabe schließlich zu Jean Mabillon, unter dessen Na-
men die Opera omnia Sancti Bernardi dann 1667 in erster Auflage erschienen;226
eine zweite folgte 1690, die dritte 1719. Genau 172 Jahre nach ihrem erstmaligen
Erscheinen wurde Mabillons Edition in vierter, wiederum verbesserter Auflage
1839 letztmalig gedruckt; doch war ihre Erfolgsgeschichte damit noch lange
nicht beendet. Von 1859 bis 1862 erschienen diese Bände als Nachdruck inner-
halb der Patrologia latina und wurden in dieser Form wiederum mehrfach neu
veröffentlicht.227 Von den erwähnten Anpassungen abgesehen, erschien der Trak-
tat Von den vier Arten der Gewissen auch hier wieder in jener Form, die er 1547
erhalten hatte.
Jacques Paul Mignes in 217 Bänden erschienener Patrologiae cursus completus
sive bibliotheca universalis, integra, uniformis, commoda, oeconomica, omnium
ss. patrum, doctorum scriptorum que ecclesiasticorum qui ab aevo apostolico ad
usque Innocentii III tempora floruerunt [...] ist eine Fundgrube für jeden, der
sich mit der Kirchen-, Geistes- oder Frömmigkeitsgeschichte des Mittelalters im
denkbar weitesten Sinne beschäftigt. Durch die vor nunmehr 20 Jahren erfolgte
Digitalisierung und Bereitstellung über elektronische Medien wurde dieses im-
mense Korpus an Textzeugnissen von der Patristik bis in die Mitte des 13. Jahr-
hunderts228 gleichsam in einer Neuauflage vorgelegt. Wenn auch immer wieder
(und mit Recht) kritisiert, fungiert diese Sammlung nach wie vor für viele, auch
zentrale Schriften als Standardreferenz. Für solche Texte, die seither keine Neu-
edition erfahren haben, ist die Patrologia Latina noch immer das Quellenwerk
schlechthin.
Sie ist jedoch noch weitaus mehr: Die Patrologia Latina ist nicht nur ein un-
entbehrliches Instrument mediävistischer Forschung, sondern ebenso aufschluss-
reich für Fragen nach wissenschaftlicher Kanonbildung im 19. Jahrhundert.229
Hierfür genügt es beispielsweise, einen Blick auf die Auswahl der Texte zu wer-
226 Zur Vorgeschichte von Mabillons Ausgabe vgl. J. Leclercq, La Prehistoire.
227 Die Reihenfolge des Erscheinens: Bd. 1 (PL 182) 1859, Bd. 2 (PL 183) 1862, Bd. 3 (PL 184) 1862,
Bd. 4 (PL 185) 1860.
228 Durch falsche Zuschreibungen gerieten auch Texte in die Sammlung, die erst nach der selbst
gesteckten Grenze des Pontifikats Innozenz’ III. entstanden, so im Falle des als Opusculum in
haec verba: Ad quid venisti? abgedruckten ersten Teils, der Formula novitiorum, des monu-
mentalen Opus’ De exterioris et interioris hominis compositione des Franziskaners David von
Augsberg, vgl. zu dessen Zuschreibung an Bernhard von Clairvaux oder Hugo von
St. Viktor: C. Bohl, Geistlicher Raum, S. 90-6.
229 Vgl. hierzu R. H. Bloch, God’s Plagiarist.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften