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Breitenstein, Mirko
Vier Arten des Gewissens: Spuren eines Ordnungsschemas vom Mittelalter bis in die Moderne : mit Edition des Traktats De quattuor modis conscientiarum — Klöster als Innovationslabore, Band 4: Regensburg: Schnell + Steiner, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.49623#0156
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Übersicht der Druckausgaben

155

Drogo Hostiensis (f 1138) (Sermo de sacramento Dominicaepassionis) als auch
unter denen Ernolds von Bonneval (f nach 1156) (Meditationes).2^
Die hier gegebene Konstellation verweist aber zugleich auch auf die Dauerhaftig-
keit jenes traditionellen Mechanismus zur Autoriätsgenerierung von Texten: sie
nämlich einfach an einen großen Namen zu binden - in diesem Fall den Bernhards
von Clairvaux, der hier als „Formel eines Autoritäts verweis es“ fungiert.234 235 Das ist
in diesem Zusammenhang vor allem auch deshalb interessant, weil die Rezeption
sich in den folgenden mehr als 150 Jahren bei Rekursen auf den Traktat Von den
vier Arten der Gewissen auf den unter Bernhards Namen abgedruckten Text be-
schränkt hat und die von Pez veröffentlichte Ausgabe fast völlig ignorierte. Zwar
waren sich die meisten Forscher wohl bewusst, dass der Text nicht Bernhard zu-
zusprechen ist, aber allein das Umfeld des Abtes von Clairvaux erschien wohl ge-
wichtig genug, dem referenzfreien Abdruck in den Opera omnia sancti Bernardi
vor jener Edition den Vorzug zu geben, welche die zugrundeliegende Handschrift
eindeutig benannte: der von Bernhard Pez nämlich, der den Traktat im Jahr 1724
nach einer Handschrift seines Heimatklosters Melk (Mel) innerhalb der von ihm
herausgegebenen Bibliotheca Ascetica Antiquo-Nova veröffentlicht hatte.
Zu dem schon für sich genommen bedeutsamen Umstand, dass Pez seine
Quelle benannte, kommt jedoch auch noch hinzu, dass die von ihm veröffent-
lichte Variante des Traktats tatsächlich repräsentativ für jene Textvariante ist, die
in der Mehrzahl der Handschriften überliefert wurde: Von den elf bekannten
Manuskripten bieten zehn die Melker Variante und nur eine diejenige, die in die
Opera omnia Bernhards einfloss.
Übersicht der Druckausgaben
Die nachfolgende Übersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Hin-
weise legen nahe, dass neben den hier gelisteten noch weitere Druckausgaben des
Traktats Von den vier Arten der Gewissen existiert haben.236 Mit dem Vermerk „E“
werden nachfolgend jene Drucke ausgewiesen, in denen die oben im Kapitel 4.2 b)
234 Bernhard: PL 184, Sp. 741-767; Drogo: PL 166, Sp. 1515-1546; Ernold: PL 189, Sp. 1733-
1760. Wie dauerhaft solch eine Verwirrung sein kann, zeigt der Umstand, dass der Text selbst
noch in Schönbergers Repertorium sowohl dem Ernold als auch dem Drogo als je „echtes“
Werk zugewiesen wird: Repertorium, ed. R. Schönberger et al., Bd. 1, S. 1251 (D1350-40/5 u.
10) sowie Bd. 2, S. 1339 (E1380-70/5 u. 10). Verwiesen sei auch auf die unter den Namen des
Bernhard von Clairvaux und des Petrus Damiani abgedruckte Adventspredigt des Niko-
laus von Clairvaux, unten S. 158, Anm. 242.
235 M. Foucault, Was ist ein Autor?, S. 19.
236 Vgl. zum Beispiel die bibliographische Angabe des John Boys, die keinem der hier aufgezählten
Drucke zugeordnet werden konnte, vgl. unten S. 303, Anm. 331.
 
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