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Breitenstein, Mirko
Vier Arten des Gewissens: Spuren eines Ordnungsschemas vom Mittelalter bis in die Moderne : mit Edition des Traktats De quattuor modis conscientiarum — Klöster als Innovationslabore, Band 4: Regensburg: Schnell + Steiner, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.49623#0188
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5. Edition und Übersetzung

187

Was sollen wir Elenden tun, wir Beklagenswerten, wenn selbst jener so fühlt
und über sich selbst spricht, der sich mehr als alle anderen gemüht hat (I Cor
15.10), jener, an den scheinbar sogar der Schlüsselbewahrer des Himmelreichs
zusammen mit Johannes und Jakobus nicht heranreichten (vgl. Gal 2.6-9), jener,
5 der schon bis in den dritten Himmel entrückt wurde (II Cor 12.2)? Um aber dei-
ner Reinheit, alles, was ich vom Gewissen denke, mit schlichten und reinen Wor-
ten zu eröffnen, habe ich beschlossen, vier Arten der Unterscheidung zu bestim-
men, damit das angenehmer gelesen und leichter bewahrt werden kann, was für
sich genommen verschieden ist.

10 II. Von den vier Gewissen und ihrem Inhalt
Ein Gewissen ist gut und ruhig, ein anderes gut und unruhig, eines ist schlecht und
ruhig, ein anderes schlecht und unruhig. Zunächst wollen wir das erste betrachten.
II. 1 Nachfolgend vom guten und ruhigen Gewissen
Gut ist das Gewissen, das die vergangenen Sünden bestraft und es vermeidet,
15 Strafwürdiges zu begehen/ das einer Sünde nicht zustimmt, auch wenn es Sünd-
haftes empfinden sollte.b Selig ist der Mann, dem der Herr die Sünde nicht ange-
rechnet hat (Ps 31.2), sagt der Heilige. Er hat nicht gesagt: der nicht gesündigt
hat. Einen solchen gibt es hier nicht, außer den einen und der ist der Sohn Gottes,

a Vgl. Bernhard von Clairvaux, ep. 42, IV (13), in.- Sämtliche Werke, Bd. 2, S. 460: „Itaque duo
sunt praecipue quae bonam reddunt conscientiam, paenitere de malis et abstinere a malis, hoc
est, ut verbis loquar beati Gregorii, et commissa fiere, et flenda non committere.“ Bernhard
bezieht sich hier auf Gregor den Grossen, Homiliae in Evangelia, 34.15, Bd. 2, S. 674. Vgl.
oben S. 38, Anm. 96.
b Vgl. Hugo von St. Viktor, Meditationes, III.2, S. 52: „Munda autem conscientia est, quae nec
de preterito iuste accusatur, nec de praesenti iniuste delectatur.“ Isidor von Sevilla, Sententiae,
lib. II, cap. 26.2-3, Sp. 627f. sowie Ders., Synonyma, lib. II, cap. 61, Sp. 859. Der Satz „Bona
conscientia [...] non consentit.“ parallel auch De interiori domo, cap. IX (16), Sp. 515 D; vgl.
auch nachfolgend S. 188, Z. 12.

144 peccatum] dominus Av.
145 sanctus] sanctus David Av, Rom.
146 dixit] dicit Av.
147 Qui] fehlt in Ch.
148 enim] fehlt in Rom.
149 hic] fehlt in Bril.
 
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