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5. Edition und Übersetzung
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aber scheint es ihm zwar nicht mehr unerträglich, aber immer noch schwer, und
dennoch ist es kein kleiner Abstieg zwischen ,unerträglich‘ und ,schwer‘. Doch
wenig später beurteilt er es als unbedeutend,
und Unerträglichkeit und Schwere
sind vergessen. Später bemerkt er [die
Schuld] nicht einmal mehr;
und wenn er mit zahlreichen Schlägen gezüchtigt wird, spürt er weder die Verlet-
zungen, noch gibt er auf die Schläge Acht. Hiervon ist in der Schrift der Wahrheit
die Rede (Dn 10.21): Sie haben mich geschlagen, aber es hat mich nicht geschmerzt,
sie haben mich fortgeschleift, aber ich habe es nicht gespürt (Prv 23.35). Binnen
kurzer Zeit fühlt er dies nicht nur nicht mehr, sondern findet Gefallen daran, und
was bitter war, wird lieblich, und was rauh schien, verwandelt sich ihm in Süße.
Sodann wird ihm die Sünde zur Gewohnheit - derart, dass er nicht nur [manch-
mal] Gefallen an ihr findet, sondern unablässig und er sich nicht mehr enthalten
kann. Zuletzt kann er sich nicht mehr von ihr losreißen, weil ihm die Gewohn-
heit schon zur Wesensart geworden ist, und was ihm zuvor zu tun unmöglich
war, davon kann er sich nun unmöglich enthalten. So steigt er herab, ja vielmehr
stürzt er von Jerusalem hinab nach Jericho; so begibt er sich auf den Weg des
Ungehorsams und der Verhärtung des Herzens. Hier [in Jericho] stinkt der Sün-
der, hier liegt er schon vier Tage begraben, hier ist ein Stein vor die Höhle gesetzt
(Io 11.38), um jene barmherzigen Strahlen des göttlichen Lichts nicht durchzu-
lassen. Hier gilt gemäß der heiligen Schrift: Das Bekenntnis eines Toten vergeht
so, als sei es nicht gegeben (Sir 17.26) - es sei denn, dass der sich erbarmende Gott
vielleicht irgendwann einmal das steinerne Herz in eines aus Fleisch verwandelt
(Ez 36.26).
294 impossibile] importabile Ch, Soi; possibile Rom.
295 iam impossibile] fehlt in Soi.
296 Sic] Sic enim Ch.
297 et] fehlt in Sois.
298 itur in] iter ad Av.
299 et] et in Am, Av, Fi, Met, Soi.
300 est] fehlt in Ca, Mel, in Mel interlinear von Hand2 nachgetragen.
301 hic lapis] hic lapis est Brü; huic lapis Met.
302 ut] fehlt in Ch.
303 admittit] admittat Av, Brü, Fi, Mel, Par, Rom, Soi.
304 Hic] Huic Met.
305 qui non est] ab eo qui non est Ch; non sit Rom.
306 perit] perdit Soi.
307 carneum] carnem Brü.
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aber scheint es ihm zwar nicht mehr unerträglich, aber immer noch schwer, und
dennoch ist es kein kleiner Abstieg zwischen ,unerträglich‘ und ,schwer‘. Doch
wenig später beurteilt er es als unbedeutend,
und Unerträglichkeit und Schwere
sind vergessen. Später bemerkt er [die
Schuld] nicht einmal mehr;
und wenn er mit zahlreichen Schlägen gezüchtigt wird, spürt er weder die Verlet-
zungen, noch gibt er auf die Schläge Acht. Hiervon ist in der Schrift der Wahrheit
die Rede (Dn 10.21): Sie haben mich geschlagen, aber es hat mich nicht geschmerzt,
sie haben mich fortgeschleift, aber ich habe es nicht gespürt (Prv 23.35). Binnen
kurzer Zeit fühlt er dies nicht nur nicht mehr, sondern findet Gefallen daran, und
was bitter war, wird lieblich, und was rauh schien, verwandelt sich ihm in Süße.
Sodann wird ihm die Sünde zur Gewohnheit - derart, dass er nicht nur [manch-
mal] Gefallen an ihr findet, sondern unablässig und er sich nicht mehr enthalten
kann. Zuletzt kann er sich nicht mehr von ihr losreißen, weil ihm die Gewohn-
heit schon zur Wesensart geworden ist, und was ihm zuvor zu tun unmöglich
war, davon kann er sich nun unmöglich enthalten. So steigt er herab, ja vielmehr
stürzt er von Jerusalem hinab nach Jericho; so begibt er sich auf den Weg des
Ungehorsams und der Verhärtung des Herzens. Hier [in Jericho] stinkt der Sün-
der, hier liegt er schon vier Tage begraben, hier ist ein Stein vor die Höhle gesetzt
(Io 11.38), um jene barmherzigen Strahlen des göttlichen Lichts nicht durchzu-
lassen. Hier gilt gemäß der heiligen Schrift: Das Bekenntnis eines Toten vergeht
so, als sei es nicht gegeben (Sir 17.26) - es sei denn, dass der sich erbarmende Gott
vielleicht irgendwann einmal das steinerne Herz in eines aus Fleisch verwandelt
(Ez 36.26).
294 impossibile] importabile Ch, Soi; possibile Rom.
295 iam impossibile] fehlt in Soi.
296 Sic] Sic enim Ch.
297 et] fehlt in Sois.
298 itur in] iter ad Av.
299 et] et in Am, Av, Fi, Met, Soi.
300 est] fehlt in Ca, Mel, in Mel interlinear von Hand2 nachgetragen.
301 hic lapis] hic lapis est Brü; huic lapis Met.
302 ut] fehlt in Ch.
303 admittit] admittat Av, Brü, Fi, Mel, Par, Rom, Soi.
304 Hic] Huic Met.
305 qui non est] ab eo qui non est Ch; non sit Rom.
306 perit] perdit Soi.
307 carneum] carnem Brü.