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Breitenstein, Mirko
Vier Arten des Gewissens: Spuren eines Ordnungsschemas vom Mittelalter bis in die Moderne : mit Edition des Traktats De quattuor modis conscientiarum — Klöster als Innovationslabore, Band 4: Regensburg: Schnell + Steiner, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.49623#0226
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5. Edition und Übersetzung

225

Einem Jeden ist sein Gewissen ein
Buch, und alle anderen Bücher wurden
verfasst, um dieses Buch zu untersu-
chen und zu verbessern. Wenn die Seele
den Körper verlässt, kann sie nichts
weiter mit sich führen als ihr Buch des
Gewissens, und in ihm wird sie auch
erkennen, wohin sie gehen und was sie
empfangen soll. Anhand dessen, was in
unseren Büchern geschrieben steht,
werden wir beurteilt werden; und da-
her müssen sie nach dem Vorbild des
Buchs des Lebens geschrieben werden.
Und wenn sie nicht so geschrieben
sind, müssen sie zumindest verbessert
werden. Vergleichen wir daher unsere
Bücher mit dem Buch des Lebens, da-
mit sie nicht vielleicht noch bei jener
letzten Prüfung verworfen werden/
Das Buch des Lebens wird als eine ge-
wisse göttliche Kraft verstanden, die
bewirkt, dass einem Jeden all seine
Werke, die guten wie die schlechten,
ins Gedächtnis zurückgerufen werden,
um sie mit dem Blick des Geistes wun-
derbar schnell zu sichten, so dass das
Wissen das Gewissen entweder anklagt
oder entschuldigt und zugleich über je-
den Einzelnen und über alle gemein-
sam geurteilt wird?
Vom Gewissen ist freilich der Ruhm
untrennbar oder die Verwirrung eines
jeden entsprechend der Beschaffenheit
des anvertrauten Gutes/ Wie nämlich
ein gutes Leben den Menschen lobens-
wert und ruhmreich macht, so macht
ihn ein schlechtes verworfen und der
Verwirrung würdig.
 
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