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Breitenstein, Mirko
Vier Arten des Gewissens: Spuren eines Ordnungsschemas vom Mittelalter bis in die Moderne : mit Edition des Traktats De quattuor modis conscientiarum — Klöster als Innovationslabore, Band 4: Regensburg: Schnell + Steiner, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.49623#0241
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6. Rezeptionen und Wirkungen

arbeit geleistet.56 Doch scheint das Geschick des Kompilators bei Auswahl und
Komposition des Materials ein nicht zu vernachlässigender Faktor gewesen zu
sein, stellte er doch, wie Falmagne demonstrieren konnte, auch ein Augustinus-
Florilegium, den Liber Florigerus, zusammen, dem ein ähnlicher Erfolg beschie-
den war.57 Festgehalten werden kann, dass die Flores in einer außerordentlichen
Fülle von Handschriften überliefert sind.58 Sie wurden zudem rasch auch über-
setzt.59 Bereits 1472 erschien die erste Druckausgabe (BB 14); zahlreiche weitere
sollten bis ins 16. Jahrhundert hinein folgen.
Der Kompilator der Flores Bernardi teilte diese in zehn Bücher ein, die einem
für heutige Gewohnheiten recht merkwürdigen Gliederungsprinzip folgen:
Während die ersten sechs ganz konventionell thematischen Motiven wie Gott,
dem Menschen, Tugenden und Lastern gewidmet sind, versammeln die Bücher
VII bis X numerisch zusammenhängende Differenzierungen: Unabhängig vom
konkreten Gegenstand wurden in fortlaufender Folge der Bücher Zweier-,
Dreier-, Vierer-, oder noch höherzahlige Gruppen von Begriffen zusammen-
getragen.60 Ein vergleichbares Schema wird später auch der Karmelit Konrad
Rudner in seinem Kollektaneum entwerfen.61
Im Buch der Vierergruppen nun findet sich passenderweise auch ein Kapitel
Vom vierfachen Gewissen, das ganz eindeutig in der Tradition jenes nun schon
bekannten Motivs der in Kreuzklassifikation strukturierten Gewissenseigen-
schaften gut und schlecht sowie ruhig und unruhig zu verorten ist:
56 Der Forschungsstand in Bezug auf inhaltliche Fragen wird immer noch durch die vor nunmehr 60
Jahren entstandenen Arbeiten Matthäus Bernards’ repräsentiert: Zur Verbreitung der Bernhards-
florilegien (1952), Zur Überlieferung der Bernhardschriften (1954), Flores Sancti Bernardi (1955).
Thomas Falmagne beschäftigte sich in seiner Studie vor allem mit Fragen der Entstehungsum-
stände und der Zuschreibung.
57 Vgl. Th. Falmagne, Le Liber Florigerus, S. 147f.
58 Zu den Handschriften vgl. die Angaben innerhalb der oben in Anm. 56 genannten Arbeiten von
Bernards sowie ILWW, n° 1155. Zusammenfassend und ergänzend: Th. Falmagne, Le Liber
Florigerus, S. 147f.
59 Vgl. B. Tayler, An Old Spanisb Franslation.
60 „Verum opus istud quia de diversis rebus mentionem facit secundum diversitatem rerum de
quibus loquitur in diversos libros distinguitur, et decem librorum tractatibus concluditur. Pri-
mus Über tractat de Deo patre et filio et spiritu sancto. Secundus de homine et anima. Tertius
de prelatis. Quartus de clericis et monachis. Quintus de virtutibus. Sextus de vitiis. Quatuor
sequentes libri [...] de quibusdam distinctionibus multum utilibus specialiter loquuntur. [...]
Isti vero non solum causa materie sed precipue propter modum et dispositionem capitulorum
inter se differentium ab invicem discernuntur. Septimi enim libri singula capitula sunt duplicia,
quia de duabus rebus principaliter agunt. Octavi vero triplicia [...] Noni autem quadruplicia
quia singulorum quadruplex est causa. Decimi vero capitula possunt dici diversiloqua
Liber Florum beati Bernardi, Prolog, zitiert nach der vorläufigen Edition des Prologs bei
Th. Falmagne, Le Liber Florigerus, S. 141.
61 Vgl. unten im Kapitel 6.2 c).
 
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