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Breitenstein, Mirko
Vier Arten des Gewissens: Spuren eines Ordnungsschemas vom Mittelalter bis in die Moderne : mit Edition des Traktats De quattuor modis conscientiarum — Klöster als Innovationslabore, Band 4: Regensburg: Schnell + Steiner, 2017

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.49623#0262
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6.2 Bearbeitungen, Zitate und Paraphrasen

261

Inhalte einher. Für den Traktat Von den vier Arten der Gewissen wurde auf die-
sen Effekt bereits hingwiesen.132
Auffällig ist, dass für keinen der folgenden Rekurse des 15. Jahrhunderts auf
das Motiv der vier Gewissensarten ein Bezug auf den ps.-bernhardischen Gewis-
senstraktat festgestellt werden konnte. In allen Fällen diente die Predigt Vom
vierfachen Gewissen als Referenztext - hier jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit
vermittelt durch die Flores Bernardi, die ihrerseits früh gedruckt wurden. Ihre
Aufnahme in das Florilegium war zweifellos der entscheidende Grund für die
vergleichsweise häufige Bezugnahme auf den eher kurzen Text der bernhardi-
schen Predigt. Auch wenn mit der Vita lesu Christi des Ludolf von Sachsen
bereits auf einen frühen Rezeptionszeugen hingewiesen werden konnte, setzte
die dichte Verbreitung des Traktats Von den vier Arten der Gewissen erst mit
dessen Druck ein. Die im Buchdruck gründende Verknüpfung des Textes mit
dem Namen Bernhards von Clairvaux trug nachfolgend ganz wesentlich zu
seiner Attraktivität bei.
Sermones ,Parati‘
Der unter dem Namen Paratus oder Sermones,Parati1 firmierende Predigtzyklus
entstand wie andere vergleichbare an der Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert.133
Er entstammt damit einem vergleichbaren geistigen Umfeld wie auch die
nachfolgend noch vorzustellende Predigtsammlung des ,Meffreth‘. Neben ei-
ner dichten handschriftlichen Überlieferung (insbesondere im deutschen Sprach-
raum) erschien die Sammlung bis in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts auch oft
im Druck.134
Die hier im Fokus stehende Predigt zum dritten Sonntag nach Ostern steht
unter dem Thema von Io 16.20 „Tristitia vestra vertetur in gaudium“,135 einer
Perikope mit langer Tradition als Predigtthema für diesen Tag des Kirchen-
jahrs.136 Mit den genannten Worten habe Christus seine Freunde getröstet und
ihnen zugleich ewige Freude versprochen. Man müsse aber wissen, klärte der
132 Vgl. oben im Kapitel 4.3 b).
133 Volker Honemann spricht sich für das ausgehende 14. Jh. aus: V. Honemann, „Paratus (Ser-
mones Parati)“, Sp. 204. Zum Paratus-Zyklus vgl. neben dem Artikel von Honemann auch den
von F. J. Worstbrock, „Paratus“ sowie R. Cruel, Geschichte der deutschen Predigt, S. 474-8.
Zu entsprechenden Sammlungen allgemein J. B. Schneyer, Geschichte der katholischen Pre-
digt, S. 279f.
134 Vgl. hierzu die Übersicht bei J. B. Schneyer, Repertorium, Bd. 4, S. 523-48 sowie F. J. Worst-
brock, „ Paratus“.
135 J. B. Schneyer, Repertorium, Bd. 4, S. 523-48, n° 100 T31
136 Vgl. R. D. Scheewer, Die deutsche Predigt, S. 285.
 
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