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Breitenstein, Mirko
Vier Arten des Gewissens: Spuren eines Ordnungsschemas vom Mittelalter bis in die Moderne : mit Edition des Traktats De quattuor modis conscientiarum — Klöster als Innovationslabore, Band 4: Regensburg: Schnell + Steiner, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.49623#0281
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6. Rezeptionen und Wirkungen

Sakramentalität für die Beichte hinterlassen hatte, sind die Verschiebungen inner-
halb des katholischen Bereichs signifikant unter dem Stichwort der ,General-
beichte* zu fassen.227 Diese hatte traditionell als allgemeines und von tatsächli-
chem Vergehen getrenntes Bekenntnis eigener Sündhaftigkeit gedient; sie wurde
nun im Zuge von katholischer Reform und Gegenreformation aber zum Instru-
ment einer umfassenden Beichte und damit, wie Alois Hahn hervorhebt, zum
Generator konkreter ,Sündenbiographien‘.228 Als ebenso entschiedene wie wirk-
mächtige Propagandisten dieser Form der confessio generalis erwiesen sich vor
allem die Jesuiten. Ignatius von Loyola hatte die Erforschung des eigenen Ge-
wissens zum Prinzip seiner Exercitia spiritualis erklärt und dieser in der religiö-
sen Elite bewährten Praxis damit weite Verbreitung gesichert.229 Musterpredig-
ten und homiletische Hilfsmittel wie die nachfolgend vorzustellenden sollten zur
Gewissenserforschung auffordern. Beichtsummen und Beichtspiegel, die der
Vorbereitung auf das Bekenntnis dienten, indem sie Anleitung zur Erforschung
des Gewissens gaben, erfuhren eine außerordentliche Konjunktur.230
Konrad Rudner: Kollektaneenbuch
Der Subprior des Nürnberger Karmelitenkonvents, Konrad Rudner, war ein
eifriger Leser: Zwischen 1502 und 1508 trug er die Früchte seiner Lektüre in ei-
nem Band zusammen, der heute in der Handschriftensammlung des Germani-
schen Nationalmuseums in Nürnberg aufbewahrt wird.231 Der Umstand, dass er
sich für dieses Kollektaneum so viel Zeit nahm, spricht für eine Arbeit aus eige-
nem Interesse und zum überwiegend eigenen Gebrauch, auch wenn er sich
durchaus an mögliche Leser wendet.
Einen Teil seiner Exzerpte ordnete Rudner nach einem Gliederungsprinzip,
das bereits den Flores Bernardi zugrundelag: Auf 154v bis 158r fasste er Gruppen
von Phänomenen und Konzepten in von eins bis zwölf numerisch aufsteigender
Ordnung zusammen (De Imitate, De binaris, De numero ternario etc.). Anders,
als man vielleicht vermuten könnte, blieben das Gewissen in seinen vier mög-
227 Vgl. zu diesem Instrument v. a. M. Sluhovsky, General Confession.
228 A. Hahn, Zur Soziologie der Beichte, S. 188-90 (423-5).
229 Vgl. J. Stelzenberger, Syneidesis, Conscientia, Gewissen, S. 79f.
230 Vgl. M. Sluhovsky, General Confession-, W. D. Myers, ,Poor, Sinning Folk‘, S. 168-81. Robert
Maryks zählt allein für die Zeit von 1554-1650 nicht weniger als 758 „Books written by Jesuits
on Sacramental Confession“, R. A. Maryks, Census of the Books.
231 Vgl. Katalog Nürnberg GNM 2.2, S. XIII; zur Handschrift selbst ebd., S. 103-12. Der Teil, in
dem der Abschnitt zu den vier Gewissensarten enthalten ist, entstand 1505. Für Konrads
Wirken als Subprior des Nürnberger Konvents vgl. A. Deckert, Die oberdeutsche Provinz,
S. 209, n° 802.
 
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