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6. Rezeptionen und Wirkungen
ratur der Zeit häufig Verwendung finden. Auf diese Weise gelingt es ihm, das
tradierte Schema mit neuen Inhalten zu füllen. So bestimmte er das schlechte und
ruhige Gewissen als eines, das zu weit sei und jede Sünde gefühllos hinnehmen
würde, bis Gott oder der Teufel es weckten. Es erwachse aus Ignoranz und Ge-
wöhnung an die Sünde, ja Freude an ihr.364 Ein Gewissen, das weder gut noch
ruhig ist, sei einerseits ergriffen von Kleinigkeiten und andererseits unempfind-
lich in gewichtigen Angelegenheiten. Es sei ein irrendes Gewissen, das bei läss-
lichen Verstößen in zeremoniellen Fragen klage, nicht aber bei solchen gegen die
Gehorsamspflichten; es sei ein abergläubisches Gewissen, das eher bei ein paar
vergessenen Gebeten unruhig werde als bei Trunkenheit, Betrug Verrat, Auf-
stand oder Mord; und es sei ein verzweifeltes Gewissen, das jeden Glauben an die
Gnade Gottes verloren habe.365 Damit seien, bilanziert Cade, die beiden Arten
eines schlechten Gewissens opponierende Formen und Ausdruck einer gefähr-
lichen Bosheit: zu sorglos und angstfrei die eine, überbesorgt und überängstlich
die andere.366
Auch das gute und unruhige Gewissen klagt, weil der Mensch Gottes Gesetz
übertreten hat, und es erfüllt sein Herz mit Kummer. Es tut dies jedoch weit
mehr wegen eines begangenen Fehlers als wegen der drohenden Bestrafung und
strebt somit zum Guten. An drei Zeichen könne man ein solches Gewissen er-
kennen: Es strebe in allem zu Gott; es gehe zum zweiten in allem den Weg der
Mitte und folge der Geistlichkeit; zum dritten gehe es den Weg Gottes mit mehr
Eifer als jene, die nicht unter Anfechtung leiden. Ein solches Gewissen werde
zum glücklichen Erfolg kommen.367 Gut und ruhig schließlich ist, Cade zufolge,
364 „The Conscience quiet but not good, may be a broad or large Conscience, swallowing down
any sinne without feeling: or brawny, seared, senslesse: or sleeping until God in mercie, or the
devil in policie awake it. This is not good; it proceeds from ignorance, delight or custome in
sinne, or want of a sound faithfull ministerie: a dangerous sicknesse, not feit, and therefore not
desiring the eure.“ Ebd., S. 55.
365 „The Conscience neither quiet nor good, is too stirring in small matters, too senselesse of gre-
ater: such is, first, the erroneous, accusing more for the use of a ceremonie, then for disobeying
the Magistrate: and secondly, the superstitious, disquieting more for breaking our fast on a fish
day, or omitting a few Ave Maries, then for drunkennes, cozening our neighbours, or for trea-
sons, rebellions, massacres of Princes and people: but thirdly and especially the despairing con-
science, which for sinne against God afflicts too grievously and endlesly, admitting no comforts
of Gods mercie and Christs merits.“ Ebd., S. 55f.
366 „These two are in the two extreams, the one too carelesse and fearlesse, the other too carefull
and fearfull; both dangerously evil.“ Ebd., S. 56.
367 „The Conscience good, but not quiet, accuseth for breach of Gods law, and fills the heart with
sorrows and fears, yet grieveth more at his fault then at his punishment; and therefore tends to
good, and seeks for comfort. [...] This is a good Conscience, and is known by these signes. First
[...] it holds the principle [...] hope in God [...] Secondly, he is carefull to use the means, adn
hungerly hangs upon the ministerie of the word [...] Thirdly, he continues in the wayes of Gods
6. Rezeptionen und Wirkungen
ratur der Zeit häufig Verwendung finden. Auf diese Weise gelingt es ihm, das
tradierte Schema mit neuen Inhalten zu füllen. So bestimmte er das schlechte und
ruhige Gewissen als eines, das zu weit sei und jede Sünde gefühllos hinnehmen
würde, bis Gott oder der Teufel es weckten. Es erwachse aus Ignoranz und Ge-
wöhnung an die Sünde, ja Freude an ihr.364 Ein Gewissen, das weder gut noch
ruhig ist, sei einerseits ergriffen von Kleinigkeiten und andererseits unempfind-
lich in gewichtigen Angelegenheiten. Es sei ein irrendes Gewissen, das bei läss-
lichen Verstößen in zeremoniellen Fragen klage, nicht aber bei solchen gegen die
Gehorsamspflichten; es sei ein abergläubisches Gewissen, das eher bei ein paar
vergessenen Gebeten unruhig werde als bei Trunkenheit, Betrug Verrat, Auf-
stand oder Mord; und es sei ein verzweifeltes Gewissen, das jeden Glauben an die
Gnade Gottes verloren habe.365 Damit seien, bilanziert Cade, die beiden Arten
eines schlechten Gewissens opponierende Formen und Ausdruck einer gefähr-
lichen Bosheit: zu sorglos und angstfrei die eine, überbesorgt und überängstlich
die andere.366
Auch das gute und unruhige Gewissen klagt, weil der Mensch Gottes Gesetz
übertreten hat, und es erfüllt sein Herz mit Kummer. Es tut dies jedoch weit
mehr wegen eines begangenen Fehlers als wegen der drohenden Bestrafung und
strebt somit zum Guten. An drei Zeichen könne man ein solches Gewissen er-
kennen: Es strebe in allem zu Gott; es gehe zum zweiten in allem den Weg der
Mitte und folge der Geistlichkeit; zum dritten gehe es den Weg Gottes mit mehr
Eifer als jene, die nicht unter Anfechtung leiden. Ein solches Gewissen werde
zum glücklichen Erfolg kommen.367 Gut und ruhig schließlich ist, Cade zufolge,
364 „The Conscience quiet but not good, may be a broad or large Conscience, swallowing down
any sinne without feeling: or brawny, seared, senslesse: or sleeping until God in mercie, or the
devil in policie awake it. This is not good; it proceeds from ignorance, delight or custome in
sinne, or want of a sound faithfull ministerie: a dangerous sicknesse, not feit, and therefore not
desiring the eure.“ Ebd., S. 55.
365 „The Conscience neither quiet nor good, is too stirring in small matters, too senselesse of gre-
ater: such is, first, the erroneous, accusing more for the use of a ceremonie, then for disobeying
the Magistrate: and secondly, the superstitious, disquieting more for breaking our fast on a fish
day, or omitting a few Ave Maries, then for drunkennes, cozening our neighbours, or for trea-
sons, rebellions, massacres of Princes and people: but thirdly and especially the despairing con-
science, which for sinne against God afflicts too grievously and endlesly, admitting no comforts
of Gods mercie and Christs merits.“ Ebd., S. 55f.
366 „These two are in the two extreams, the one too carelesse and fearlesse, the other too carefull
and fearfull; both dangerously evil.“ Ebd., S. 56.
367 „The Conscience good, but not quiet, accuseth for breach of Gods law, and fills the heart with
sorrows and fears, yet grieveth more at his fault then at his punishment; and therefore tends to
good, and seeks for comfort. [...] This is a good Conscience, and is known by these signes. First
[...] it holds the principle [...] hope in God [...] Secondly, he is carefull to use the means, adn
hungerly hangs upon the ministerie of the word [...] Thirdly, he continues in the wayes of Gods