6.2 Bearbeitungen, Zitate und Paraphrasen
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nommen;528 1720 erschienen Übersetzungen ins Englische und Niederländische,
1736 eine ins Deutsche; weitere Auflagen folgten.529
Für die argumentative Fundierung seiner Thesen dient Martin auch das Ge-
wissen, das dem Menschen - nach Rm 2.15 jedem Menschen - ebenso wie das
natürliche Gesetz eigen sei. Um es zu erforschen, bedürfe es Herz und Verstand
und damit jene Instanzen, die zugleich auch das Gewissen gestalten.530 Ganz in
Übereinstimmung mit der Tradition definierte er dabei das Gewissen als Bezug
menschlicher Urteile auf ein vorgängiges Gesetz, das den Maßstab guten wie
schlechten Handelns vorgibt;531 dieses Gesetz sei bei allen Menschen gleich und
ein natürliches Gesetz.532 Allerdings bilde die Erkenntnis dieses Gesetzes nur
einen Teil des Gewissens - der andere sei die Empfindung des Herzens in Bezug
auf das, was der Verstand diesem vorgibt:533 So wie der Verstand dem Willen die
nötige Erkenntnis vermittele, damit dieser sich rational begründet auf etwas
richte, so verleihe der Wille im Gegenzug dem Verstand den für die Verfolgung
einer Sache unerläßlichen Eifer.534 Wenn es also dem Menschen eigentümlich ist,
Willen und Verstand zu haben, so ist es ihm auch wesenhaft, ein Gewissen zu
besitzen.535 Bereits die „Existenz der conscience war“, wie Erich Haase formu-
lierte, für die Literaten des Glaubensexils „der beste Beweis für die Religion.“536
528 Das Werk erhielt eine vierseitige Besprechung im Journal des Savants des Jahres 1714, S. 118—
21; 1739 wurde es jedoch in Frankreich indiziert, vgl. Fr. Weil, Livres interdits, S. 93.
529 A Discourse of Natural Religion, Mr. Martin, Pastor of the French Church at Utrecht, Transla-
ted from the French, London: W. and J. Innys 1720,21725. Verhandeling van den Natuurlyken
Godtsdienst, door den Heer David Martin [...] uit het Fransch vertaeit door I. Schoolhouder,
Utrecht 1720. Diese niederländische Ausgabe konnte ich nicht nachweisen, vgl. jedoch die An-
zeige in Fortgesetzte Sammlung von Alten und Neuen Theologischen Sachen, 1721, S. 986. D.
Martin, Abhandlung von der Natürlichen Religion', David Martin, Traite de la Religion
Naturelle ou lAthee Confondu [...] Amsterdam: Frangois L’Honore 1738.
530 „C’est une matiere [...] qui ne demande pas moins un coeur droit et sincere, qu’un esprit eclaire.
La conscience, en effet, est formee de l’un et de l’autre, des lumieres de l’esprit, et de la droiture
du coeur D. Martin, Traite de la Religion Naturelle, Teil 2, cap. 10, S. 415.
531 „La conscience donc [...] est le sentiment profond que nous avons dans notre ame d’une loi, ou
d’une Obligation indispensable de ne rien vouloir, et de ne rien faire que de juste, et le temoig-
nage que notre propre coeur nous rend sur cela, d’y avoir manque, ou de n’y avoir pas manque
en une teile, ou en teile chose.“ Ebd., S. 416f. Zur Tradition vgl. oben S. 31, Anm. 63.
532 „Cette loi du bien et du mal est dans tous les hommes ce que nous appellons la loi naturelle
Ebd., S. 417.
533 „[...] la seconde est le sentiment du coeur, par egard ä cette loi, dans le temoignage qu’il se rend
de l’avoir observee, ou de l’avoir violee.“ Ebd.
534 „L’esprit pretoit ainsi au coeur ses lumieres, et le coeur pretoit ä l’esprit son zele Ebd.,
S.418.
535 „11 paroit [...] qu’il n’est pas moins naturel ä l’homme d’avoir une conscience, qu’il lui est natu-
rel d’avoir un coeur et un esprit Ebd., S. 419.
536 E. Haase, Einführung, S. 360.
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nommen;528 1720 erschienen Übersetzungen ins Englische und Niederländische,
1736 eine ins Deutsche; weitere Auflagen folgten.529
Für die argumentative Fundierung seiner Thesen dient Martin auch das Ge-
wissen, das dem Menschen - nach Rm 2.15 jedem Menschen - ebenso wie das
natürliche Gesetz eigen sei. Um es zu erforschen, bedürfe es Herz und Verstand
und damit jene Instanzen, die zugleich auch das Gewissen gestalten.530 Ganz in
Übereinstimmung mit der Tradition definierte er dabei das Gewissen als Bezug
menschlicher Urteile auf ein vorgängiges Gesetz, das den Maßstab guten wie
schlechten Handelns vorgibt;531 dieses Gesetz sei bei allen Menschen gleich und
ein natürliches Gesetz.532 Allerdings bilde die Erkenntnis dieses Gesetzes nur
einen Teil des Gewissens - der andere sei die Empfindung des Herzens in Bezug
auf das, was der Verstand diesem vorgibt:533 So wie der Verstand dem Willen die
nötige Erkenntnis vermittele, damit dieser sich rational begründet auf etwas
richte, so verleihe der Wille im Gegenzug dem Verstand den für die Verfolgung
einer Sache unerläßlichen Eifer.534 Wenn es also dem Menschen eigentümlich ist,
Willen und Verstand zu haben, so ist es ihm auch wesenhaft, ein Gewissen zu
besitzen.535 Bereits die „Existenz der conscience war“, wie Erich Haase formu-
lierte, für die Literaten des Glaubensexils „der beste Beweis für die Religion.“536
528 Das Werk erhielt eine vierseitige Besprechung im Journal des Savants des Jahres 1714, S. 118—
21; 1739 wurde es jedoch in Frankreich indiziert, vgl. Fr. Weil, Livres interdits, S. 93.
529 A Discourse of Natural Religion, Mr. Martin, Pastor of the French Church at Utrecht, Transla-
ted from the French, London: W. and J. Innys 1720,21725. Verhandeling van den Natuurlyken
Godtsdienst, door den Heer David Martin [...] uit het Fransch vertaeit door I. Schoolhouder,
Utrecht 1720. Diese niederländische Ausgabe konnte ich nicht nachweisen, vgl. jedoch die An-
zeige in Fortgesetzte Sammlung von Alten und Neuen Theologischen Sachen, 1721, S. 986. D.
Martin, Abhandlung von der Natürlichen Religion', David Martin, Traite de la Religion
Naturelle ou lAthee Confondu [...] Amsterdam: Frangois L’Honore 1738.
530 „C’est une matiere [...] qui ne demande pas moins un coeur droit et sincere, qu’un esprit eclaire.
La conscience, en effet, est formee de l’un et de l’autre, des lumieres de l’esprit, et de la droiture
du coeur D. Martin, Traite de la Religion Naturelle, Teil 2, cap. 10, S. 415.
531 „La conscience donc [...] est le sentiment profond que nous avons dans notre ame d’une loi, ou
d’une Obligation indispensable de ne rien vouloir, et de ne rien faire que de juste, et le temoig-
nage que notre propre coeur nous rend sur cela, d’y avoir manque, ou de n’y avoir pas manque
en une teile, ou en teile chose.“ Ebd., S. 416f. Zur Tradition vgl. oben S. 31, Anm. 63.
532 „Cette loi du bien et du mal est dans tous les hommes ce que nous appellons la loi naturelle
Ebd., S. 417.
533 „[...] la seconde est le sentiment du coeur, par egard ä cette loi, dans le temoignage qu’il se rend
de l’avoir observee, ou de l’avoir violee.“ Ebd.
534 „L’esprit pretoit ainsi au coeur ses lumieres, et le coeur pretoit ä l’esprit son zele Ebd.,
S.418.
535 „11 paroit [...] qu’il n’est pas moins naturel ä l’homme d’avoir une conscience, qu’il lui est natu-
rel d’avoir un coeur et un esprit Ebd., S. 419.
536 E. Haase, Einführung, S. 360.