6.2 Bearbeitungen, Zitate und Paraphrasen
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sei es, weil es mit einem innerlichen Feiertag verglichen werden könne, an dem
alle Arbeit ruhe.584 Die Arbeit aber ruhe, wenn man sich auf den Weg zu Christus
begebe: „So muß mans machen, wan man die verlohrne Gewissens-Ruhe herstel-
len will, zum Herrn muß man.“585
Der Weg, auf den man sich dabei begeben müsse, sei, so Nieberlein, die
Beichte:
„Durch die Beicht [...] muß man zum Herrn gehen, man muß um Hülff schreyen
mit der Zungen, man muß den Herrn bewegen mit der Hand, die Zungen muß die
Sünd reumüthig beichten, und bekennen, die Hand muß das frembde Gut heimge-
ben, und andere Werck der Buß, und Gottseeligkeit würcken: zum Herrn gehen,
vom Bösen zum Guten, die sündhaffte böse Gelegenheiten verlassen: zum Herrn
gehen, und fein öffters zum Herrn gehen in Empfahung der H. Communion. Dises,
dises macht fürnemlich ein recht gutes ruhiges Gewissen.“586
Fragen nach dem, was gebeichtet werden sollte, betrafen ganz offenbar in erster
Linie den Beichtvater, dem bei der Ausübung seines Amtes ja eine außerordent-
liche Fülle an Literatur zur Verfügung stand, mit deren Hilfe er seine Konfiten-
ten befragen konnte. Nieberlein selbst vermied jeden Hinweis, wie man sich
denn auf die Beichte hätte vorbereiten sollen. In dieses Bild passt auch sein Ver-
zicht auf jegliche Aufforderung gegenüber seinem Publikum zur Selbstprüfung,
wenn nicht gar -erkenntnis: Zweifel oder Skrupel sollten wohl gar nicht erst ge-
weckt werden. Ein gutes Gewissen war immer nur ruhig.
Chrysostomus Wieser: Scientia scientiarum
Deutlich umfangreicher als alle anderen der hier vorgestellten Zitate und Rekurse
auf das Motiv der vier Gewissensarten präsentiert sich der entsprechende Rück-
griff des Zisterziensers Chrysostomus Wieser (f 1747)587 innerhalb seiner Scientia
scientiarum. Bei diesem Werk handelt es sich um einen Zyklus von 36 Predigten, in
denen Wieser das in der Regel seines Ordens entfaltete Bild der zwölf Stufen der
Demut auslegte (Regula Benedicti, cap. 7).588 In je drei Predigten zu einer jeden
Stufe wurde dieses für die zisterziensische Frömmigkeit zentrale Aufstiegsschema,
das aufgrund seiner Behandlung durch Bernhard von Clairvaux zusätzliches
Gewicht im Orden gewonnen hatte, kommentiert und gedeutet.
584 Ebd., Predigt IX.3, S. 60 a.
585 Ebd., S. 60 b.
586 Ebd.
587 Vgl. zu ihm: E. Müller, Profeßbuch Lilienfeld, n° 1461, S. 259f. sowie ausführlich I. Rabl,
,Ite adJoseph‘, S. 25-86.
588 Zum Werk vgl. I. Rabl, ,Ite ad Joseph‘, S. 98-100.
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sei es, weil es mit einem innerlichen Feiertag verglichen werden könne, an dem
alle Arbeit ruhe.584 Die Arbeit aber ruhe, wenn man sich auf den Weg zu Christus
begebe: „So muß mans machen, wan man die verlohrne Gewissens-Ruhe herstel-
len will, zum Herrn muß man.“585
Der Weg, auf den man sich dabei begeben müsse, sei, so Nieberlein, die
Beichte:
„Durch die Beicht [...] muß man zum Herrn gehen, man muß um Hülff schreyen
mit der Zungen, man muß den Herrn bewegen mit der Hand, die Zungen muß die
Sünd reumüthig beichten, und bekennen, die Hand muß das frembde Gut heimge-
ben, und andere Werck der Buß, und Gottseeligkeit würcken: zum Herrn gehen,
vom Bösen zum Guten, die sündhaffte böse Gelegenheiten verlassen: zum Herrn
gehen, und fein öffters zum Herrn gehen in Empfahung der H. Communion. Dises,
dises macht fürnemlich ein recht gutes ruhiges Gewissen.“586
Fragen nach dem, was gebeichtet werden sollte, betrafen ganz offenbar in erster
Linie den Beichtvater, dem bei der Ausübung seines Amtes ja eine außerordent-
liche Fülle an Literatur zur Verfügung stand, mit deren Hilfe er seine Konfiten-
ten befragen konnte. Nieberlein selbst vermied jeden Hinweis, wie man sich
denn auf die Beichte hätte vorbereiten sollen. In dieses Bild passt auch sein Ver-
zicht auf jegliche Aufforderung gegenüber seinem Publikum zur Selbstprüfung,
wenn nicht gar -erkenntnis: Zweifel oder Skrupel sollten wohl gar nicht erst ge-
weckt werden. Ein gutes Gewissen war immer nur ruhig.
Chrysostomus Wieser: Scientia scientiarum
Deutlich umfangreicher als alle anderen der hier vorgestellten Zitate und Rekurse
auf das Motiv der vier Gewissensarten präsentiert sich der entsprechende Rück-
griff des Zisterziensers Chrysostomus Wieser (f 1747)587 innerhalb seiner Scientia
scientiarum. Bei diesem Werk handelt es sich um einen Zyklus von 36 Predigten, in
denen Wieser das in der Regel seines Ordens entfaltete Bild der zwölf Stufen der
Demut auslegte (Regula Benedicti, cap. 7).588 In je drei Predigten zu einer jeden
Stufe wurde dieses für die zisterziensische Frömmigkeit zentrale Aufstiegsschema,
das aufgrund seiner Behandlung durch Bernhard von Clairvaux zusätzliches
Gewicht im Orden gewonnen hatte, kommentiert und gedeutet.
584 Ebd., Predigt IX.3, S. 60 a.
585 Ebd., S. 60 b.
586 Ebd.
587 Vgl. zu ihm: E. Müller, Profeßbuch Lilienfeld, n° 1461, S. 259f. sowie ausführlich I. Rabl,
,Ite adJoseph‘, S. 25-86.
588 Zum Werk vgl. I. Rabl, ,Ite ad Joseph‘, S. 98-100.