6.2 Bearbeitungen, Zitate und Paraphrasen
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in den folgenden Jahren mehrfach neu aufgelegt wurde, bis schließlich 1865 be-
reits die fünfte Auflage erschien. Angesichts dieser Verbreitung kann dem Buch
durchaus ein gewisser Einfluss innerhalb des deutschsprachigen Katholizismus
der zweiten Hälfte der 19. Jahrhunderts zugesprochen werden.
Insofern die Lehre vom menschlichen Gewissen ein zentraler Gegenstand der
katholischen Moraltheologie war, kann es kaum überraschen, dass auch Martin
diesem Gegenstand ein eigenes und ausführliches Kapitel widmete. Als dessen
Gliederungsprinzip wählte er nun aber nicht etwa Aspekte der Bildung des Ge-
wissens oder dessen Funktionalität - statt dieser wurde die Frage der „Eintheilun-
gen des Gewissens“664 für ihn leitend. Die vier in dieser Arbeit im Zentrum ste-
henden Arten des Gewissens besaßen auf dieser grundsätzlichen Gliederungsebene
für Martin jedoch noch keine Relevanz; als oberste Differenz erkannte er viel-
mehr diejenige von „vorgehendem“ und „nachfolgendem“ Gewissen. Ersteres
wird im Verlauf seiner Ausführungen noch weiter hinsichtlich zahlreicher Einzel-
aspekte unterschieden, bei denen fast alle der eingangs dieser Arbeit benannten
Aspekte begegnen, nicht aber das Konzept der vier Gewissensarten.
Dieses hat stattdessen seinen prominenten Platz als Ausdrucksform des nach-
folgenden Gewissens. Hier heißt es im Lehrbuch'.
„Unter anderen unterscheidet der heil. Bernardus vier Arten des nachfolgenden Ge-
wissens: ein gutes und ruhiges; ein gutes, aber unruhiges; ein böses und unruhiges;
ein böses, aber ruhiges. Das gute und ruhige, sagt er, ist ein Vorgeschmack des Him-
mels, das gute, aber unruhige ist eine Art Fegefeuer in diesem Leben, dessen sich
Gott oft bedient, um die gerechten Seelen zu prüfen; das böse und unruhige ist eine
Art Hölle, aber noch schlimmer als diese Hölle ist die vierte Art, das böse und dabei
doch ruhige Gewissen.“665
Diese vier Arten waren für Martin ausreichend, um das nachfolgende Gewissen
in dessen möglichen Ausprägungen zu beschreiben.666 Seine Bezugnahmen auf
Himmel, Fegefeuer, Hölle und jenen unsagbaren Zustand als Symbolisierungen
der vier Gewissensarten scheinen dabei der oben bereits diskutierten Advents-
predigt des Louis Bourdaloue entlehnt zu sein.667 Andernfalls wäre die Paralle-
lität im Denken der beiden äußerst bemerkenswert.
Kommissariats Eichsfeld: A. Wand, Das Eichsfeld, S. 128-41. Eine knappe Würdigung für den
Bereich der Moraltheologie bei B. Häring, Das Gesetz Christi, S. 69. Zum Lehrbuch in verglei-
chender Perspektive O. Mochti, Das Wesen der Sünde, S. 136-8.
664 K. Martin, Lehrbuch der katholischen Moral, S. 93.
665 Ebd., S. 127.
666 Bei dem von ihm zuvor erwähnten „abgestumpften“ Gewissen handelt es sich um das schlech-
te und ruhige der Vierergruppe. Ebd.
667 Vgl. oben S. 339, Anm. 480.
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in den folgenden Jahren mehrfach neu aufgelegt wurde, bis schließlich 1865 be-
reits die fünfte Auflage erschien. Angesichts dieser Verbreitung kann dem Buch
durchaus ein gewisser Einfluss innerhalb des deutschsprachigen Katholizismus
der zweiten Hälfte der 19. Jahrhunderts zugesprochen werden.
Insofern die Lehre vom menschlichen Gewissen ein zentraler Gegenstand der
katholischen Moraltheologie war, kann es kaum überraschen, dass auch Martin
diesem Gegenstand ein eigenes und ausführliches Kapitel widmete. Als dessen
Gliederungsprinzip wählte er nun aber nicht etwa Aspekte der Bildung des Ge-
wissens oder dessen Funktionalität - statt dieser wurde die Frage der „Eintheilun-
gen des Gewissens“664 für ihn leitend. Die vier in dieser Arbeit im Zentrum ste-
henden Arten des Gewissens besaßen auf dieser grundsätzlichen Gliederungsebene
für Martin jedoch noch keine Relevanz; als oberste Differenz erkannte er viel-
mehr diejenige von „vorgehendem“ und „nachfolgendem“ Gewissen. Ersteres
wird im Verlauf seiner Ausführungen noch weiter hinsichtlich zahlreicher Einzel-
aspekte unterschieden, bei denen fast alle der eingangs dieser Arbeit benannten
Aspekte begegnen, nicht aber das Konzept der vier Gewissensarten.
Dieses hat stattdessen seinen prominenten Platz als Ausdrucksform des nach-
folgenden Gewissens. Hier heißt es im Lehrbuch'.
„Unter anderen unterscheidet der heil. Bernardus vier Arten des nachfolgenden Ge-
wissens: ein gutes und ruhiges; ein gutes, aber unruhiges; ein böses und unruhiges;
ein böses, aber ruhiges. Das gute und ruhige, sagt er, ist ein Vorgeschmack des Him-
mels, das gute, aber unruhige ist eine Art Fegefeuer in diesem Leben, dessen sich
Gott oft bedient, um die gerechten Seelen zu prüfen; das böse und unruhige ist eine
Art Hölle, aber noch schlimmer als diese Hölle ist die vierte Art, das böse und dabei
doch ruhige Gewissen.“665
Diese vier Arten waren für Martin ausreichend, um das nachfolgende Gewissen
in dessen möglichen Ausprägungen zu beschreiben.666 Seine Bezugnahmen auf
Himmel, Fegefeuer, Hölle und jenen unsagbaren Zustand als Symbolisierungen
der vier Gewissensarten scheinen dabei der oben bereits diskutierten Advents-
predigt des Louis Bourdaloue entlehnt zu sein.667 Andernfalls wäre die Paralle-
lität im Denken der beiden äußerst bemerkenswert.
Kommissariats Eichsfeld: A. Wand, Das Eichsfeld, S. 128-41. Eine knappe Würdigung für den
Bereich der Moraltheologie bei B. Häring, Das Gesetz Christi, S. 69. Zum Lehrbuch in verglei-
chender Perspektive O. Mochti, Das Wesen der Sünde, S. 136-8.
664 K. Martin, Lehrbuch der katholischen Moral, S. 93.
665 Ebd., S. 127.
666 Bei dem von ihm zuvor erwähnten „abgestumpften“ Gewissen handelt es sich um das schlech-
te und ruhige der Vierergruppe. Ebd.
667 Vgl. oben S. 339, Anm. 480.