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Gerhohus; Becker, Julia [Editor]; Insley, Thomas [Transl.]
Gerhoch von Reichersberg, Opusculum de aedificio Dei: die¬ Apostel als Ideal : Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 2): Edition mit Übersetzung Auctoritates und Anhänge — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.65332#0042
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Autoritäten - Fol. 12v

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Erbteil des Herrn ist und den Herrn als Erbteil hat, muss er sich so verhalten, dass
er selbst den Herrn besitzt und vom Herrn besessen wird. Wer den Herrn besitzt
und mit dem Propheten sagt ,Mein Erbteil ist der Herr', der kann nichts
außer dem Herrn besitzen. Wenn er aber irgendetwas anderes außer dem Herrn
besitzt, wird der Herr nicht dessen Erbteil sein. Wenn er zum Beispiel Gold, wenn 5
er Silber, wenn er Güter, wenn er mannigfaltigen Hausrat besitzt, erachtet der
Herr es nicht für würdig, mit jenen Erbstücken dessen Erbteil zu werden. Wenn ich
aber Erbteil des Herrn bin, erhalte ich nicht einen Erbteil wie die übrigen Stämme,
sondern lebe gleichsam wie der Levit und Priester von den Zehnten, und nähre
mich als Altardiener von den Altargaben, und wenn ich Nahrung und Kleidung 10
habe, werde ich mit diesen zufrieden sein; und nackt werde ich dem nackten Kreuz
folgen. Und kurz darauf schrieb er in demselben Brief an denselben: Wie
können Kleriker, denen befohlen wird, Eigenbesitz zu verachten, Aufseher
und Verwalter fremder Häuser und Landgüter sein? Bis hierher
Hieronymus. Augustinus aber schrieb im neunzehnten Kapitel des Buches 15
„Über die Worte des Herrn“ Folgendes: Es kamen auch die Zöllner zu
Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen, und sprachen zu ihm: Meister,
was sollen denn wir tun? Er sprach zu ihnen: Fordert nicht mehr, als euch
vorgeschrieben ist! Und wenig später: Da fragten ihn auch die Soldaten und
sprachen: Was sollen denn wir tun? Und Johannes sprach zu ihnen: Tut 20
niemandem Gewalt oder Unrecht, sondern seid zufrieden mit eurem Sold!
Hierin muss sich nun jeder Mensch erkennen, der dient. Nicht nur über
diese Dienenden nämlich spricht die Heilige Schrift, die im Waffendienst
beschäftigt sind, sondern jeder, der in einem Amt dient, wird als Streiter
seiner Würde eingeschrieben. Und deshalb kann dieser Grundsatz zum 25
Beispiel Soldaten, Offizieren und den Übrigen mit Befehlsgewalt gesagt
werden, und jeder, der Sold auf Kosten des Reichs erhält, wird, wenn er
mehr als seinen Sold erstrebt, wie ein Rechtsverdreher und Gewalttäter
durch den Urteilsspruch des Johannes verurteilt. Und wenig später fügt er
hinzu: Denn auch ein rechtgläubiger Kleriker wird von diesem Grundsatz 30
gebunden. Wenn er nämlich nicht zufrieden ist mit dem Unterhalt, den er
auf Befehl des Herrn vom Altar erhält, sondern Handel treibt, Fürbitten
 
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