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Gerhohus; Becker, Julia [Editor]; Insley, Thomas [Transl.]
Gerhoch von Reichersberg, Opusculum de aedificio Dei: die¬ Apostel als Ideal : Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 2): Edition mit Übersetzung Auctoritates und Anhänge — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.65332#0044
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Autoritäten - Fol. 12v

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verkauft und bereitwillig die Geschenke von Witwen annimmt, erscheint
dieser mehr als Händler denn als Kleriker etc. Damit seine Taten lauter als
die Worte sprachen, richtete er am Bischofssitz selbst eine Gemeinschaft
von Klerikern ein, in der es niemandem erlaubt war, Eigentum zu besitzen,
so wie er selbst bezeugt: Ich wollte am Bischofssitz eine Gemeinschaft von 5
Klerikern haben. Sieh, wie sie leben: niemandem ist es in unserer
Gemeinschaft erlaubt, etwas als Eigentum zu besitzen. Aber vielleicht
besitzen sie etwas? Niemandem ist es erlaubt. Wenn einige etwas besitzen,
tun sie etwas, was nicht erlaubt ist. Dies schrieb Augustinus. Aber lasst uns
nun hören, was der heilige Prosper darüber dachte: Deshalb soll derjenige, 10
den das Besitzstreben erfreut, Gott, der alles geschaffen hat, mit
bereitwilligem Geist besitzen; und er wird in ihm haben, was auch immer er
in heiligmäßiger Gesinnung zu besitzen ersehnt. Aber da ja niemand Gott
besitzt außer dem, der von ihm besessen wird, soll er selbst zuerst Gottes
Besitz werden und Gott wird sein Besitzer und Erbteil werden. Und wenig 15
später fügt er hinzu: Wonach mehr strebt derjenige, dem sein Schöpfer alles
wird? Was wird dem genügen, dem Gott selbst nicht genügt? Und wenig
später in demselben Kapitel: Wer, dem Gott als Besitz zugewiesen ist, strebt
nach etwas anderem? Oder wer achtet aus Liebe zu Gott nicht alles, was für
groß gehalten wird, gering? Also soll, wer Gott besitzen will, der Welt 20
entsagen, damit Gott für ihn ein heiliger Besitz sei. Und derjenige, den das
Streben nach irdischem Besitz erfreut, entsagt nicht der Welt. Denn solange
er seinen Besitz nicht aufgibt, dient er der Welt, deren Güter er behält, und
gewiss kann man nicht zugleich der Welt und Gott dienen. Und so wollte
Gott deshalb, dass seine Diener allem entsagen, wegen dessen die Welt 25
geliebt wird, damit nach Ausschluss der Begierde auf die Welt in ihnen die
Liebe zu Gott vermehrt und vollendet werden könne. Und deshalb richtete
er es ein, dass die Zehnten, die Erstlinge, die Erstlingsfrüchte, die
Opfergaben für die Sünden und die Stiftungen, die nach Gottes Befehl ihm
dargebracht werden müssen, den Priestern und Gottesdienern zugeteilt 30
 
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