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Historische und historisch-literarische Keilschrifttexte aus Assur

16’ [ana Harhar (?) (.)

17’ [

18’ [

19’ [

Rest weggebrochen

älu suätu (?) urYsab-bi-su a\k?-sucP (x x)]
uluA'rtr(?)-LUGA]L ?-GI.NA s[iv-unv-siv abbiJazkur{l)\
ekurru subat iläni rabüti essis (?)] re'-pu-us-m[a- x x x]

] X [x X X x]

Seite b

Reste von ca. 17 Zeilen erhalten, doch kaum ein Wort und nur wenige Zeichen sind sicher zu deuten. In Z. 8’ ist even-
tuell ] riT-[t\er zu lesen.

Übersetzung:

a 1 [.] ... 2 [.] ... 3 [.] maß ich 4 " 6 [(.). Ich stellte ein königliches Bildnis von mir her, schrieb daraufdie Siegestaten Assurs,

meines Herrn, die ich der Reihe nach gegen\ Ullusunu, [den Mannäer, und.vollbracht hatte, und stellte es] für alle Zukunft im

Tempel des Marduk, ihrem Tempel, [auf].

6 " 7 [Von.] Kibaba von Harhar [.] empfing ich [(.)] Pferde und Maultiere.

8 " 8 9 [.die Leute, die in\ Harhar [wohnten, besaßen keinen\ Verstand [(.) Sie jagten Kibaba, ihren Stadtherren,fort (.) und]

machten Daltä über sich groß. 10'[.] ... ihr Herz 11 [.] gewannen sie als Hilfstmppen. 12 [.] ... 13 [.] ... Geschenke 14 [.]

füllte(n) 15’[.im Verlauf\ meines [Feldzugs (.)] kehrte ich zurück 16 * [nach Harhar (.)\,nahm [diese Stadt\ ein, eroberte [sie\

17 [.und nannte ihren\ Namen [Kär\-Sarru-ukm. 18 [.Den Tempel, in dem die großen Götter residieren\, baute ich [neu\ und

[•••] 19’[.] ••• [•••]

Rest weggebrochen

Bemerkungen:

Die Zuweisung des Textes steht, insbesondere wegen der Erwähnung Kibabas in Z. 6’ und Daltäs in Z. 9’, außer Frage: Es handelt
sich um eine Inschrift Sargons II., deren erhaltene Partie Informationen über dessen Ostfeldzug des Jahres 716 v. Chr. bietet. Derselbe
Feldzug wird auch noch in einer Reihe anderer Inschriften Sargons beschrieben, die zum Teil ebenso wie das vorliegende Stück stark
beschädigt sind: der 716 v. Chr. während des Feldzugs abgefaßten Stele aus Najafehabad in West-Iran (im folgenden: Iran-Stele), „ii"
22-75 (F. D. Fevine, Two Neo-Assyrian Stelae from Iran, 36-45), der von 711 stammenden Prismeninschrift aus Ninive (im folgenden
Ann. 711), ii.b/c? 15, iid, iiib-c (A. Fuchs, SAAS 8, 23-28, 54-56), dem Nimrud-Prisma, ii (D) 1-13, ii (E) 1-19 (C. J. Gadd, Iraq 16
(1956), 176f.), den Annalen aus Khorsabad (im folgenden: Ann.), Z. 78-100 (A. Fuchs, Die Inschriften Sargons aus Khorsabad, 95-
105, 316-18) sowie der ebenfalls aus Khorsabad stammenden sog. Großen Prunkinschrift (im folgenden: Prunk), Z. 36-67 (Fuchs,
Inschriften Sargons, 201-12, 345-47); die kurzen Erwähnungen des Feldzugs in anderen Inschriften können hier unberücksichtigt
bleiben.

Der Feldzug begann den genannten Texten zufolge mit Aktionen gegen Mannäja und Parsuas, denen die Erobemng der Stadt Kisesim
folgte. Kisesim wurde in Kär-Nergal umbenannt und zum Zentmm einer assyrischen Provinz gemacht; außerdem ließ Sargon dortselbst
eine Stele mit einer königlichen Inschrift errichten. Anschließend eroberte der König die weiter im Osten gelegene Stadt Harhar,
deren Bewohner ihren offenbar proassyrischen Regenten Kibaba verjagt und versucht hatten, sich Daltä von Ellipi zu unterstellen.
Auch Harhar wurde umbenannt; die Stadt sollte fortan Kär-Sarm-ukln heißen. Der Feldzug endete mit der Unterjochung zahlreicher
Mederfürsten, die zu Tributliefemngen gezwungen wurden. Im einzelnen weichen die verschiedenen Inschriften bei der Schildemng
des Feldzugs freilich erheblich voneinander ab, und dies gilt auch und gerade für die Begebenheiten, die in VAT 10716 behandelt
werden: die Kisesim- und die Harhar-Episoden. So wäre etwa nach Prunk, Z. 61 Kibaba von Harhar nicht etwa verjagt, sondern
vielmehr von den Assyrern gefangengenommen worden.

In der folgenden Besprechung der Hauptabschnitte von VAT 10716 wird der Versuch unternommen, die in dem Inschriftenfragment
erhaltenen Textreste im Fichte der anderen einschlägigen Inschriften zu rekonstmieren, ohne daß eine wirklich erschöpfende
Darstellung der komplexen historiographischen Überliefemng angestrebt würde. Zuvor sei noch angemerkt, daß das Fragment, seiner
ungewöhnlich großen Dicke von max. 36 mm nach zu urteilen, von einer relativ großen Tafel zu stammen scheint. Theoretisch könnte
es sich um einen weiteren „Gottesbrief ‘ Sargons handeln, auch wenn diese Vermutung - die voraussetzt, daß der Text lediglich einen
einzigen Feldzug beschreibt - natürlich spekulativ bleiben muß. Sollte wirklich ein „Gottesbrief ‘ vorliegen, wäre anzunehmen, daß
der in unserem Fragment geschilderten Harhar-Episode urspmnglich ein langer Bericht über Sargons Zug durch das Fand der Meder
nachfolgte, wie er in Z. 46-70 der Iran-Stele bezeugt ist.

Seite a:

3’: Die Fesung [a\m-sü-uh scheint relativ sicher, auch wenn die Verwendung von sü anstelle von su ungewöhnlich ist. Aufgmnd

der folgenden beiden Zeilen ist anzunehmen, daß hier auf die Bezwingung von Kisesim Bezug genommen wird. amsuh, das
einen Zusammenhang mit Bauarbeiten vermuten läßt, ist jedoch in keiner der übrigen Schilderungen dieser Episode bezeugt,
so daß unklar bleibt, was genau Gegenstand dieser Zeile ist.
 
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