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Historische und historisch-literarische Keilschrifttexte aus Assur

als Königsgemach und womöglich als Thronsaal fungiert hatte, in eine Art Kapelle umgewandelt hätte, die schließlich von
Sanherib wiederum in ein Königsgemach umgebaut worden wäre. Die Umbauten Assurnasirpals könnten im Zusammenhang
mit der von diesem Regenten betriebenen Verlegung der königlichen Residenz von Assur nach Kalhu erfolgt sein. Leider
sind die Zeichenspuren im letzten Drittel von Z. 5 (obwohl dort am Schluß GUR = uter zu lesen sein könnte) mit der ins Auge
gefaßten Lesung nicht ohne weiteres zu vereinbaren, und die vorgeschlagene Deutung bleibt entsprechend unsicher. Eine
alternative Lösung wäre die Annahme, daß kissii in unserem Text als Synonym von kummu fungiert. Als solches erscheint es
in Explicit Malku II, 113ff. (siehe CAD K, 443b).

8: Die „weisen Oberbaumeister" werden auch im Chic-Prisma (BAL 2, 86, vi 57) sowie in einer ebenfalls um 690 v. Chr.
abgefaßten weiteren Prismeninschrift aus Ninive (Verf., Einleitung, 92, vii 15) genannt.

8f.: Vgl. ekallu sätu ultu ussTsa adi naburrTsa arsip usaklil „Ich führte diesen Palast in vollkommener Weise von seinemFundament
bis zu seinem Zinnenkranz auf ‘ (BAL 2, 86, Chic. vi 71f.).

9f.: Vgl. gusürT erem sTrüti tarbTt Hamäni sadi elli usatrisa elisin „Ich bedachte sie (Palasträume auf Nebi Yunus) mit den
Balken gewaltiger Zedern, die im Amanus, dem reinen Gebirge, gewachsen waren" (BAL 2, 86, Chic. vi 58-60). Das
seltene Wort taränu „Schutzdach" wird von Sanherib in einer frühen Zylinderinschrift aus Ninive in Zusammenhang mit
dem Südwestpalast verwendet: gusürT erem tarbTt Hamäni sa ultu hursäm rUqüti namräsis ibbablUni usatrisa taränsin „Ich
bedachte sie (die Palasträume) mit den Balken von Zedern, die im Amanus gewachsen waren und unter großen Mühen aus
den ferngelegenen Bergen hierhergeschafft worden waren" (Luckenbill, Annals, 96: 80).

llf.: Vgl. dalät lijäri meser eri namri urakkisma urattä bäbämsin „Ich stattete Türen aus Weißzedernholz mit leuchtenden
Bronzebändern aus und befestigte sie in ihren Toren" (BAL 2,86, Chic. vi 60-62). Ein ähnlicher Passus, der wie der vorliegende
auf die paarige Anordnung der Türen verweist, findet sich in einer Inschrift, in der Sanheribs Gemahlin Naqia beschreibt,
wie sie unweit des Sin-Samas-Tempels auf Kuyunjik einen Palast für ihren Sohn Asarhaddon errichten ließ: dalät surmeni
sutähäti qTsti märTja urattä bäbämsu „Ich befestigte paarig angeordnete Türen aus Zypressenholz, ein Geschenk meines
Sohnes, in seinen Toren" (Borger, Die Inschriften Asarhaddons, 116, iii 5-8).

12-15: Vgl. Verf., Einleitung, 79, Z. 264-267: Assur belu rabü iläni u istaräti äsibüt mät Assur ina qerbTsa aqrema mqe tasrihti
aqqTma „Ich lud Assur, den großen Herrn, und die Götter und Göttinnen, die in Assyrien wohnen, dorthin ein und brachte
reichhaltige Opfergaben dar." Der Passus, der auch in anderen Sanherib-Inschriften bezeugt ist, beschreibt die Feierlichkeiten
aus Anlaß der Einweihung des Südwestpalastes in Ninive.

13f.: Die geopferten Tiere erinnern an jene, die Sargon bei der Einweihung seines neuen Palastes in Khorsabad den Göttern

darbringen ließ: gumähe bitrüti sue marüti.maharsun aqqi „Ich opferte vor ihnen prächtige Großrinder und fette Schafe

.“ (A. Fuchs, Die Inschriften Sargons II. aiis Khorsabad, 242f., 354, Z. 168-173). Sanherib schlachtete entsprechende Tiere

während der Feierlichkeiten, mit denen der erfolgreiche Abschluß der Bauarbeiten an den Tempeln von Kuyunjik begangen
wurde: le b[it]rüti sue marüti mq[e tasrihti] kadrä[ja\ usamhirsunUti mahar[sun aqqi\ „[Ich opferte] vor [ihnen] prächtige
Ochsen und fette Schafe als [reichhaltige] Opfergaben und ließ sie ihnen als [meine] Gaben zukommen“ (Fs. Borger, 109,
Rs. 13’f.; lies am Anfang le-e b[it\-ru-ti statt le-e m[a\-ru-ti).

15-17: Vgl. Z. 92f. der Nebi-Yunus-Inschrift (Luckenbill, Annals, 134): ina qibTt Assur abu iläni u Mullissu sar[ra\ti [...] ekalli [...]
ina tüb sTri hüd libbi u nummurpäni [Ume(‘J)\ lusär[ika(‘T) lusbä/lullika\ littUtu „Möge ich durch den erhabenen Befehl Assurs,
des Vaters der Götter, und der Königin Mullissu [in diesem] Palast (dem Zeughaus-Palast auf Nebi-Yunus) in Gesundheit
und Lebensfreude und mit leuchtendem Antlitz lange [Tage\ verbringen und ein hohes Alter [erreichen\ (oder: und [mich\
an hohem Alter [sättigen]).'' Eine ähnliche Formulierung findet sich in einer Löweninschrift Sanheribs (Borger, ARRIM 6
(1988), 10, Z. 35’): ina qibTt Assur abu iläni u Istar sarrati ina tüb sTri u hüd libbi qereb ekalläti sinäti kilallän Ume nusärika
nisbä buäri „Mögen wir beide (Sanherib und seine Gemahlin Tasmetu-sarrat) durch den Befehl Assurs, des Vaters der
Götter, und der Königin Istar in Gesundheit und Lebensfreude in diesen Palasträumen (im Südwestpalast zu Ninive) lange
Tage verbringen und uns an langem Leben sättigen.“

16: Als „Göttervater“ und „Schicksalsbestimmer“ bezeichnet Sanherib den Gott Assur auch in der vermutlich nach 691 v.
Chr. entstandenen Inschrift Luckenbill, Annals, 149, Z. 1-5; vgl. ferner den von A. R. George in Iraq 48 (1986), 133-144
veröffentlichten Sanherib-Text K 6177+, in dem Assur als Träger der mythischen „Schicksalstafel“ firmiert. Am Schluß der
Zeile ist möglicherweise E.GAL rbe^-du 1 - rtk~[(ia)\ „mein herrschaftlicher Palast“ zu lesen; allerdings kann dies nur dann
zutreffen, wenn der Text über den Kolumnenrand hinaus geschrieben war.

41) VAT 9642 + VAT 11095 + VAT 11682 (Kopie: S. 227-228) Asarhaddon

Fundnummern: -; Fundorte: -

Größeres Bruchstück der linken unteren Partie einer einkolumnigen Tontafel, 108 x 100 mm, beidseitig erhalten, Oberfläche
streckenweise stark beschädigt.

Frühere Kopie, Bearbeitung: -; vgl. R. Borger, HKL 2, 18 (zum Join VAT 9642 + VAT 11095); ders., AfO 18 (1957/58), 113 (zu
orthographischen Varianten in VAT 9642); B. Porter, Images, Power, and Politics, 184, sub „Assur A6“.

Der Join zwischen VAT 9642 und VAT 11095 geht auf R. Borger zurück, der Anschluß des Zusatzstücks VAT 11682, das von S. M.
Maul identifiziert wurde, auf den Verf.

Parallelen: Vs. l’-20’ // Ass. A, iii 32 - v 11; Rs. 1-19 // Ass. A, v 13 - vi 30.
 
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