Nr. 40
85
Übersetzung:
(Ende Kriegsbericht:)
(.), die um (ihres) Lebens willen hinforteilen, verfolgt man und streckt sie mit der Waffe nieder.
(Baubericht:)
1_3Zn diesem Zeitpunkt (hatte sich folgendes begeben:) Das Innengemach (kummu) [im] Palast zu Baltil (Assur), der (zeremonielle)
Sitz der Könige, meiner Väter, ausfernen Zeiten, welchen Tiglatpileser (I.), der Sohn Assur-resa-issis, der König von Assyrien, gebaut
hatte, war baufällig geworden.
4_6Assurnasirpal (II.), König von Assyrien, der Sohn Tukultl-Ninurtas (II.), Königs von Assyrien, hatte erneuert, was an ihm baufällig
geworden war. Das besagte Innengemach., (doch) seine Ausfühmng war nicht kunstvoll.
6_9Ich riß den besagten heiligen Raum (kissu) ab, ließ ein großes Innengemach (kummu) als meinen (zeremoniellen) Herrschersitz
neu erbauen und führte es in vollkommener Weise mit den Methoden weiser Oberbauleute von seinem Fundament bis zu seinem
Zinnenkranz auf.
9_12Mit den Balken gewaltiger Zedern, die im Amanus-Gebirge gewachsen waren, deckte ich sein Dach. Ich stattete paarig angeordnete
Türen aus Weißzedernholz (mit Metallbändern) aus [und] befestigte sie in seinem Tor.
12_15Ich lud Assur, den großen Herrn, und die Götter und Göttinnen, die in Baltil wohnen, dorthin ein und opferte vor ihnen prächtige
Rinder und fette Schafe als reichhaltige Opfergaben.
15_17Möge ich durch den erhabenen Befehl Assurs, des großen Herrn, des Vaters der Götter, der die Schicksale bestimmt, in meinem
herrschaftlichen Palast ein hohes Alter erreichen und mich ohne ... an langem Leben sättigen.
Bemerkungen:
Der Bericht behandelt Sanheribs Bauarbeiten an einem kummu genannten Raum(komplex) in einem in Assur gelegenen „Palast"
(ekallu), als dessen fmhere Bauhenen Tiglatpileser I. und Assurnasirpal II. identifiziert werden. Da Inschriftenfunde gezeigt haben,
daß sowohl Tiglatpileser I. als auch Assurnasirpal II. umfangreiche Bauarbeiten am Alten Palast zu Assur haben durchführen lassen,
darf man annehmen, daß es dieses Gebäude ist, auf das der Baubericht Bezug nimmt. Aufgrund archäologischer Indizien ist schon seit
längerem vermutet worden, daß Sanherib den nordwestlich des Bmnnenraums 18 gelegenen monumentalen Raum 22 des Alten Palastes
ausgebautund erneuerthat (C. Preusser,Die Paläste in Assur,21: F. Pedde,in: J. Marzahn- B. Salje (Hrsg.), Wiedererstehendes Assur,
125; ders., in: F. Pedde - S. Lundström, Der Alte Palast in Assur, 56f.). Wahrscheinlich ist der von Sanherib als kummu bezeichnete
Saal also mit Raum 22 des Alten Palastes zu identifizieren.
Den terminus post quem für die Abfassung der neuen Inschrift stellt Sanheribs 691 v. Chr. durchgeführter achter Feldzug dar, dessen
Schildemng sowohl im Taylor-Pvisma von 691 als auch im Chicago-Prisma von 689 v. Chr. den Abschluß des Kriegsberichts bildet; VA
5634 wurde also vermutlich zwischen 691 und 689 v. Chr. abgefaßt. Sanherib hatte zu diesem Zeitpunkt den Bau des Südwestpalastes
auf Kuyunjik, der Hauptzitadelle von Ninive, weitgehend zu Ende geführt und Teile der ihm zu Gebote stehenden Arbeiterschaft mit
der Errichtung des „Zeughaus-Palastes" auf Nebi-Yunus betraut (Verf., Einleitung in die Sanherib-Inschriften, 275). Gleichzeitig
schickte er sich an, ein umfangreiches Bauprogramm in Assur zu verwirklichen, als dessen Höhepunkte der Umbau des Assur-Tempels
sowie die Enichtung des Festhauses vor den Toren der Stadt gelten dürfen (op. cit., 163-185, 282-288). Auch der Alte Palast scheint
während dieser Periode von Sanherib renoviert und zu einer würdigen königlichen Residenz ausgebaut worden zu sein.
Das Hauptziel der im folgenden gebotenen Bemerkungen zu dem neuen Text besteht darin,Lesungen, die aufgrund von Beschädigungen
problematisch sind, durch Parallelen in anderen Bauinschriften Sanheribs zu stützen. Besonders ergiebig ist dabei der Vergleich mit
dem offenbar nahezu zeitgleich abgefaßten Chicago-Prisma aus Ninive, das nicht nur einen identischen Kriegsbericht aufweist, sondern
auch im Baubericht eine Reihe gleichartiger „Textbausteine" verwendet.
Die letzte Zeile des Kriegsberichts entspricht Chic. vi 34f. (Borger, BAL 2, 85).
1: ina umesuma leitet auch den Baubericht des C/i/c.-Prismas ein (BAL 2, 86, vi 36). kummu kann sowohl Räumlichkeiten in
Sakialbauten wie auch solche in Palästen bezeichnen; mitunter fungiert es als pars pro toto für das gesamte Gebäude. Das
Wort ist im Inschriftenwerk Sanheribs u. a. an den folgenden Stellen bezeugt: Luckenbill, The Annals of Sennacherib, 103, v
43; 110, vii 39; 123: 36; Verf., Einleitung in die Sanherib-Inschriften,12: 19.
2: Die mit Fragezeichen markierten Lesungen in der Mitte der Zeile sind sehr unsicher.
4f.: Eine frühere Bautätigkeit Assurnasirpals II. wird von Sanherib auch in einer Inschrift über die Errichtung von Tempeln auf
Kuyunjik erwähnt; siehe Verf., in: S. M. Maul (Hrsg.), Fs. R. Borger, 109, Rs. 5’f.
6: Vgl. subassa suhhuratma lä nukkulat epistas „sein Standort war zu klein geworden und seine Ausführung nicht kunstvoll" im
Chic- Prisma (BAL 2,86, vi 42f.), wo mit dieser Formulierung auf das Vorgängergebäude des neuen Palastes auf Nebi Yunus
Bezug genommen wird.
Das Wort kissu ist bislang ausschließlich als Bezeichnung für Sakialbauten bezeugt. Sanherib, der es sehr sparsam verwendet,
bezeichnet mit ihm die auf Kuyunjik gelegenen Heiligtümer der Gestirnsgottheiten Sin, Samas und Istar (Fs. Borger, 109,
Rs. 11’). Das auf kissu folgende anaphorische Pronomen sätu scheint anzudeuten, daß von dem kissu-Raum(komplex) schon
vorher im Text die Rede war. Es liegt nahe, das Wort am stark beschädigten Schluß von Z. 5 zu suchen, wo man gerne ana
kissi uter „er hat (das besagte kummu-Innengemach) zu einem U.y.yM-Heiligtum gemacht" (o. ä.) lesen würde. Sollte diese
Annahme zutreffen, würde der Text schildern, wie Assurnasirpal II. einen von Tiglatpileser I. enichteten kummu-Smx\, der
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Übersetzung:
(Ende Kriegsbericht:)
(.), die um (ihres) Lebens willen hinforteilen, verfolgt man und streckt sie mit der Waffe nieder.
(Baubericht:)
1_3Zn diesem Zeitpunkt (hatte sich folgendes begeben:) Das Innengemach (kummu) [im] Palast zu Baltil (Assur), der (zeremonielle)
Sitz der Könige, meiner Väter, ausfernen Zeiten, welchen Tiglatpileser (I.), der Sohn Assur-resa-issis, der König von Assyrien, gebaut
hatte, war baufällig geworden.
4_6Assurnasirpal (II.), König von Assyrien, der Sohn Tukultl-Ninurtas (II.), Königs von Assyrien, hatte erneuert, was an ihm baufällig
geworden war. Das besagte Innengemach., (doch) seine Ausfühmng war nicht kunstvoll.
6_9Ich riß den besagten heiligen Raum (kissu) ab, ließ ein großes Innengemach (kummu) als meinen (zeremoniellen) Herrschersitz
neu erbauen und führte es in vollkommener Weise mit den Methoden weiser Oberbauleute von seinem Fundament bis zu seinem
Zinnenkranz auf.
9_12Mit den Balken gewaltiger Zedern, die im Amanus-Gebirge gewachsen waren, deckte ich sein Dach. Ich stattete paarig angeordnete
Türen aus Weißzedernholz (mit Metallbändern) aus [und] befestigte sie in seinem Tor.
12_15Ich lud Assur, den großen Herrn, und die Götter und Göttinnen, die in Baltil wohnen, dorthin ein und opferte vor ihnen prächtige
Rinder und fette Schafe als reichhaltige Opfergaben.
15_17Möge ich durch den erhabenen Befehl Assurs, des großen Herrn, des Vaters der Götter, der die Schicksale bestimmt, in meinem
herrschaftlichen Palast ein hohes Alter erreichen und mich ohne ... an langem Leben sättigen.
Bemerkungen:
Der Bericht behandelt Sanheribs Bauarbeiten an einem kummu genannten Raum(komplex) in einem in Assur gelegenen „Palast"
(ekallu), als dessen fmhere Bauhenen Tiglatpileser I. und Assurnasirpal II. identifiziert werden. Da Inschriftenfunde gezeigt haben,
daß sowohl Tiglatpileser I. als auch Assurnasirpal II. umfangreiche Bauarbeiten am Alten Palast zu Assur haben durchführen lassen,
darf man annehmen, daß es dieses Gebäude ist, auf das der Baubericht Bezug nimmt. Aufgrund archäologischer Indizien ist schon seit
längerem vermutet worden, daß Sanherib den nordwestlich des Bmnnenraums 18 gelegenen monumentalen Raum 22 des Alten Palastes
ausgebautund erneuerthat (C. Preusser,Die Paläste in Assur,21: F. Pedde,in: J. Marzahn- B. Salje (Hrsg.), Wiedererstehendes Assur,
125; ders., in: F. Pedde - S. Lundström, Der Alte Palast in Assur, 56f.). Wahrscheinlich ist der von Sanherib als kummu bezeichnete
Saal also mit Raum 22 des Alten Palastes zu identifizieren.
Den terminus post quem für die Abfassung der neuen Inschrift stellt Sanheribs 691 v. Chr. durchgeführter achter Feldzug dar, dessen
Schildemng sowohl im Taylor-Pvisma von 691 als auch im Chicago-Prisma von 689 v. Chr. den Abschluß des Kriegsberichts bildet; VA
5634 wurde also vermutlich zwischen 691 und 689 v. Chr. abgefaßt. Sanherib hatte zu diesem Zeitpunkt den Bau des Südwestpalastes
auf Kuyunjik, der Hauptzitadelle von Ninive, weitgehend zu Ende geführt und Teile der ihm zu Gebote stehenden Arbeiterschaft mit
der Errichtung des „Zeughaus-Palastes" auf Nebi-Yunus betraut (Verf., Einleitung in die Sanherib-Inschriften, 275). Gleichzeitig
schickte er sich an, ein umfangreiches Bauprogramm in Assur zu verwirklichen, als dessen Höhepunkte der Umbau des Assur-Tempels
sowie die Enichtung des Festhauses vor den Toren der Stadt gelten dürfen (op. cit., 163-185, 282-288). Auch der Alte Palast scheint
während dieser Periode von Sanherib renoviert und zu einer würdigen königlichen Residenz ausgebaut worden zu sein.
Das Hauptziel der im folgenden gebotenen Bemerkungen zu dem neuen Text besteht darin,Lesungen, die aufgrund von Beschädigungen
problematisch sind, durch Parallelen in anderen Bauinschriften Sanheribs zu stützen. Besonders ergiebig ist dabei der Vergleich mit
dem offenbar nahezu zeitgleich abgefaßten Chicago-Prisma aus Ninive, das nicht nur einen identischen Kriegsbericht aufweist, sondern
auch im Baubericht eine Reihe gleichartiger „Textbausteine" verwendet.
Die letzte Zeile des Kriegsberichts entspricht Chic. vi 34f. (Borger, BAL 2, 85).
1: ina umesuma leitet auch den Baubericht des C/i/c.-Prismas ein (BAL 2, 86, vi 36). kummu kann sowohl Räumlichkeiten in
Sakialbauten wie auch solche in Palästen bezeichnen; mitunter fungiert es als pars pro toto für das gesamte Gebäude. Das
Wort ist im Inschriftenwerk Sanheribs u. a. an den folgenden Stellen bezeugt: Luckenbill, The Annals of Sennacherib, 103, v
43; 110, vii 39; 123: 36; Verf., Einleitung in die Sanherib-Inschriften,12: 19.
2: Die mit Fragezeichen markierten Lesungen in der Mitte der Zeile sind sehr unsicher.
4f.: Eine frühere Bautätigkeit Assurnasirpals II. wird von Sanherib auch in einer Inschrift über die Errichtung von Tempeln auf
Kuyunjik erwähnt; siehe Verf., in: S. M. Maul (Hrsg.), Fs. R. Borger, 109, Rs. 5’f.
6: Vgl. subassa suhhuratma lä nukkulat epistas „sein Standort war zu klein geworden und seine Ausführung nicht kunstvoll" im
Chic- Prisma (BAL 2,86, vi 42f.), wo mit dieser Formulierung auf das Vorgängergebäude des neuen Palastes auf Nebi Yunus
Bezug genommen wird.
Das Wort kissu ist bislang ausschließlich als Bezeichnung für Sakialbauten bezeugt. Sanherib, der es sehr sparsam verwendet,
bezeichnet mit ihm die auf Kuyunjik gelegenen Heiligtümer der Gestirnsgottheiten Sin, Samas und Istar (Fs. Borger, 109,
Rs. 11’). Das auf kissu folgende anaphorische Pronomen sätu scheint anzudeuten, daß von dem kissu-Raum(komplex) schon
vorher im Text die Rede war. Es liegt nahe, das Wort am stark beschädigten Schluß von Z. 5 zu suchen, wo man gerne ana
kissi uter „er hat (das besagte kummu-Innengemach) zu einem U.y.yM-Heiligtum gemacht" (o. ä.) lesen würde. Sollte diese
Annahme zutreffen, würde der Text schildern, wie Assurnasirpal II. einen von Tiglatpileser I. enichteten kummu-Smx\, der