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37, ein Zeremonialbett schmückend) und der „Himmelsherrin“ von Assur (Ebeling, MVAG 23/1,59, Z. 29-34) zukommen ließ. Auch
wenn die Formuliemngen im einzelnen abweichen, erinnert dies natürlich stark an die Bemerkungen über ähnliche, Assur, [Mullissu?]
und Serua dargebrachte Gaben in Abschnitt iv 8-18 unseres Textes. Die massiv beschädigte Weihinschrift RIMA 2, 92.1001 könnte,
wenn sie denn wirklich Assurnasirpal I. zuzuweisen sein sollte, ebenfalls auf entsprechende Geschenke verweisen.
Auch wenn ein Beweis vorerst nicht zu erbringen ist, möchte ich vor dem Hintergmnd der hier vorgetragenen Überlegungen die
Hypothese aufstellen, daß VAT 10803+ mit einiger Wahrscheinlichkeit von den Taten Assurnasirpals I. handelt. Mit Blick auf die
oben dokumentierten phraseologischen Parallelen zwischen unserem Text und den Annalen Assurnasirpals II. wäre zu überlegen, ob
sie nicht das Resultat bewußter Nachahmung sein könnten. Vielleicht hat sich Assurnasirpal II. von den Tatenberichten seines mehr
als 150 Jahre älteren Namensvetters (nach dem er gewiß nicht ohne Gmnd benannt wurde) inspirieren lassen.
* * *
Aus der hier postulierten chronologischen Einordnung von VAT 10803+ ergeben sich möglicherweise Konsequenzen für noch ein
weiteres Datierungsproblem: die hochumstrittene, auch für Kunsthistoriker relevante Frage ,unter welchem König der 1853 von Hormuzd
Rassam in Ninive gefundene sog. „Weiße Obelisk“ entstanden ist. Dieses auf allen vier Seiten mit in acht Registern angeordneten
Reliefdarstellungen geschmückte Monument (für Abbildungen und Bibliographie siehe J. Börker-Klähn, Altvorderasiatische
Bildstelen, 179-80, Nr. 132) weist auf zwei Seiten Inschriftenreste auf, die zuletzt von A. K. Grayson in RIMA 2, 101.18 ediert
wurden. Sie werden von der Mehrzahl der Assyriologen, die sich mit dem Obelisken beschäftigt haben, Assurnasirpal II. zugeschrieben
und als früher Feldzugsbericht dieses Königs identifiziert. Vier vor allem auf E. Sollberger, Iraq 36 (1974), 231-38 zumckgehende
Hauptargumente werden im allgemeinen für diese auch in RIMA 2 propagierte Zuweisung angeführt. Erstens erwähnt Z. 7’ des Textes
das Eponymat eines Assurnasirpal (ina li-me [Av-.vnr-PAB-A). Zweitens ist davor, in Z. 3’f„ von Pferden aus Gilzänu die Rede, die
der König, offenbar zu Beginn seiner Herrschaft, als Tribut erhielt. Aus Gilzänu stammende Tributlieferungen in Form von Pferden
werden auch in den Annalen Assurnasirpals II. im Bericht über das Akzessions- und erste Regierungsjahr des Königs erwähnt (RIMA
2, 101, i 56-58). Die Annalen vermelden außerdem, daß Assurnasirpal II. in seinem zweiten Regiemngsjahr, in dem er als Eponym
amtierte, assyrische Flüchtlinge aus Subria heimholte und das Kasiari-Gebirge durchzog (RIMA 2,101, ii 8,16). Beide geographische
Namen sind, eine dritte Gemeinsamkeit, auch in der Inschrift auf dem „Weißen Obelisken“ bezeugt. Und viertens schließlich findet
sich auf dem Obelisken oberhalb der Darstellung eines Tempels, in dem eine sitzende Göttin residiert, eine Beischrift, die das fragliche
Sanktuar als btt nathi sa Ninua, d. h. „nathu-Haus von Ninive“ etikettiert. Ein so bezeichnetes Heiligtum ist sonst nur in Inschriften
Assurnasirpals II. belegt (RIMA 2,101.56, Z. 15 und 101.137, Z. 3).
Diese Argumente für eine Datiemng des „Weißen Obelisken“ in die Zeit Assurnasirpals II. scheinen auf den ersten Blick bestechend.
Von archäologischer Seite aus ist jedoch immer wieder mit Nachdruck darauf hingewiesen worden, daß sich der Obelisk in Ikonographie
und Stil so wesentlich von den Reliefdarstellungen aus dem Nordwestpalast Assurnasirpals II. in Kalhu unterscheidet, daß er deutlich
früher, und damit höchstwahrscheinlich unter Assurnasirpal I., entstanden sein müsse (siehe besonders J. E. Reade, Iraq 37 (1975),
129-50; H. Pittman, The Art Bulletin 1996, 334-55). Zwar haben J. Russell und I. Winter (der ich für eine Diskussion der Sachlage
danken möchte) 1999 in einem unpublizierten Vortrag in Kopenhagen darauf hingewiesen, daß ein Vergleich der Darstellungen des
Obelisken mit den teilweise noch unpublizierten Bronzereliefs auf den Balawat-Toren Assurnasirpals II. auch eine Reihe interessanter
ikonographischer und stilistischer Übereinstimmungen zutage fördert, doch insgesamt bleiben die angesprochenen bilddarstellerischen
Abweichungen, die hier nicht im einzelnen diskutiert werden können, m. E. doch beträchtlich. Es lohnt sich daher, im Lichte der
hier neu veröffentlichten Inschrift die Argumente zugunsten einer Datierung des „Weißen Obelisken“ in die Zeit Assurnasirpals II.
nochmals kiitisch zu prüfen.
Ein Verweis auf kiiegerische Aktivitäten im Eponymat eines Assurnasirpals findet sich, wie gesehen, auch in VAT 10803+, was die
Chancen, daß der Obelisk von Assurnasirpal I. stammt, erhöht. Das Land Gilzänu ist nach bisherigem Kenntnisstand erstmalig in einer
Inschrift Tukultl-Ninurtas II. (890-884 v. Chr.) bezeugt (RIMA 2, 100.5, Z. 128-31), doch da aus der Zeit zwischen Assurnasirpal I.
und Tukultl-Ninurta II. nur relativ wenige längere und besser erhaltene assyrische Königsinschriften vorliegen, läßt sich m. E. wenig
gegen die Annahme vorbringen, daß Gilzänu schon im 11. Jahrhundert v. Chr. bekannt und für seine Pferde berühmt war. Von Subria
und dem Kasiari-Gebirge ist in den Inschriften der verschiedensten assyrischen Herrscher die Rede.
Was schließlich das Bit nathi betrifft (vielleicht ist auch enathi zu lesen), so spricht seine Erwähnung mindestens ebensosehr dafür,
den Text Assurnasirpal I. zuzuschreiben, wie für eine Zuweisung an Assurnasirpal II., denn auch Assurnasirpal I. hat sich mit einiger
Sicherheit dieses Sanktuars angenommen. Dies ist bislang übersehen worden, läßt sich jedoch aus dem Namen des Heiligtums
erschließen. M. Vieyra, RA 69 (1975), 55-58 und (einem Hinweis von D. Hawkins folgend) E. Sollberger, Iraq 36 (1974), 237f.
haben beide angemerkt, daß nathi ein vom sumerischen ?'^näd abgeleitetes hurritisches, später auch ins Hethitische aufgenommenes
Wort für ein Zeremonialbett ist. Das Bit nathi war also ein göttliches Schlafgemach. Es muß, da der hurritische Einfluß auf den
Kult der Istar von Ninive spätestens im 13. Jahrhundert v. Chr. an ein Ende gekommen sein dürfte, eine aus den vorangegangenen
Jahrhunderten stammende, alte Kulteimichtung gewesen sein. Niemand anders aber als Assurnasirpal I. rühmt sich - in seinem aus
Ninive stammenden Gebet an die Göttin -, der Istar von Ninive ein aufwendig geschmücktes Bett aus Buchsbaumholz (ersi taskarinni
majjäl takne) dediziert zu haben (AfO 25,39,Z. 35),und es liegt natürlich nur zu nahe, dasselbe imBit nathi zu vermuten, das demnach
von Assurnasirpal I. neu ausgestattet worden sein muß. Die Darbringung des Bettes hing gewiß mit den erotischen Aspekten der
ninivitischen Istar zusammen, die auch in einer im Bereich des Istar-Tempels gefundenen Statue einer nackten Frau mit einer Inschrift
von Assurnasirpals I. Onkel Assur-bel-kala (RIMA 2, 89.10) zum Ausdmck kommen (siehe R. Da Riva - E. Frahm, AfO 46/47
(1999/2000), 177f.).
Bereits von Soden hat ferner darauf hingewiesen (in ZA 64 (1975), 190, n. 4), daß der Name des letzten unter Assurnasirpal I.
amtierenden Eponymen, Nashäja/Nathäja (die erstgenannte Namensform findet sich in KAV 21, iv 3, die andere in B. Menzel, AT
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37, ein Zeremonialbett schmückend) und der „Himmelsherrin“ von Assur (Ebeling, MVAG 23/1,59, Z. 29-34) zukommen ließ. Auch
wenn die Formuliemngen im einzelnen abweichen, erinnert dies natürlich stark an die Bemerkungen über ähnliche, Assur, [Mullissu?]
und Serua dargebrachte Gaben in Abschnitt iv 8-18 unseres Textes. Die massiv beschädigte Weihinschrift RIMA 2, 92.1001 könnte,
wenn sie denn wirklich Assurnasirpal I. zuzuweisen sein sollte, ebenfalls auf entsprechende Geschenke verweisen.
Auch wenn ein Beweis vorerst nicht zu erbringen ist, möchte ich vor dem Hintergmnd der hier vorgetragenen Überlegungen die
Hypothese aufstellen, daß VAT 10803+ mit einiger Wahrscheinlichkeit von den Taten Assurnasirpals I. handelt. Mit Blick auf die
oben dokumentierten phraseologischen Parallelen zwischen unserem Text und den Annalen Assurnasirpals II. wäre zu überlegen, ob
sie nicht das Resultat bewußter Nachahmung sein könnten. Vielleicht hat sich Assurnasirpal II. von den Tatenberichten seines mehr
als 150 Jahre älteren Namensvetters (nach dem er gewiß nicht ohne Gmnd benannt wurde) inspirieren lassen.
* * *
Aus der hier postulierten chronologischen Einordnung von VAT 10803+ ergeben sich möglicherweise Konsequenzen für noch ein
weiteres Datierungsproblem: die hochumstrittene, auch für Kunsthistoriker relevante Frage ,unter welchem König der 1853 von Hormuzd
Rassam in Ninive gefundene sog. „Weiße Obelisk“ entstanden ist. Dieses auf allen vier Seiten mit in acht Registern angeordneten
Reliefdarstellungen geschmückte Monument (für Abbildungen und Bibliographie siehe J. Börker-Klähn, Altvorderasiatische
Bildstelen, 179-80, Nr. 132) weist auf zwei Seiten Inschriftenreste auf, die zuletzt von A. K. Grayson in RIMA 2, 101.18 ediert
wurden. Sie werden von der Mehrzahl der Assyriologen, die sich mit dem Obelisken beschäftigt haben, Assurnasirpal II. zugeschrieben
und als früher Feldzugsbericht dieses Königs identifiziert. Vier vor allem auf E. Sollberger, Iraq 36 (1974), 231-38 zumckgehende
Hauptargumente werden im allgemeinen für diese auch in RIMA 2 propagierte Zuweisung angeführt. Erstens erwähnt Z. 7’ des Textes
das Eponymat eines Assurnasirpal (ina li-me [Av-.vnr-PAB-A). Zweitens ist davor, in Z. 3’f„ von Pferden aus Gilzänu die Rede, die
der König, offenbar zu Beginn seiner Herrschaft, als Tribut erhielt. Aus Gilzänu stammende Tributlieferungen in Form von Pferden
werden auch in den Annalen Assurnasirpals II. im Bericht über das Akzessions- und erste Regierungsjahr des Königs erwähnt (RIMA
2, 101, i 56-58). Die Annalen vermelden außerdem, daß Assurnasirpal II. in seinem zweiten Regiemngsjahr, in dem er als Eponym
amtierte, assyrische Flüchtlinge aus Subria heimholte und das Kasiari-Gebirge durchzog (RIMA 2,101, ii 8,16). Beide geographische
Namen sind, eine dritte Gemeinsamkeit, auch in der Inschrift auf dem „Weißen Obelisken“ bezeugt. Und viertens schließlich findet
sich auf dem Obelisken oberhalb der Darstellung eines Tempels, in dem eine sitzende Göttin residiert, eine Beischrift, die das fragliche
Sanktuar als btt nathi sa Ninua, d. h. „nathu-Haus von Ninive“ etikettiert. Ein so bezeichnetes Heiligtum ist sonst nur in Inschriften
Assurnasirpals II. belegt (RIMA 2,101.56, Z. 15 und 101.137, Z. 3).
Diese Argumente für eine Datiemng des „Weißen Obelisken“ in die Zeit Assurnasirpals II. scheinen auf den ersten Blick bestechend.
Von archäologischer Seite aus ist jedoch immer wieder mit Nachdruck darauf hingewiesen worden, daß sich der Obelisk in Ikonographie
und Stil so wesentlich von den Reliefdarstellungen aus dem Nordwestpalast Assurnasirpals II. in Kalhu unterscheidet, daß er deutlich
früher, und damit höchstwahrscheinlich unter Assurnasirpal I., entstanden sein müsse (siehe besonders J. E. Reade, Iraq 37 (1975),
129-50; H. Pittman, The Art Bulletin 1996, 334-55). Zwar haben J. Russell und I. Winter (der ich für eine Diskussion der Sachlage
danken möchte) 1999 in einem unpublizierten Vortrag in Kopenhagen darauf hingewiesen, daß ein Vergleich der Darstellungen des
Obelisken mit den teilweise noch unpublizierten Bronzereliefs auf den Balawat-Toren Assurnasirpals II. auch eine Reihe interessanter
ikonographischer und stilistischer Übereinstimmungen zutage fördert, doch insgesamt bleiben die angesprochenen bilddarstellerischen
Abweichungen, die hier nicht im einzelnen diskutiert werden können, m. E. doch beträchtlich. Es lohnt sich daher, im Lichte der
hier neu veröffentlichten Inschrift die Argumente zugunsten einer Datierung des „Weißen Obelisken“ in die Zeit Assurnasirpals II.
nochmals kiitisch zu prüfen.
Ein Verweis auf kiiegerische Aktivitäten im Eponymat eines Assurnasirpals findet sich, wie gesehen, auch in VAT 10803+, was die
Chancen, daß der Obelisk von Assurnasirpal I. stammt, erhöht. Das Land Gilzänu ist nach bisherigem Kenntnisstand erstmalig in einer
Inschrift Tukultl-Ninurtas II. (890-884 v. Chr.) bezeugt (RIMA 2, 100.5, Z. 128-31), doch da aus der Zeit zwischen Assurnasirpal I.
und Tukultl-Ninurta II. nur relativ wenige längere und besser erhaltene assyrische Königsinschriften vorliegen, läßt sich m. E. wenig
gegen die Annahme vorbringen, daß Gilzänu schon im 11. Jahrhundert v. Chr. bekannt und für seine Pferde berühmt war. Von Subria
und dem Kasiari-Gebirge ist in den Inschriften der verschiedensten assyrischen Herrscher die Rede.
Was schließlich das Bit nathi betrifft (vielleicht ist auch enathi zu lesen), so spricht seine Erwähnung mindestens ebensosehr dafür,
den Text Assurnasirpal I. zuzuschreiben, wie für eine Zuweisung an Assurnasirpal II., denn auch Assurnasirpal I. hat sich mit einiger
Sicherheit dieses Sanktuars angenommen. Dies ist bislang übersehen worden, läßt sich jedoch aus dem Namen des Heiligtums
erschließen. M. Vieyra, RA 69 (1975), 55-58 und (einem Hinweis von D. Hawkins folgend) E. Sollberger, Iraq 36 (1974), 237f.
haben beide angemerkt, daß nathi ein vom sumerischen ?'^näd abgeleitetes hurritisches, später auch ins Hethitische aufgenommenes
Wort für ein Zeremonialbett ist. Das Bit nathi war also ein göttliches Schlafgemach. Es muß, da der hurritische Einfluß auf den
Kult der Istar von Ninive spätestens im 13. Jahrhundert v. Chr. an ein Ende gekommen sein dürfte, eine aus den vorangegangenen
Jahrhunderten stammende, alte Kulteimichtung gewesen sein. Niemand anders aber als Assurnasirpal I. rühmt sich - in seinem aus
Ninive stammenden Gebet an die Göttin -, der Istar von Ninive ein aufwendig geschmücktes Bett aus Buchsbaumholz (ersi taskarinni
majjäl takne) dediziert zu haben (AfO 25,39,Z. 35),und es liegt natürlich nur zu nahe, dasselbe imBit nathi zu vermuten, das demnach
von Assurnasirpal I. neu ausgestattet worden sein muß. Die Darbringung des Bettes hing gewiß mit den erotischen Aspekten der
ninivitischen Istar zusammen, die auch in einer im Bereich des Istar-Tempels gefundenen Statue einer nackten Frau mit einer Inschrift
von Assurnasirpals I. Onkel Assur-bel-kala (RIMA 2, 89.10) zum Ausdmck kommen (siehe R. Da Riva - E. Frahm, AfO 46/47
(1999/2000), 177f.).
Bereits von Soden hat ferner darauf hingewiesen (in ZA 64 (1975), 190, n. 4), daß der Name des letzten unter Assurnasirpal I.
amtierenden Eponymen, Nashäja/Nathäja (die erstgenannte Namensform findet sich in KAV 21, iv 3, die andere in B. Menzel, AT