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Historische und historisch-literarische Keilschrifttexte aus Assur

2, T 24, Z. 43), von dem Wort nathu abgeleitet sein könnte, und dies als indirektes Indiz dafür gewertet, daß dem Bit nathi im 11.
Jahrhundert v. Chr. eine erhebliche Bedeutung zukam.

Mit alledem ist natürlich noch nicht bewiesen, daß der „Weiße Obelisk", so wie wir es für VAT 10803+ vermutet haben, Assurnasirpal I.
zuzuweisen ist. Wirklich überzeugend wäre diese Annahme erst dann, wenn sich zwischen den Ereignissen, die in der Obeliskeninschrift
geschildert werden, und jenen, die der neue Text beschreibt, deutliche Übereinstimmungen finden ließen. Nimmt man Graysons
Edition zur Hand, die weitenteils auf Sollbergers Bearbeitung in Iraq 36 (1974), 231-38 basiert, dann scheinen eindeutige Parallelen
zwischen den beiden Texten jedoch weitgehend zu fehlen, sieht man von der Formulierung ana Assur ilija bellja aqTs ab (RIMA 2,
101.18,Z. 10’f.),die an [ana] Assur belTsu iqis in VAT 10803+,iv lOf. erinnert. Auch die in beiden Texten bezeugten Ortsnamen sind,
obschon man dies auf den schlechten Erhaltungszustand der Inschriften zurückführen könnte, nicht zur Deckung zu bringen.

Doch muß dies nicht das letzte Wort sein, denn eine Schlüsselstelle des „Weißen Obelisken" scheint bislang nicht korrekt gedeutet
worden zu sein. Bei der fraglichen Stelle handelt es sich um Z. 12’ des Textes, die erste auf Seite D des Obelisken erhaltene Zeile. Legt
man E. Ungers 1932 in MAOG 6/1-2 auf Tf. 16 veröffentlichte Kopie der Inschrift des Obelisken zugrunde, die ich im Dezember 2007,
wenn auch leider nur aus erheblicher Entfernung, im British Museum habe kollationieren können, dann läßt sich für diese Zeile eine
andere Lesung postulieren als das von Sollberger und Grayson gebotene KUR-uc/ EN.MES [...]. Wahrscheinlich ist hier in Wirklichkeit
KUR rHab'-huMES [...] zu lesen. Es scheint also von einer Auseinandersetzung des Königs mit den Habhu-Ländern die Rede zu sein.
Und von ebendiesen Ländern wird natürlich, in genau derselben Schreibung, auch in VAT 10803+, Vs. 5’(ff.) Mitteilung gemacht.
Hier ist kein Platz, den Wort- und Zeichengebrauch des Obelisken näher zu untersuchen, ein Unternehmen, das weitere Aufschlüsse
über die Datiemng des Textes verspricht. Es sei jedoch angemerkt, daß von Soden, der in ZA 64 (1975), 180-91 einige Überlegungen
zu diesem Punkt angestellt hat, die Evidenz nicht immer ganz akkurat wiedergibt. So ist etwa die Schreibung ina (AS) auch schon im
„Zerbrochenen Obelisken" Assur-bel-kalas (RIMA 2,89.7) bezeugt,und auch As-sur findet sich in Texten Assurnasirpals I. und seiner
Vorgänger.

Neben den beiden Assurnasirpals sind theoretisch auch noch andere Kandidaten für die Zuweisung des „Weißen Obelisken" denkbar. Von
Soden, loc. cit., wollte das Monument, ausgehend von der Überlegung, daß der Eponym Assur-PAB-apli nicht mit dem gleichnamigen
König identisch sein müsse, Tiglatpileser II. zuschreiben, und auch Assur-nädin-apli könnte wiedemm in Frage kommen. Alles in allem
spricht für diese beiden Lösungen jedoch sehr wenig, und so möchte ich, wenn auch eine endgültige Bestätigung hierfür einstweilen
aussteht, abschließend dafür plädieren, nicht nur VAT 10803+, sondern auch den „Weißen Obelisken" Assurnasirpal I. zuzuweisen.
Was die Jagdszenen auf dem Monument betrifft, so sind diese nunmehr mit dem in diesem Band unter Nr. 77 veröffentlichten Fragment
einer vermutlich ebenfalls von Assurnasirpal I. stammenden poetischen Jagdinschrift zu vergleichen.

Es folgen einige Einzelbemerkungen zu VAT 10803+:

Vs. i 2’: Die Lesung ist unsicher; Eventuell könnte man auch an a-na DINGIR h'i' [.] denken. Vgl. jedoch die Arik-den-ili-Chronik

Grayson, ABC, 185, Frg. 2, Z. 7-8: NIG.BA-.vu a-na dIs$-tär [.\-x-ti-su i-qis (pace Grayson ist nach Kollation vielleicht

doch ana ba-l]a-ti-su zu lesen, ganz klar ist dies jedoch nicht). Daß Assurnasirpal I. der Istar von Ninive Gaben zukommen
ließ, ist, wie gesehen, aus einem seiner Gebete bekannt.

3’: Eponymendatiemngen des Typs ina PN finden sich auch in der assyrischen Eponymenchronik aus Mari (siehe Glassner,
Mesopotamian Chronicles, 160-64). In den Eponymenchroniken der neuassyrischen Zeit wird dagegen die Formulierung ina
lime PN gebraucht (Glassner, op. cit., 164-76). Die bislang bekannten mittelassyrischen Chroniken sind so stark beschädigt,
daß sich nicht mehr feststellen läßt, wie die Schreiber die Datierungen einleiteten; im „Zerbrochenen Obelisken" Assur-bel-
kalas, der chronikartige Passagen aufweist, finden wir den Ausdruck ina Monatsname llme PN (RIMA 2, 89.7, ii 13, iii 3,
20).

Vermutlich folgte auf den Namen Assurnasirpals der Königstitel sar mät Assur.

4’: DieErgänzung folgtRIMA2,101,i lOlf.und den anderenobengenanntenentsprechenden Stellender Annalen Assurnasirpals
II. Es ist nicht ganz ausgeschlossen, aber wohl eher unwahrscheinlich, daß stattdessen eine Formulierung vorliegt, wie sie
sich in der großen Tontafelinschrift Tukultl-Ninurtas II. findet (RIMA 2,100.5, Z. 4f„ 11 f.), wo mit dem Ausdmck PN ana
muhhlja ispur (ma) auch der Absender der Botschaft spezifiert wird.

Das Zeichen DUMU weist links offenbar drei statt zweier Waagerechter auf.

5’: Die Schreibung KUR Hab-hu.MES ist auch im „Zerbrochenen Obelisken" Assur-bel-kalas bezeugt (RIMA 2, 89.7, iii 16)
und außerdem, wie oben ausgeführt, vermutlich des weiteren in Z. 12’ des „Weißen Obelisken" anzusetzen.

7’: Lesungen durchweg sehr unsicher.

8’: Unklar; man beachte, daß rsa'-kJn, sollte die Lesung konekt sein, keine Subjunktivform ist. Das letzte Zeichen eventuell
UR[U oder K[A.

12’: Man beachte die von Vs. 3’ und 4’ und Rs. 6 abweichende Schreibung des Königsnamens, die der in Rs. 9 entspricht.
Vielleicht ist in der Lücke wiederum sar mät Assur zu ergänzen.

14’: Man erwartet am Anfang ERIM.MES (vgl. z. B. RIMA 2,101.1, ii 110), was mit den Spuren jedoch nicht ohne weiteres zu
vereinbaren ist. Vielleicht ist nach ti-du-ki auch ris'-bu-tu zu lesen, eine im „Weißen Obelisken" bezeugte Form (RIMA 2,
101.18, Z. 18’); das erste Zeichen scheint jedoch mit einem Winkelhaken oder einem schrägem Keil zu beginnen. Das KUR
umschriebene Zeichen ähnelt eigentlich mehr einem SE.

15’: Wohl so und nicht ?'MUKUL.MES. Das Zeichen nach der Lücke eventuell /]/ oder d\a. Am Schluß ist wohl nicht na[m-ra-si]
zu lesen.

18’: Die Spuren am Beginn lassen sich nur mit einigem guten Willen als URU deuten. Danach Eventuell statt DA auch SA.

20’: Mir ist unklar, wie hier zu lesen ist. GU4.MES ü-ru-at-ri ig-... „urartäische Ochsen ..." scheint ebensowenig sinnvoll wie GU4.
MES sam-ru-te(oder: bit-ru-te) ri-iq-....
 
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