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Jaspers, Karl; Marazia, Chantal [Editor]; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 3): Gesammelte Schriften zur Psychopathologie — Basel: Schwabe Verlag, 2019

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.69896#0556
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Stellenkommentar

513

logie (vgl. hierzu Hoff: Emil Kraepelin, 64). Aus einem Brief an den Vater vom 23. Januar 1910
geht hervor, dass Jaspers während der Niederschrift des Eifersucht-Aufsatzes eine »Arbeit
über die Begriffe Krankheit und Krankheitseinheit« plante, die er bei Gelegenheit mit Max
Weber durchsprechen wollte (DLA, A: Jaspers). Zwar erschien nie eine eigenständige Arbeit
zu diesem Thema, jedoch widmete Jaspers den Krankheitseinheiten in der Allgemeinen Psy-
chopathologie ein eigenes Kapitel. Dort behauptet er: »Die Idee der Krankheitseinheit ist in
Wahrheit eine Idee im Kantischen Sinne: der Begriff einer Aufgabe, deren Ziel zu erreichen
unmöglich ist, da das Ziel in der Unendlichkeit liegt; die uns aber trotzdem die fruchtbare For-
schungsrichtung weist und die ein wahrer Orientierungspunkt für empirische Einzelfor-
schung bedeutet« (Allgemeine Psychopathologie [1913], 263). Ferner schreibt er: »Kehren wir
zur Frage des Anfangs zurück: gibt es nur Variationen der Einheitspsychose oder eine Reihe
von scharf abzugrenzenden Krankheitseinheiten, so können wir nun antworten: keines von
beiden. Der Vertreter der letzteren Anschauung hat darin Recht, daß die Idee der Krankheits-
einheit der fruchtbare Orientierungspunkt der speziellen psychiatrischen Forschung ist, der
Vertreter der ersteren darin, daß es reale Krankheitseinheiten für die psychiatrische Wissen-
schaft tatsächlich nicht gibt« (ebd., 265).
337 Zu dieser Unterscheidung siehe oben, S. 383-393, und die Einleitung zu diesem Band,
S. XVIII-XXI.
338 Zu den Typen siehe ebd., S. XXIV-XXV.
339 Zur Anmerkung: Vgl. K. Wilmanns: Gefängnispsychosen, Halle 1908. - Die Tatsache, dass
Jaspers Wilmanns’ Beitrag zur Unterscheidung von Entwicklung und Prozess einzig durch
diesen bibliographischen Hinweis würdigt, muss dazu beigetragen haben, dass in der Folge
»mancher Kritiker [Jaspers] für den Erfinder erklärt« hat (Jaspers: Korrespondenzen II, 171).
340 Vgl. H. Rickert: Die Grenzen der naturwissenschaftlichen Begriffsbildung. Eine logische Einleitung
in die historischen Wissenschaften, Tübingen, Leipzig 1902,472-473. Sehr geringe Abweichun-
gen vom Original.
341 Zur Anmerkung: Vgl. K. Wilmanns: »Zur klinischen Stellung der Paranoia«, in: Centralblatt
für Nervenheilkunde und Psychiatrie 33 (1910) 204-211.
342 Zum Gegenstandsbewusstsein - als entgegengesetzt zum Persönlichkeitsbewusstsein - siehe
oben, S. 182-183. In der Allgemeinen Psychopathologie widmete Jaspers dem Gegenstands-
bewusstsein ein eigenes Kapitel (vgl. Allgemeine Psychopathologie [1913], 25-56).
343 Der Begriff >Hebephrenie< wurde von Karl Ludwig Kahlbaum und seinem Schüler Ewald
Hecker (1843-1909) geprägt. Vgl. E. Hecker: »Die Hebephrenie. Ein Beitrag zur klinischen
Psychiatrie«, in: Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie und für klinische Medicin 52
(1871) 394-429. Auf der Grundlage dieses Krankheitsbildes entwickelte Kraepelin seinen
Begriff der Dementia praecox. Siehe dazu Stellenkommentar, Nr. 298.
344 Zu Beginn des 20. Jahrhunderts pflegte man die Psychosen in organische und funktionelle
einzuteilen. Letztere Gruppe bezeichnete jene Erkrankungen, bei denen keine anatomischen
Veränderungen des Gehirns feststellbar waren, wie beispielsweise beim manisch-depressi-
ven Irresein, der Dementia praecox und der Paranoia. Zu dieser Einteilung siehe auch Allge-
meine Psychopathologie [1913], 17, noch einschlägiger in der Auflage von 1923: »Die funktio-
nellen Seelenstörungen [...] tragen ihren Namen daher, dass man im Hirn Überhauptnichts
findet, weder die direkten noch auch entferntere Grundlagen. Trotzdem wird kein Verstän-
diger zweifeln, daß jeder eigentümliche seelische Vorgang auch seine eigentümliche körper-
liche Bedingung hat. Doch wird diese körperliche Grundlage bei psychopathischen Person-
 
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