Das Umgreifende
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samkeit. Ob isolierte Vernunft oder isolierte Existenz, beide sind nicht mehr, was sie
sich nennen: es bleibt ihren Formulierungen nur, ohne Grund und Ziel im sich veren-
genden Daseinsraum in dem Schleier unwahrer, selbst nicht geglaubter Rechtfertigun-
gen zum Ausdrucksmittel gegenseitig sich vernichtenden Daseins brauchbar zu sein.
Aber an keiner Stelle ist Ruhe im Zeitdasein. Vielmehr ist die Bewegung unaus-
weichlich aus dem Grund der Substanz in den Spannungen zwischen dem Einzelnen
und Allgemeinen, der Wirklichkeit und der Weite, zwischen der | unbefragbaren Un- 62
mittelbarkeit existentiellen Glaubens und der unendlichen Bewegung der Vernunft.
Nach der Übersicht über die Weisen, wie das Umgreifende als das, was wir sind, und
als das Sein selbst gedacht wurde, und über die Polarität von Vernunft und Existenz, ♦
besinnen wir uns, was solche Gedanken, deren Entfaltung ganze Philosophien darge-
stellt haben, in ihrer Form bedeuten und nicht bedeuten können.
Unser Erkennen der Gegenstände in der Welt erfolgt in der Form, daß wir sie in Be-
ziehung sehen und sie auseinander ableiten. Was uns vorkommt, wird begriffen, in-
dem es aus einem Anderen begriffen wird.
Handelt es sich aber im Philosophieren um das Umgreifende, so ist offenbar, daß
dieses nicht wie ein Gegenstand in der Welt begriffen wird, vor allem, daß die Weisen
des Umgreifenden nicht aus einem Besonderen, das in ihnen vorkommt, abgeleitet
werden können:
Nennen wir das Umgreifende das Denken, so gilt: aus einem Gedachten ist nicht
das Denken abzuleiten,
nennen wir es unser Bewußtsein, so gilt: aus einem Sein für das Bewußtsein ist nicht
dieses Bewußtsein abzuleiten,
nennen wir es das Ganze, so gilt: aus einem Einzelnen, und sei es ein noch so um-
fassendes Ganzes, ist nicht dieses Ganze abzuleiten,
nennen wir es das Dasein, so gilt: aus einem bestimmten, gegenständlich erkann-
ten Dasein ist nicht das Dasein zu begreifen,
nennen wir es Vernunft, so kann aus einem Nichtvernünftigen nicht die Vernunft
abgeleitet werden,
nennen wir es Existenz, so kann aus keiner der Weisen des Umgreifenden, ge-
schweige denn aus einem ihrer Inhalte, die Existenz abgeleitet werden.
Kurz: aus einem für uns Seienden kann nicht unser Sein | abgeleitet werden, aus dem, 63
was mir vorkommt, nicht ich selbst.
Ebensowenig kann das Sein an sich selbst aus dem Seienden, das wir erkennen, ab-
geleitet werden:
Nennen wir es das Sein, so gilt: aus dem vielen Seienden ist nicht das Sein abzuleiten,
nennen wir es das Sein an sich, so gilt: aus der Erscheinung ist nicht das Sein an
sich abzuleiten,
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samkeit. Ob isolierte Vernunft oder isolierte Existenz, beide sind nicht mehr, was sie
sich nennen: es bleibt ihren Formulierungen nur, ohne Grund und Ziel im sich veren-
genden Daseinsraum in dem Schleier unwahrer, selbst nicht geglaubter Rechtfertigun-
gen zum Ausdrucksmittel gegenseitig sich vernichtenden Daseins brauchbar zu sein.
Aber an keiner Stelle ist Ruhe im Zeitdasein. Vielmehr ist die Bewegung unaus-
weichlich aus dem Grund der Substanz in den Spannungen zwischen dem Einzelnen
und Allgemeinen, der Wirklichkeit und der Weite, zwischen der | unbefragbaren Un- 62
mittelbarkeit existentiellen Glaubens und der unendlichen Bewegung der Vernunft.
Nach der Übersicht über die Weisen, wie das Umgreifende als das, was wir sind, und
als das Sein selbst gedacht wurde, und über die Polarität von Vernunft und Existenz, ♦
besinnen wir uns, was solche Gedanken, deren Entfaltung ganze Philosophien darge-
stellt haben, in ihrer Form bedeuten und nicht bedeuten können.
Unser Erkennen der Gegenstände in der Welt erfolgt in der Form, daß wir sie in Be-
ziehung sehen und sie auseinander ableiten. Was uns vorkommt, wird begriffen, in-
dem es aus einem Anderen begriffen wird.
Handelt es sich aber im Philosophieren um das Umgreifende, so ist offenbar, daß
dieses nicht wie ein Gegenstand in der Welt begriffen wird, vor allem, daß die Weisen
des Umgreifenden nicht aus einem Besonderen, das in ihnen vorkommt, abgeleitet
werden können:
Nennen wir das Umgreifende das Denken, so gilt: aus einem Gedachten ist nicht
das Denken abzuleiten,
nennen wir es unser Bewußtsein, so gilt: aus einem Sein für das Bewußtsein ist nicht
dieses Bewußtsein abzuleiten,
nennen wir es das Ganze, so gilt: aus einem Einzelnen, und sei es ein noch so um-
fassendes Ganzes, ist nicht dieses Ganze abzuleiten,
nennen wir es das Dasein, so gilt: aus einem bestimmten, gegenständlich erkann-
ten Dasein ist nicht das Dasein zu begreifen,
nennen wir es Vernunft, so kann aus einem Nichtvernünftigen nicht die Vernunft
abgeleitet werden,
nennen wir es Existenz, so kann aus keiner der Weisen des Umgreifenden, ge-
schweige denn aus einem ihrer Inhalte, die Existenz abgeleitet werden.
Kurz: aus einem für uns Seienden kann nicht unser Sein | abgeleitet werden, aus dem, 63
was mir vorkommt, nicht ich selbst.
Ebensowenig kann das Sein an sich selbst aus dem Seienden, das wir erkennen, ab-
geleitet werden:
Nennen wir es das Sein, so gilt: aus dem vielen Seienden ist nicht das Sein abzuleiten,
nennen wir es das Sein an sich, so gilt: aus der Erscheinung ist nicht das Sein an
sich abzuleiten,