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Jaspers, Karl; Kaegi, Dominik [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 8): Schriften zur Existenzphilosophie — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69895#0008
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Einleitung des Herausgebers

I. Nichts Neues
»Leichtsinn unter Kontrolle«, mahnt Jaspers seinen Schwager Ernst Mayer, sei »das
Medium, in dem allein ein Gelingen in der Wirklichkeit möglich ist. Denke doch:
wie wäre ich ohne sträflichen Leichtsinn Gertruds Mann, Verfasser der allg. Psycho-
path. (ich sehe noch Julias Betroffenheit, als ich einen Vertrag machte, ohne eine
Zeile zu haben), Professor, Verfasser einer Philosophie - es ist etwas von zutrauen-
dem Hineingehen.«1 Karrierepläne klingen anders. Studiert hatte Jaspers Jura, drei
Semester, dann Medizin (»ich suchte Anschauung der Wirklichkeit«2); über Max We-
ber und Kierkegaard führte sein Weg zur Philosophie. Im Fach ein Anfänger, wurde er
1922 Ordinarius.3 Webers temperamentvolle Gestalt verkörperte für Jaspers die »gren-
zenlose Sachlichkeit« eines wissenschaftlichen Ethos, das zugleich mehr war als for-
schende Weltorientierung: »der Mann stand gleichsam auf der Straße, jeder Frage sich
aussetzend«.4 Durch Kierkegaard, wie Jaspers ihn sah: als Ausnahme, »ergriffen vom
Ruin - erfüllt von der Tradition«,5 gewann eine klassizistisch entrückte Überlieferung
ihre vitale Bedeutung zurück. »Es war, als ob mit einem Mal Kant, Schelling, Plotin und
die anderen Großen wieder sprechend würden.«6 Das konnte umschlagen in höhni-
sche Kritik an der »Froschperspektive der Schulphilosophie«.7 Die Fakultät ging mit
Jaspers' Berufung also kein geringes Risiko, zumal der sich Zeit ließ, die Erwartungen
der Zunft monographisch zu erfüllen. 1931 erschien in der Sammlung Göschen als
Nummer 1.000 Die geistige Situation der Zeit, 1932 bei Springer die dreibändige Philoso-
phie. Der Göschen-Jubiläumsband, den ursprünglich Nicolai Hartmann übernehmen

I K. Jaspers an E. Mayer, 25. Oktober 1932. Zu GertrudJaspers L. Fischer: »Vorgestellt: Gertrud Mayer-
Jaspers, 1879-1974«, MEDAON - Magazin für jüdisches Leben in Forschung und Bildung 7 (2013) Nr. 13,
1-14; zu Ernst Mayer neben dem Abschnitt aus der Philosophischen Autobiographie (47-53) und
Jaspers' Nachruf (»Dr. Ernst Mayer-Südende«, Ärztliche Mitteilungen 37 (1952) 543-544) die aus-
führliche Vita bei W. Raaflaub: Ernst Mayer 1883-1952, Bern 1986, 13-58. - Julia Gottschalk war
eine Kusine von Gertrud Jaspers.

2 »Über meine Philosophie«, 393. - Zur Zitierweise vgl. die Erläuterungen im Literaturverzeichnis.

3 - zum i. April als Nachfolger von Heinrich Maier. Damals, so jaspers, habe er sein Philosophiestu-
dium begonnen (»Nachwort (1955) zu meiner »Philosophie« (1931)«, XXI).

4 »Mein Weg zur Philosophie«, 389; vgl. »Max Weber. Eine Gedenkrede«, 414.

5 »Sommer 1931. Vorlesung: Existenzphilosophie«, S. I.

6 »Mein Weg zur Philosophie«, 389.

7 H. Glöckner: Heidelberger Bilderbuch, Bonn 1969, 195.
 
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