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Jaspers, Karl; Kaegi, Dominik [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 8): Schriften zur Existenzphilosophie — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69895#0231
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Anhang 2: Entwurf zu »Preface«3" 314
Manuskript, paginiert S. 1-3, links oben S. 1 in Jaspers' Handschrift Mounier
DLA, A: Jaspers
Es ist eine merkwürdigea Erfahrung, das eigene Denken in fremder Sprache wiederge-
bracht zu sehen. Denn es ist das eigene und doch nicht mehr nur das eigene. Die Her-
ren Dufrenne und Ricoeur sind mit ungemeiner Gründlichkeit auf die Principien und
die Verzweigungen meines Philosophierens sachlich eingegangen. Sie haben mit be-
wunderungswürdiger Klarheit wiedergegeben, was an begrifflichen Zusammenhän-
gen sich allgemeinb bestimmen undc übereinstimmend aussprechen lässt. Dabei war
mir manchmal vielleicht mit Unrecht zumute, als ob mein Philosophieren lehrbuch-
mässig würde. Und ich freute mich nicht nur an dieser Übersetzung des Gedankens in
die bezaubernde französische Sprache, sondern litt auch ein wenig an der Reduktion
meines Denkens gleichsam auf ein Gerippe, dessen Kenntnisd das Verständnis meiner
Schriftene erleichtert.'
Von besonderem Interesse sind die kritischen Reflexionen des vierten Teils. Die Ver-
fasser zeigen aus ihrer^ Erfahrung und aus ihrer Kenntnis meines Denkens Widersprü-
che der Methode und der Lehre11 auf, die dieses ganze philosophische Unternehmen
unmöglich zu machen scheinen. Es sind nicht beiläufige, logisch zu corrigierende Wi-
dersprüche, sondern grundsätzliche mit dem Ganzen untrennbar verknüpfte. Mir
scheint, dass der Aufweis solcher Widersprüche erleuchtend ist. Die Verfasser beschrei-
ten einen Weg, den ich selbst schon begonnen habe. Gegen diese Widersprüche gibt
es kein Mittel als das, sie völlig bewusst zu machen und in das Denken aufzunehmen.
Und mehr noch: eine universalgeschichtliche Analyse der Philosophien würde zeigen,
dass nicht nur sachlich sondern geschichtlich diese Widersprüchlichkeit zum Philo-
sophieren gehört. Sie ist Plato und Aristoteles so eigentümlich wie Descartes und Kant.

a nach merkwürdige gestr. und produktive
b nach allgemein gestr. definieren
c nach und gestr. in jeder Sprache
d nach Kenntnis gestr. und Beherrschung
e nach Schriften gestr. gewiss
f nach erleichtert, gestr. Die Anordnung der Systematik folgt in den drei ersten Teilen im Wesentli-
chen meinem dreibändigen Werk »Philosophie«. Dabei wurden Gedanken herangezogen und an-
gewendet, die ich in anderen Schriften entwickelt habe.
8 nach ihrer gestr. gründlichen
h und der Lehre hs. Einf.
 
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