Das Sein des Umgreifenden
Raum höre, was zu mir spricht, die Blinklichter wahrnehme, die zeigen, warnen, lo-
cken - und vielleicht kund tun, was ist; -
ob ich in den Reflexen des Seins, die alle als Seinsvertretungen erscheinen, mich
vergewissere, und diesem mir allein zugänglichen Wege der Immanenz niemals aus-
weiche, als ob ich ohne ihn und gradezu den Grund des Seins betreten könnte; -
ob ich es aushalte, bis ich des einzigen Bodens im Grunde der möglichen Existenz,
die ich bin, innewerde als der Transzendenz, die mich trägt; -
ob ich, statt in einer Seinslehre den trügerischen Halt zu gewinnen, im offen blei-
benden Umgreifenden als geschichtliche Erscheinung ich selbst mit dem anderen
Selbst werde.
Die Weisen des Umgreifenden erhellen einen Grundzug in der Möglichkeit des Men-
schen.
Wir möchten wohl das Ideal des Menschen sehen. Wir möchten, was wir sein sollen
und aus unserem verdunkelten | Grunde sein können, wiedererkennen im Gedachten.
Es ist, als wenn wir im vorgestellten Bilde eine Gewißheit unseres Wesens fänden durch
die Klarheit der Idee des Menschseins im Ideal.
Aber jede gedachte und jede sichtbare Gestalt des Menschseins entbehrt der Allge-
meingültigkeit. Die Gestalt ist nur ein Aspekt der geschichtlichen Existenz, nicht diese
selbst. Und jede Gestalt einer etwa möglichen menschlichen Vollendung erweist sich
für den Gedanken als in sich brüchig und in der Wirklichkeit als nicht vollendbar.
Daher sind wir wohl geführt von Idealen. Sie sind auf unserer Fahrt wie Seezeichen;
aber sie erlauben kein Verweilen, als ob in ihnen schon das Ziel und die Ruhe wäre.
Ideale sind wie alles gegenständlich Erkannte eingeschmolzen in das Umgreifende.
Über alle Ideale hinaus - wenn auch nur auf dem Wege über sie und in ständigem Halt
an ihnen - zeigt das Philosophieren im Umgreifenden den bleibenden Raum. Das Be-
wußtsein dieser Weite zu gewinnen gehört zum Menschsein, weil das Umgreifende uns
die eigene Möglichkeitwach erhält. Wir sind zwar nur dadurch, daß wir stets das Nächste
ergreifen unter dem Maßstab unserer bis dahin hell gewordenen Ideale. Aber das Den-
ken des Umgreifenden, indem es den Raum weitet, öffnet die Seele zur Wahrnehmung
des Ursprungs.
Denn das Wesen des Menschen liegt nicht schon im fixierbaren Ideal, sondern erst
in seiner uneingeschränkten Aufgabe, durch deren Erfüllung er in den Ursprung
dringt, aus dem er kam, und dem er sich zurückgibt.
Erst recht liegt das Wesen des Menschen nicht beschlossen in dem, was von ihm
anthropologisch erkennbar ist als einem in der Welt vorkommenden Lebewesen. Es ist
auch nicht erschöpft in seinen Daseinszusammenhängen, seinem Bewußtsein, seinem
Geist. Er ist dies alles, und er ist verschwunden oder verkümmert, wenn eine dieser
Weisen seines Wesens wegfällt.
23
Raum höre, was zu mir spricht, die Blinklichter wahrnehme, die zeigen, warnen, lo-
cken - und vielleicht kund tun, was ist; -
ob ich in den Reflexen des Seins, die alle als Seinsvertretungen erscheinen, mich
vergewissere, und diesem mir allein zugänglichen Wege der Immanenz niemals aus-
weiche, als ob ich ohne ihn und gradezu den Grund des Seins betreten könnte; -
ob ich es aushalte, bis ich des einzigen Bodens im Grunde der möglichen Existenz,
die ich bin, innewerde als der Transzendenz, die mich trägt; -
ob ich, statt in einer Seinslehre den trügerischen Halt zu gewinnen, im offen blei-
benden Umgreifenden als geschichtliche Erscheinung ich selbst mit dem anderen
Selbst werde.
Die Weisen des Umgreifenden erhellen einen Grundzug in der Möglichkeit des Men-
schen.
Wir möchten wohl das Ideal des Menschen sehen. Wir möchten, was wir sein sollen
und aus unserem verdunkelten | Grunde sein können, wiedererkennen im Gedachten.
Es ist, als wenn wir im vorgestellten Bilde eine Gewißheit unseres Wesens fänden durch
die Klarheit der Idee des Menschseins im Ideal.
Aber jede gedachte und jede sichtbare Gestalt des Menschseins entbehrt der Allge-
meingültigkeit. Die Gestalt ist nur ein Aspekt der geschichtlichen Existenz, nicht diese
selbst. Und jede Gestalt einer etwa möglichen menschlichen Vollendung erweist sich
für den Gedanken als in sich brüchig und in der Wirklichkeit als nicht vollendbar.
Daher sind wir wohl geführt von Idealen. Sie sind auf unserer Fahrt wie Seezeichen;
aber sie erlauben kein Verweilen, als ob in ihnen schon das Ziel und die Ruhe wäre.
Ideale sind wie alles gegenständlich Erkannte eingeschmolzen in das Umgreifende.
Über alle Ideale hinaus - wenn auch nur auf dem Wege über sie und in ständigem Halt
an ihnen - zeigt das Philosophieren im Umgreifenden den bleibenden Raum. Das Be-
wußtsein dieser Weite zu gewinnen gehört zum Menschsein, weil das Umgreifende uns
die eigene Möglichkeitwach erhält. Wir sind zwar nur dadurch, daß wir stets das Nächste
ergreifen unter dem Maßstab unserer bis dahin hell gewordenen Ideale. Aber das Den-
ken des Umgreifenden, indem es den Raum weitet, öffnet die Seele zur Wahrnehmung
des Ursprungs.
Denn das Wesen des Menschen liegt nicht schon im fixierbaren Ideal, sondern erst
in seiner uneingeschränkten Aufgabe, durch deren Erfüllung er in den Ursprung
dringt, aus dem er kam, und dem er sich zurückgibt.
Erst recht liegt das Wesen des Menschen nicht beschlossen in dem, was von ihm
anthropologisch erkennbar ist als einem in der Welt vorkommenden Lebewesen. Es ist
auch nicht erschöpft in seinen Daseinszusammenhängen, seinem Bewußtsein, seinem
Geist. Er ist dies alles, und er ist verschwunden oder verkümmert, wenn eine dieser
Weisen seines Wesens wegfällt.
23