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Jaspers, Karl; Kaegi, Dominik [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 8): Schriften zur Existenzphilosophie — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69895#0243
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182 Übersetzungsvorlage zu »A Note on Existenzphilosophie and Existentialism«

Dichter durch Romane und Dramen diea Breitenwirkung gewann und weil er ausser-
dem durch ein bedeutendes philosophisches Buch »L'etre et le neant« als Philosoph
legitimiert war, müssen alle anderen sich gefallen lassen, gleichsam in seinem Gefolge
genannt zu werden. Vor einigen Jahren sah ich in einer amerikanischen Zeitung ein
Bild: in der Mitte Sartre in grossem Format, lächelnd, zufrieden, um ihn herum in klei-
nem Format als Trabanten: Pascal, Kierkegaard, Nietzsche und der Schreiber dieser Zei-
len. Welche Verkehrung der Maßstäbe! Die grossen Männer, die nur mit Ehrfurcht zu
nennen sind, werden einfach neben uns kleine Köpfe gesetzt. So macht man in die-
sem Spiel der Welt, alles in Puppen verwandelnd, jeweils ein Bild. In einer französi-
schen Zeitung stand ein geistreich erfundener Himmelsbrief Pascals, der schliesst: Ich
bin kein Existenzialist [sie].
Trotz allem darf man vielleicht hoffen, dass selbst in diesem Lärm des alles Vermen-
gens etwas Wahres sich regt: eine unabhängige Philosophie, die illusionslos doch ih-
ren Grund gewinnt in der Überlieferung von Jahrtausenden. Vielleicht ist doch etwas
Gemeinsames hier am Werke, das in aller Fremdheit uns verbindet, weil es in irgend
einem Sinne auf den Ernst der Existenz dringt.
Definitorisch und systematisch von einem übergeordneten Standpunkt her die Phi-
losophien und Philosophen zu bestimmen, abzugrenzen und einzuordnen, halte ich
für ebenso ungerecht wie unmöglich und verständnislos.

a nach die gestr. ungemeine
 
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