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Jaspers, Karl; Kaegi, Dominik [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 8): Schriften zur Existenzphilosophie — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69895#0252
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Stellenkommentar

1141 - nachdem sich Abaelard dem Konzil von Sens zunächst entzogen hatte - die Verur-
teilung Abaelards durch Papst Innozenz II. Zum Hintergrund des richtungsweisenden Kon-
flikts H. Fichtenau: Ketzer und Professoren. Häresie und Vernunftglaube im Hochmittelalter,
München 1992, 269-273.
Unter den »Formen der Unphilosophie« führt Jaspers in Der philosophische Glaube, 132-
133 namentlich »das credo quia absurdum« auf (vgl. auch Philosophie I, 306-307); »empi-
risch-soziologisch«, heißt es in der Allgemeinen Psychopathologie [1946], 613, seien »alle wirk-
samen Glaubensbewegungen und Kirchen, meistens unbewußt, selten bewußt, durch die
Absurdität von Glaubensinhalten geradezu charakterisiert«; ebenso in: »Über Gefahren
und Chancen der Freiheit« [1949/50], Rechenschaft und Ausblick, 345-369, hier: 346.
15 Vgl. Die geistige Situation der Zeit, gf. und das dortige Zitat aus dem Discours de la methode:
»qu'il n'y aurait veritablement point d'apparence qu'un particulier fit dessein de reformer
un Etat en y changeant tout des les fondements, et en le renversant pour le redresser« (AT
VI, 13; auch: Descartes und die Philosophie, 71).
16 neue Wirklichkeitl In einem Brief, der das erste Konzept von Vernunft und Existenz entwi-
ckelt, spricht Jaspers davon, er wolle »den grossen Grundzug in der Erneuerung der Philo-
sophie herausheben«, nämlich »die Erfahrung, dass der Mensch mit seiner Vernunft an
Grenzen kommt und doch ohne Vernunft keinen menschlichen Schritt tun kann. Die Kon-
sequenzen dieser Erfahrung sind ein Antrieb ausserordentlicher gedanklicher Bewegungen,
aber auch der Grund eines radikalen Versagens, die Situation, in der die Aufgabe des
Menschseins mit neuem Bewusstsein entspringt. Es wäre dies nicht nur im Allgemeinen zu
sagen, und nicht blos an der Wirklichkeit, wie Menschen sich zueinander verhalten, auf-
zuweisen, sondern an philosophischen Gedankengängen zu zeigen, die seit 150 Jahren bei
völliger Wesensverschiedenheit in Ansatz und Absicht übereinstimmend bei den eigent-
lich schaffenden Denkern wiederkehren. Dies geschieht - seitdem die abendländische Welt
im Umbruch ist, - zuerst leise im Hintergrund, wie ferner Donner, schliesslich als geistige
Katastrophe. Ich würde wohl Kant, Schelling, Kierkegaard und Nietzsche als Beispiele neh-
men und das Problem nennen: »Vernunft und Existenz<« (K. Jaspers an G. van der Leeuw,
1. Juli 1934). Die Beispiele hat Jaspers, wie das Weitere zeigt, dann auf Kierkegaard und Nietz-
sche reduziert.
17 Zu Kierkegaard bereits das Referat in der Psychologie der Weltanschauungen, qigff., dort noch
ausdrücklich unter Auslassung »alles >Christlichen<«. - Jaspers' Beschäftigung mit Kierke-
gaard, angestoßen vor allem durch Erich Frank (vgl. L. Edelstein: »Erich Frank's Work. An
Appreciation«, in: E. Frank: Wissen, Glauben, Wollen. Gesammelte Aufsätze zur Philosophie-
geschichte und zur Existentialphilosophie, hg. von L. Edelstein, Zürich 1955, 419 und Stellen-
kommentar Nr. 316), reicht bis 1913/14 zurück (»seit 1914«: »Vorwort zur vierten Auflage«,
in: Psychologie der Weltanschauungen, X; »schon vor 1914«: »Nachwort (1955) zu meiner >Phi-
losophie< (1931)«, XIX, vgl. auch A. Janik: »Haecker, Kierkegaard, and the Early Brenner: A
Contribution to the History ofthe Reception of>Two Ages< in the German-Speaking World«,
in: International Kierkegaard Commentary: The Two Ages, hg. von R. L. Perkins, Macon 1984,
220-221). Als Vorlesungs- und Seminarthema figuriert Kierkegaard in Heidelberg mehrfach
(Sommersemester 1923, Wintersemester 1928/29, Wintersemester 1934/35, Sommersemes-
ter 1937 (Leonhard, 103-106), für Basel vgl. das Verzeichnis bei P. Meyer-Gutzwiller: »Karl
Jaspers und Basel«, Basler Stadtbuch 1970, Basel 1969, 149-163, hier: 153-155); ein klares Ver-
 
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