Metadaten

Jaspers, Karl; Kaegi, Dominik [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 8): Schriften zur Existenzphilosophie — Basel: Schwabe Verlag, 2018

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.69895#0259
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
198

Stellenkommentar

vgl. KSA 2, 17 und KSA 11, 653. - Zu Nietzsches Konzeption des Lebens als Experiment KSA
3, 274, 55!-552 sowie die Materialien in: Nietzsche-Kommentar Bd. 3/1, Berlin und Boston
2015, 372-373, 381-384. In Nietzsche (384t.) beschreibt Jaspers das experimentelle Denken
als Einheitsform von Leben und Erkennen: »Das Versuchen Nietzsches ist sein Einssein mit
der Welt, wie er es versteht; seine Möglichkeit ist selber Wirklichkeit, sein Experimentieren
die Weise seines geschichtlich existenten Entscheidens. In dem Selbstverständnis seines
denkenden Lebens als Versuchen erreicht Nietzsche die ihm eigene Einheit von Leben
und Erkennen.« Bereits die Urfassung des Vergleichs Kierkegaard/Nietzsche (vgl. oben
Nr. 17) streicht demgegenüber die methodische Überlegenheit der experimentierenden
Psychologie Kierkegaards heraus: Kierkegaard verfahre im Unterschied zu Nietzsche sys-
tematisch, er »entwickelt das experimentierende Verfahren im Erdenken der Möglichkei-
ten der Existenz, Nietzsche ist versucherisch. Die experimentierende Psychologie Kier-
kegaards, die auf den Zusammenhang der menschlichen Existenz in ihren möglichen
Entscheidungen geht, schematisiert sich zur Lehre des ästhetischen, ethischen und reli-
giösen Stadiums, entfaltet sich zu einer umgreifenden Kontinuität eines Denkens, das eine
Möglichkeit in allen ihren Konsequenzen bis an deren Krisis entwickelt. Demgegenüber
wirkt Nietzsches Psychologie kurzatmig, in vielerlei Nebenwege zerstreut, gewaltsam sich
verengend. [...] Bei Kierkegaard ist das Werk, wie gewollt, so auch vollendet, bei Nietzsche
scheitert das Hauptwerk und bleibt ein Trümmerhaufen« Die großen Philosophen. Nach-
laß 1, 480-481). Mit dem Bild des »Trümmerhaufens« setzt später das Nietzsche-Buch ein:
Nietzsche, 9-10.
53 S. Kierkegaard: Stadien auf dem Lebensweg, GWj 4,246t. (GW 9, 289; SKS, 6, 254L) - »als ein
bloßes Vielleicht«: Hervorhebung von Jaspers.
54 Vgl. F. Nietzsche: Jenseits von Gut und Böse. Zur Genealogie der Moral, GOAj 7, 11 (KSA 5, 17):
»Es wäre sogar noch möglich, dass was den Werth jener guten und verehrten Dinge aus-
macht, gerade darin bestünde, mit jenen schlimmen, scheinbar entgegengesetzten Dingen
auf verfängliche Weise verwandt, verknüpft, verhäkelt, vielleicht gar wesensgleich zu sein.
Vielleicht! - Aber wer ist Willens, sich um solche gefährlichen Vielleichts zu kümmern!
Man muss dazu schon die Ankunft einer neuen Gattung von Philosophen abwarten, sol-
cher, die irgend welchen anderen, umgekehrten Geschmack und Hang haben als die bis-
herigen, - Philosophen des gefährlichen Vielleicht in jedem Verstände.«
55 Vgl. S. Kierkegaard: Die Tagebücher, Bd. 1, 92 (DSKE 1, 207L; SKS 17, 242): »Wie ist es doch
entsetzlich, wenn alles Geschichtliche vor einem krankhaften Grübeln über die eigne jäm-
merliche Geschichte verschwindet! Wer zeigt den mittleren Weg zwischen diesem Verzeh-
ren seiner selbst unter Betrachtungen, als wäre man der einzige Mensch, der jemals gewe-
sen ist, oder sein wird und - einem ärmlichen Trost über ein allgemeines menschliches
commune naufragium?«
commune naufragiuml Erasmus, Adagia 4,3, 9: »Commune naufragium omnibus sola-
tium«, nach Erasmus in der Bedeutung: »Multo facilius fertur malum quod nobis est cum
omnibus aut cum multis commune« (ebd.), »Viel einfacher trägt sich Leid, das uns mit al-
len oder vielen gemeinsam ist.« Die Herkunft des Sprichworts, das Erasmus von Michael
Apostolios (1422-1480) übernimmt (koivöv vavayiov roig naai napagvOiov, Corpus paroemio-
graphorum Graecorum (v. Leutsch/Schneidewin) II, 482), ist unklar. F. H. Bothe (Poetarum
Latii scenicorum fragmenta, Leipzig 1834, 230) führt es auf Publilius Syrus (1. Jahrhundert v.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften